Johann Gottfried Herder. Versuch einer Biografie. - Robert Matthees ...
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Er verfasste daraufhin eine Vielzahl religiöser Texte, die so vorsichtig formuliert<br />
waren, dass die orthodoxen Lutheraner k<strong>einer</strong>lei Grund zur Beanstandung finden<br />
konnten. Die "Erläuterungen zum Neuen Testament aus <strong>einer</strong> neueröffneten<br />
Morgenländischen Quelle" und die "Briefe zweener Brüder Jesu in unserm Kanon.<br />
Nebst <strong>einer</strong> Probe nichtiger Conjekturen übers N.T. zum Anhange." entstanden in<br />
dieser Zeit.<br />
Die ein Jahr zuvor erschienenen "Provinzblätter" wurden in der "Allgemeinen<br />
Dreckbibliothek" - wie <strong>Herder</strong> diese in einem Brief vom 13. Januar 1777 betitelte -<br />
von Nicolai übel rezensiert.<br />
Die Familie <strong>Herder</strong> besuchte im Juli 1775 für einige Wochen Darmstadt, wo <strong>Johann</strong><br />
<strong>Gottfried</strong> "vortreflichen Rheinwein gekostet und genossen" hatte und Goethe traf:<br />
Der "ist überhaupt mit seinen Schriften nur Komödiant, in seinem Leben wilder<br />
Mensch und Zeichner und guter Junge."<br />
Ein zweiter Kuraufenthalt in Pyrmont, bei dem <strong>Herder</strong> von s<strong>einer</strong> Frau begleitet<br />
wurde und Bekanntschaft mit dem Dichter <strong>Johann</strong> Wilhelm Ludwig Gleim machte,<br />
folgte kurz danach.<br />
Ein Schreiben aus Göttingen traf im August 1775 bei dem Prediger ein. Seine<br />
Berufung "zum 4ten Professor Ordinarius der Theologie und Universitätsprediger"<br />
war mit Aussicht auf die Generalsuperintendentur genehmigt wurden. Bereits<br />
wenige Tage darauf wurde sein Jubel jedoch um etliche Dezibel stiller:<br />
"600 Thaler Gehalt! die habe ich ja hier nebst prächtigem Hause, Holz, Gärten,<br />
Accidentien, Emolumenten, wie in kl<strong>einer</strong>en Städten immer die Pfarreien haben; dort<br />
im theuren Göttingen, von dem allen nichts auf kaum ebenso viel! Ich diene mich also<br />
um die Hälfte zurück, und das ist hart!" (Brief <strong>Herder</strong>s von Ende August 1775)<br />
<strong>Herder</strong> antwortete Hofrat Brandes und teilte ihm seine Bedenken mit. Tatsächlich<br />
richtete dieser einen Antrag zur Entscheidung nach England, um das Gehalt auf<br />
700 Taler erhöhen zu lassen.<br />
Den Professoren der Göttinger Fakultät war <strong>Herder</strong>s intellektuelle und literarische<br />
Entwicklung allerdings suspekt, seine Professur wurde schließlich durch die letzte<br />
Entscheidungsinstanz, Georg III., "der außerordentlich schwache, furchtsame und<br />
religiöse König" (Brief <strong>Herder</strong>s vom 20. Juli 1776), blockiert.<br />
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