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Johann Gottfried Herder. Versuch einer Biografie. - Robert Matthees ...

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"In der natürlichen Theologie, da man sich einen Gegenstand denkt, der nicht allein<br />

für uns gar kein Gegenstand“ [...] “der sinnlichen Anschauung sein kann, ist man<br />

sorgfältig darauf bedacht, von aller s<strong>einer</strong> Anschauung“ [...] “die Bedingungen der<br />

Zeit und des Raumes wegzuschaffen. Aber mit welchem Rechte kann man dieses tun,<br />

wenn man beide vorher zu Formen der Dinge an sich selbst gemacht hat, und zwar<br />

solchen, die, als Bedingungen der Existenz der Dinge a priori“ [schlechthin] “, übrig<br />

bleiben, wenn man gleich die Dinge selbst aufgehoben hätte: denn als Bedingungen<br />

alles Daseins überhaupt, müßten sie es auch vom Dasein Gottes sein.“ [...]<br />

“Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“<br />

(Immanuel Kant, "Kritik der reinen Vernunft.")<br />

<strong>Johann</strong> <strong>Gottfried</strong> nahm eine stark konservative Position gegen den Deutschen<br />

Idealismus ein und betitelte sogar seine beiden Angestellten, den Diener <strong>Johann</strong><br />

Raum und die Magd, in Anspielung auf Kants Terminologie, als "Raum" und "Zeit".<br />

Weiterhin störte ihn die frivole Literatur von Schiller, welcher s<strong>einer</strong>seits offenbar<br />

<strong>Herder</strong>s zwar frei, aber dennoch christliche Weltanschauung ablehnte.<br />

"<strong>Herder</strong>s Predigt hat mir besser als jede andere, die ich in meinem Leben zu hören<br />

bekommen habe, gefallen - aber ich muß Dir aufrichtig gestehen, daß mir überhaupt<br />

keine Predigt gefällt“ [...] “, eine Predigt ist für den gemeinen Mann; der Mann von<br />

Geist, der ihr das Wort redet, ist ein beschränkter Kopf, ein Phantast oder ein<br />

Heuchler." (Schiller in einem Brief an Körner)<br />

“Man sollte es sich zur heiligsten Pflicht machen, dem Kinde nicht zu früh einen<br />

Begriff von Gott beibringen zu wollen. Die Forderung muß von innen heraus<br />

geschehen, und jede Frage, die man beantwortet, ehe sie aufgeworfen ist, ist<br />

verwerflich. Das Kind hat vielleicht seine ganze Lebenszeit daran zu wenden, um<br />

jene irrigen Vorstellungen wieder zu verlieren.“ (ebenfalls Friedrich Schiller)<br />

Und nun noch ein Gedicht Schillers namens „Der Mataphysiker.“:<br />

„’Wie tief liegt unter mir die Welt!<br />

Kaum seh' ich noch die Menschlein unten wallen!<br />

Wie trägt mich meine Kunst, die höchste unter allen,<br />

So nahe an des Himmels Zelt!’<br />

So ruft von seines Thurmes Dache<br />

Der Schieferdecker, so der kleine große Mann,<br />

Hans Metaphysikus, in seinem Schreibgemache.<br />

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