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Johann Gottfried Herder. Versuch einer Biografie. - Robert Matthees ...

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Die Italienische Reise (1788 - 1789).<br />

Während der Reisevorbereitungen wurde <strong>Herder</strong>s Gemüt durch den Tod seines<br />

alten Freundes Hamann noch ein weiteres mal schwer erschüttert. Dieser wollte ihn<br />

eigentlich noch in Weimar vor s<strong>einer</strong> Abreise besuchen, doch er "hat mich nicht<br />

besuchet: ich schweige von jeder bittern Empfindung, die mich dabei übernimmt, und<br />

unterdrücke jedes Wort darüber, das ich mir selbst kaum sage." (Brief vom 4. Juli<br />

1788)<br />

Am 6. August begann die Wagenreise mit dem ersten Aufenthalt in Erfurt. Im<br />

Herzogtum Sachsen-Gotha besuchte er die Fürstenfamilie und verlebte einen für<br />

sein Verständnis unschönen Tag am dortigen Hof.<br />

Nun durchquerte er Schmalkalden, Meiningen, Hildburghausen, Coburg, Lahm und<br />

gelangte zur Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Bamberg.<br />

“Das erste Wort auf m<strong>einer</strong> ersten Rast ist an Dich, liebes Weib, die ich in <strong>einer</strong><br />

Stunde verlassen habe, wie ich sie nicht erwartet hätte. Ich fühle mich seitdem als<br />

einen Losgerissenen, Verbannten von seinem Weib uns seinen Kindern, dem nach<br />

s<strong>einer</strong> vierundvierzigjährigen Wanderschaft und Bemühung noch diese sonderbare<br />

Wanderung und Entbindung nötig sein musste. Doch wir wollen auf diesem Wege<br />

nicht fortdenken, sondern mit Vorsicht und Bescheidenheit hoffend fortgehen, wohin<br />

uns das Schicksal ruft und winket.“, schrieb <strong>Herder</strong> am 9. August 1788 in einem<br />

Brief aus Bamberg.<br />

Dort trank er Wein, aß die von Caroline vorbereitete Wegzehrung und ein Huhn,<br />

"rauchte oben auf dem Berge die erste Pfeife Toback" (Brief vom 10. August 1788);<br />

aber trotzdem oder gerade wegen dieses “Nichtstuns“ kamen ihn bereits die ersten<br />

Zweifel am Sinn der Reise in den Kopf. Als der lutherische Geistliche nach der<br />

Universitätsbibliothek den Dom besuchte, erstaunte ihn die "katholische<br />

Hochachtung" (Brief vom 10. August 1788), welche ihm in Bamberg gezollt wurde.<br />

Nach einem kurzen Aufenthalt in Erlangen führte sein Weg weiter in die Freie<br />

Reichsstadt Nürnberg, wo er unter anderem ein Konzert hörte.<br />

Über das mittelfränkische Ansbach reiste er nach Augsburg. Dort traf er den<br />

markgrafischen Rat und anekdotischen Dichter <strong>Johann</strong> Peter Uz, der - sehr<br />

ungewöhnlich für einen in der Regel sehr ernsten und beherrschten Mann - bei<br />

<strong>Herder</strong>s Weiterfahrt in Tränen ausbrach.<br />

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