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Beiträge zur Mittelstands- und Strukturpolitik Nr. 37 - KfW

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158 <strong>Mittelstands</strong>- <strong>und</strong> <strong>Strukturpolitik</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>37</strong><br />

ren hat. 13 Obgleich in jüngster Zeit einige IP-Intermediäre entstanden sind, 14 gibt es bisher<br />

jedoch nur sehr wenige <strong>und</strong> die Nutzung der in Kasten 3 vorgestellten Ansätze ist somit für<br />

die meisten kleineren <strong>und</strong> nicht global agierenden Unternehmen <strong>zur</strong> Zeit kaum möglich.<br />

Kasten 3: Innovative Finanzierungsformen für IP bei internationalen Großunternehmen.<br />

Für Großunternehmen mit gr<strong>und</strong>sätzlich stabilen Cashflows geht mit Durchführung großer FuE-<br />

Projekte der Nachteil einher, dass die FuE-Tätigkeit eine weitaus größere Ertragsunsicherheit aufweist<br />

als die bestehende Geschäftstätigkeit. Dies erhöht die Volatilität des Gesamtunternehmens.<br />

Da es für Investoren aus Gründen der Portfoliodiversifikation attraktiver ist, das stabile bestehende<br />

Geschäft <strong>und</strong> die riskantere FuE-Tätigkeit nicht gebündelt, sondern getrennt erwerben <strong>und</strong> handeln<br />

zu können, werden Aktien von FuE-intensiven Großunternehmen vom Markt tendenziell unterbewertet.<br />

15 Um dies zu vermeiden, bietet es sich für Großunternehmen an, die beiden unterschiedlichen<br />

Unternehmensteile getrennt handelbar zu machen. Im Folgenden werden exemplarisch einige Verfahren<br />

vorgestellt, die eine separate Handelbarkeit der beiden Unternehmensteile ermöglichen:<br />

- Ausgründung (Spin-Off): Hierbei werden FuE-intensive Unternehmensteile aus einem Großunternehmen<br />

in Form einer Neu- bzw. Ausgründung abgespalten.<br />

- Ausgabe von Tracking Stocks: Emission von Stammaktien, deren verbriefte Rechte sich auf eine<br />

spezielle Geschäftseinheit beziehen, hier auf ein FuE-Projekt oder auf ein FuE-Portfolio.<br />

- Ausgabe von Options- oder Wandelanleihen auf die Erträge aus dem FuE-Projekt bzw. auf ein<br />

entsprechendes Portfolio.<br />

- Verbriefung: Bei diesen so genannten Bowie-Bonds werden die zukünftigen Zahlungsströme aus IP<br />

verbrieft. 16 Für solche Verbriefungstransaktionen eignen sich vor allem immaterielle Vermögenswerte,<br />

die einen – mehr oder weniger – kontinuierlichen Zahlungsstrom generieren. Dieser muss nicht<br />

wie im Falle David Bowies aus Verkaufserlösen resultieren, sondern kann auch aus Lizenzgebühren<br />

gespeist sein.<br />

- Außerbilanzielle EK-Finanzierung: Analog <strong>zur</strong> Verbriefung werden FuE-Projekte in ein eigens dafür<br />

gegründetes Finanzierungsvehikel ausgelagert <strong>und</strong> dieses wird über die Emission von Finanztiteln<br />

finanziert. Um den Fehlanreiz zu mildern, Erträge aus dem FuE-Projekt nicht dieser virtuellen Ausgründung,<br />

sondern der Mutter zu<strong>zur</strong>echnen, kann der emittierte Finanztitel mit einer Kaufoption auf<br />

einen Anteil der Muttergesellschaft ausgestattet werden. Dieses Konstrukt nennt sich dann SWORD<br />

(Stock warrant off-balance-sheet research and development).<br />

13 Ähnlich wie Käufer von börsengängigen Aktien- oder Rentenfonds müssten die Sek<strong>und</strong>ärmarktinvestoren<br />

vor Übervorteilung durch die IP-Intermediäre durch Regulierung letzterer (z. B. durch Zulassung<br />

<strong>und</strong> Kontrolle durch eine Aufsichtbehörde) geschützt werden. Ein alternativer Mechanismus, der<br />

einer Übervorteilung der Sek<strong>und</strong>ärmarktteilnehmer durch die IP-Intermediäre entgegenwirkt resultiert<br />

aus Reputationsüberlegungen letzterer: Wollen die IP-Intermediäre auch in Zukunft als Akteur auf IP-<br />

Märkten agieren, so werden sie aus eigenem Interesse auf die Qualität ihrer IP-Portfolien achten.<br />

14 In das Feld der IP-Intermediäre ist jedoch jüngst Bewegung gekommen. So wurden 2005 erstmals<br />

Investmentfonds aufgelegt, die in Patente investieren. In den USA handelt es sich dabei um einen 200<br />

Mio. USD schweren Fonds, der in Firmen investiert, die das wirtschaftliche Potential ihrer Patente<br />

nicht optimal nutzen, während sein 20 Mio. Euro schweres deutsches Pendant exklusive Vertriebsrechte<br />

an Patenten von KMUs erwirbt <strong>und</strong> diese auslizenziert.<br />

15 Zur empirischen Evidenz, dass FuE-intensive Unternehmen am Aktienmarkt – zumindest in den<br />

USA <strong>und</strong> Großbritannien – mit einem Abschlag gehandelt werden siehe beispielsweise Al-Horani,<br />

Hope, Stark (2003) <strong>und</strong> Eberhart, Maxwell, Siddique (2004).<br />

16 Einer der Ersten, die ein solches Geschäft durchführten war der Musiker David Bowie, der 1997 für<br />

die zukünftigen Erträge aus 25 seiner Alben ein Verbriefungsvolumen von 55 Mio. US-Dollar erzielte.<br />

Die Snackbar-Kette Dunkin’ Donuts emittierte im Mai 2006 Anleihen im Wert von 1,7 Mrd. US-Dollar,<br />

die u. a. durch die Lizenzeinnahmen von den Franchisenehmern besichert sind. Vgl. The Economist<br />

(2006), S. 77.

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