Johann Gottfried Herder. Versuch einer Biografie. - Robert Matthees ...
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Wegen des nahenden Medizinstudiums vom Sohn Wilhelm Christian <strong>Gottfried</strong><br />
wurde Verleger Hartknoch wieder einmal um einen Vorschuss gebeten.<br />
Seit 1788 wurden alle politischen und theologischen Schriften durch das<br />
"Wöllnersche Religionsdelikt" <strong>einer</strong> strengen Zensur unterzogen. Auch die<br />
"Humanitätsbriefe." wurden kurz nach der Veröffentlichung 1793 in Wien verboten,<br />
was der Autor auf die lobende Erwähnung Friedrich II. zurückführte. Trotzdem<br />
wurden sie ein Erfolg.<br />
Während der Herzog und Goethe Mainz belagerten, um die Franzosen vom<br />
Reichsgebiet zu vertreiben, verfasste <strong>Herder</strong> den Text "Von der Gabe der Sprachen<br />
am ersten christlichen Pfingstfest", der zusammen mit der Studie "Von der<br />
Auferstehung, als Glaube, Geschichte und Lehre" die erste Sammlung "Christliche<br />
Schriften" bildet. Ihm waren diese geistlich-theologischen Arbeiten besonders<br />
wichtig, denn er wollte zu Kriegszeiten an die Humanität des Christentums<br />
erinnern. Caroline drängte indes zur Fertigstellung der besser honorierten<br />
"Humanitätsbriefe".<br />
<strong>Herder</strong> verbrachte den Tag größtenteils an seinem schwarz-gestrichenen Arbeitspult<br />
aus Kiefernholz mit Akten lesen und dem Verfassen von Berichten, Briefen oder<br />
Weisungen. Er führte die Oberaufsicht über etwa 150 Pfarrer, examinierte die<br />
Kandidaten und Lehrer, inspizierte das Gymnasium und predigte ab und an auch<br />
noch selbst.<br />
Wegen der vielen Arbeiten hatte er Schmerzen im Bein und ließ es daraufhin mit<br />
medizinischen Blutegeln behandeln.<br />
Außerdem gehörte <strong>Johann</strong> <strong>Gottfried</strong> zu den Gründungsmitgliedern der<br />
sogenannten “Freitagsgesellschaft“, die in der Regel im Wittumspalais Anna Amalias<br />
und später auch in Goethes Haus tagte. Bei den Treffen wurden von<br />
verschiedensten Persönlichkeiten (Adlige, Professoren und dergleichen) die<br />
unterschiedlichsten Themen besprochen als auch wissenschaftliche Experimente<br />
vorgeführt.<br />
Hier der Wortlaut der Satzung, welche am 5. Juli 1791 unterzeichnet wurde (die<br />
Gesellschaft existierte bis zum Winter 1796/1797); ein schönes Zeugnis für gewisse<br />
Regeln und die Bürokratie dieser Zeit:<br />
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