Johann Gottfried Herder. Versuch einer Biografie. - Robert Matthees ...
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Beim Besuch der päpstlichen Kapelle des Vatikans wurde er vom Offizier der<br />
Schweizergarde zurückgewiesen, da dieser dachte, er sei ein katholischer<br />
Geistlicher und demzufolge unangemessen gekleidet:<br />
“Die Deutschen sind ein gutes Volk; sie drangen sich sehr um mich.“ [...] “Dalbergs<br />
Quartier kennt Goethe auch; Luccesini hat drin gewohnet; er kann es Euch sowie das<br />
meine auf dem Kupferstich von Rom weisen. So weit wären wir also mit der<br />
Wohnung; mit den Kleidern bin ich noch nicht eingerichtet. In acht Tagen hört man<br />
auf, Seide zu tragen, und es wäre töricht, mir für diese Zeit ein seidnes Kleid zu<br />
kaufen. Ich gehe also in dem Sommerkleide, das Du mir machen ließest und ich in<br />
Nürnberg ändern ließ; herumzulaufen oder zu fahren, ist’s recht gut. Müßte ich wohin<br />
gehen, wo ich es nicht anziehen kann, so muß das schwarze seidne Kleid herhalten,<br />
da man mich überdem hier allenthalben für einen Geistlichen hält; die schwarzen<br />
Unterkleider und die Krone auf meinem Scheitel (so heißt die Tonsur) machen es<br />
ihnen unwidersprechlich. Als ich in der päpstlichen Kapelle auf dem Cavallo ins<br />
Innere eintreten wollte, zog mich der päpstliche Schweizeroffizier sacht zurück und<br />
sagte, es sei nicht erlaubt, weil ich als Geistlicher in <strong>einer</strong> Landkleidung wäre; das sei<br />
gegen den Respekt des Papstes. Ich sagte, ich sei kein katholischer Geistlicher; er<br />
schüttelte den Kopf, sah nach m<strong>einer</strong> Glatze und sagte, ich möchte es nicht übel<br />
nehmen, er könne nicht anders.“ (Brief an Caroline vom 24. September 1788)<br />
Der Prediger wollte sich im teuren Rom nur ungern neue Kleider anfertigen lassen.<br />
Letztlich hörte er trotzdem auf die Ratschläge von Angelica Kauffmann und<br />
Reiffenstein.<br />
In Folge der vielen Ausgaben schloss sich <strong>Herder</strong> wieder mehr der Gruppe Dalbergs<br />
an, die er überwiegend gemieden hatte, da das Wesen der Frau Seckendorff<br />
offenbar nichts als "listig, pfiffig und eitel" (Brief vom 1. September 1788) gewesen<br />
war. Sie "sah mich als den gutmüthigsten Tropf an, mit dem sie durchkommen, und<br />
zugleich als einen Mann von Namen, der sie decken könnte“. [...] “Nun habe ich eine<br />
Reise gethan, wie ich meinem Feinde nicht wünsche.", trauerte er in einem Brief vom<br />
15. Oktober 1788.<br />
Wegen dem nahenden Winter plagten <strong>Herder</strong> obendrein oft schwere<br />
Rheumaanfälle, die ihn ans Bett fesselten. Er bereute die Reise zutiefst und<br />
schämte sich wegen s<strong>einer</strong> finanziellen Abhängigkeit. Nie war Dalbergs Frau ein<br />
Quartier angenehm, wo er hätte mitwohnen können.<br />
Licht in diese zunehmend unerträgliche Situation brachte die Ankunft der<br />
Schirmherrin der Weimarer Klassik. Anna Amalia hatte Thüringen verlassen, um<br />
den Winter nicht im kalten Weimar, sondern im warmen Rom, zu verbringen.<br />
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