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Johann Gottfried Herder. Versuch einer Biografie. - Robert Matthees ...

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Denn als Sohn armer Eltern war er in eine Regimentsrolle eingeschrieben und<br />

musste jederzeit mit der Einberufung rechnen. Der junge Student fühlte sich des<br />

weiteren durch das allgegenwärtige Spießbürgertum bedrängt und wollte - nach<br />

s<strong>einer</strong> von Streichen gezierten, jedoch finanziell und geistig durchaus<br />

anstrengenden Studentenzeit ("Mein Herz bleibt immer so Ihr, als es gewesen ist, da<br />

ich und Hamann mit dem Licht in der Hand Ihren bloßen Arsch besahen und ich<br />

Ihnen freundschaftlichst hinaufklatschte.", Brief an Hartknoch vom 21. November<br />

1770) - endlich Geld verdienen.<br />

Durch eine Empfehlung seines Freundes Hamann wurde er von <strong>Johann</strong> Gotthelf<br />

Lindner an die Rigaer Domschule berufen.<br />

Die Behandlung s<strong>einer</strong> Tränenfistel blieb indes erfolglos und bereitete ihm nur<br />

zusätzliche Schmerzen.<br />

Seine erste große Studie, "Ueber den Fleiß in mehreren gelehrten Sprachen",<br />

entstand ebenfalls im Oktober des Jahres 1764.<br />

In den einzelnen Nationalsprachen offenbare sich laut <strong>Johann</strong> <strong>Gottfried</strong>s<br />

Auffassung der Anthropologie die individuelle Eigentümlichkeit eines jeden Volkes,<br />

indem sie das Erlebnis und die Erkenntnis der Wirklichkeit, den Weltbesitz <strong>einer</strong><br />

bestimmten Kultur, wiederspiegeln. Die Sprach- bzw. Kulturunterschiede sind<br />

dabei anhand der verschiedenen Klima- und Vegetationszonen der Erde samt den<br />

sich daraus ergebenden Möglichkeiten zur zivilen Sozialisation des Menschen zu<br />

verstehen.<br />

“Die drei Göttinnen der menschlichen Kenntnis, Wahrheit, Schönheit und Tugend<br />

wurden so national, als es die Sprache war.“, schrieb er später in seinem 1774<br />

veröffentlichten Werk “Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der<br />

Menschheit. Beytrag zu vielen Beyträgen des Jahrhunderts.“<br />

Es war <strong>Herder</strong> lebenslang sehr wichtig, sich den Gemütern und Eigenarten fremder<br />

Sprachen zu öffnen, damit seine eigene, enge und nationale Bildung zum<br />

Verständnis der Bildung der Welt heranwachsen konnte.<br />

Kurz vor s<strong>einer</strong> Abreise geschah am 11. November 1764 der große Königsberger<br />

Brand, der die Stadt viele Tage heimsuchte und <strong>Herder</strong> zu dem Gedicht "Ueber die<br />

Asche Königsbergs. Ein Trauergesang." inspirierte.<br />

Als er am 22. November Aufbrach, gab ihm Hamann bis zur Stadtgrenze das Geleit.<br />

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