Johann Gottfried Herder. Versuch einer Biografie. - Robert Matthees ...
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D.h. - etwas frei gesprochen: Aus den sinnlichen Gefühlen, Bedürfnissen und<br />
Erscheinungen des Lebens bildete der Geist sich Symbole, die in Form von Lauten,<br />
Schreien oder sonst welchen Handlungen herausartikuliert wurden.<br />
Als nun ein Mensch eine dieser Leidenschaften, die er ebenfalls in sich selbst<br />
verspürte, an einen s<strong>einer</strong> Mitmenschen erkannte und dabei das Verhalten seines<br />
Gegenübers verinnerlichte, bemerkte er die verbindende Gemeinsamkeit und blökte<br />
zurück; sei es aus Mitgefühl, Angst, Freude, Rudelverhalten oder sonst einem<br />
Grund gewesen.<br />
Beide Menschen lernten also ihre Leidenschaften und Empfindungen durch<br />
linguistische Äquivalente auszudrücken. Somit konnten sie sich einander<br />
gegenseitig erkenntlich machen; es entstanden die ersten<br />
Kommunikationsbeziehungen.<br />
Oder - wie <strong>Herder</strong> sagte: „die Sprache ist erfunden!“<br />
Und da die Sprache durch Betrachtung des Umfelds, durch die Betrachtung der<br />
Natur, entstand und der Mensch sich s<strong>einer</strong> Position in diesem ihn umgebenden<br />
Universum bewusst wurde, so wurde mit der Sprache gleichzeitig die Mythologie,<br />
die Urpoesie, geboren.<br />
„Je kl<strong>einer</strong> die Sphäre der Thiere, desto weniger haben sie Sprache nöthig.“ [...] „Der<br />
Mensch hat keine so einförmige und enge Späre“: „Seine Seelenkräfte sind über die<br />
Welt verbreitet.“<br />
“Jeder Gedanke ist nicht unmittelbares Werk der Natur, aber eben damit kanns sein<br />
eigen Werk werden.“ Der Mensch ist „nicht mehr eine unfehlbare Maschine in den<br />
Händen der Natur“, darum „wird er sich selbst Zweck und Ziel der Bearbeitung“.<br />
Neben diesen Einsichten kritisierte er die übertrieben-gekünstelte Modesprache,<br />
welche - im Gegensatz zur gefühlsvollen und natürlichen Poesie bzw. Aussprache<br />
von echten, leidenschaftlich-empfindsamen Gemütern - zu k<strong>einer</strong> echten<br />
Empfindung fähig sei (bzw. ist; man kann dies auch heute noch sehr gut<br />
beobachten).<br />
Am 20. Dezember 1770 schrieb er Caroline bescheiden: "Heut hab ich ein Pack<br />
Geschmiere weggeschickt." Seine "Abhandlung über den Ursprung der Sprache"<br />
erhielt im Juni 1771 den Preis und wurde ein Jahr darauf vom Berliner<br />
Verlagsbuchhändler Christian Friedrich Voß herausgegeben.<br />
Der erste Arzt, welcher seine geschwollene Tränenfistel behandeln sollte, war der<br />
seit zwei Jahren in Strassburg wohnhafte Professor der Anatomie und Chirurgie Dr.<br />
<strong>Johann</strong> Friedrich Lobstein.<br />
Die erste Augenoperation erfolgte am 22. Oktober 1770. Man bohrte (wohlgemerkt<br />
ohne jegliche Narkose!) in die dauerhaft-verstopfte Nase einen Kanal; am 28.<br />
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