Johann Gottfried Herder. Versuch einer Biografie. - Robert Matthees ...
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Ende September erhielt er "Besuch eines impertinenten Hrn“ [Herrn] “Candidaten,<br />
Names Stock“ [...] “, der mit <strong>einer</strong> Exspectanz auf eine künftige Pfarrstelle hieselbst in<br />
einem lächerlichen Gestikulationston Ordination begehret.", wie er in einem Brief am<br />
21. September 1775 verdeutlichte. Carl Ludwig Stock wollte zum Trotze aller<br />
fachlichen Bedenken ohne theologische Prüfung eine Pfarrstelle in Schaumburg-<br />
Lippe erhalten und hätte dies fast durch finanzielle Korruption erreicht - was<br />
<strong>Johann</strong> <strong>Gottfried</strong> allerdings verhindern konnte, jedoch zum Streit mit dem Grafen<br />
führte.<br />
Die leidige Stock-Affäre, die <strong>Herder</strong> nach eigenem Bekunden "einige Haare meines<br />
Kopfes" gekostet hatte, förderte zusätzlich seinen Drang, Bückeburg zu verlassen.<br />
Wieland, der seit 1775 als pensionierter Hofrat in Weimar lebte, wusste über<br />
<strong>Herder</strong>s Lage bescheid. Dieser regte Goethe an, der seit November 1775 Gast des<br />
Weimarer Herzogs war, ihrem Freund die mögliche Berufung als Superintendenten<br />
zu Weimar mitzuteilen.<br />
Die Bemühungen der Beiden waren von Erfolg gekrönt: Am 1. Februar 1776 traf<br />
das Berufungsschreiben des Sachsen-Weimar-Eisenacher Oberkonsistorial-<br />
präsidenten Carl Friedrich Ernst von Lyncker bei <strong>Herder</strong> ein und am 10. März teilte<br />
<strong>Johann</strong> <strong>Gottfried</strong> Hofrat Brandes seine Absage bezüglich der Göttinger Professur<br />
mit.<br />
Wenige Tage darauf erhielt er von Lyncker die Auflage, bereits zu Ostern in Weimar<br />
zu predigen, wovon ihm allerdings seine Bückeburger Amtspflichten abhielten. Der<br />
Aufschub wurde gewährt.<br />
Zur selben Zeit erschien bei Hartknoch ein weiterer Teil der "Ältesten Urkunde" und<br />
<strong>Herder</strong> sandte Jacob Michael Reinhold Lenz Fabeln zur redaktionellen Bearbeitung.<br />
Diese erschienen in der Zeitschrift "Der Teutsche Merkur", welche Wieland seit<br />
1773 im Selbstverlag publizierte.<br />
Eine kleine Anmerkung zu <strong>einer</strong> Schrift Goethes:<br />
"Göthe schwimmt auf den goldenen Wellen des Jahrhunderts zur Ewigkeit. Welch ein<br />
Paradiesisch Stück seine Stella! das Beste, was er schrieb." (Brief <strong>Herder</strong>s vom 23.<br />
März 1776)<br />
Anfang April bekam die Familie Besuch von Matthias Claudius, der verspätet zu<br />
s<strong>einer</strong> neuen Aufgabe als Mitglied der Darmstädter Oberlandkommission reiste.<br />
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