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Johann Gottfried Herder. Versuch einer Biografie. - Robert Matthees ...

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Im Mai, während Caroline die kranken Kinder pflegte, unternahm ihr Gatte eine<br />

Reise. Auf s<strong>einer</strong> Tour durch Halberstadt, Blankenburg, Braunschweig und<br />

Wandsbeck besuchte er Gleim und Claudius, traf sich mit Marie von Schardt,<br />

lernte den Theologen Eschenburg, den Juristen und Dramatiker Leisewitz und den<br />

lang ersehnten Klopstock kennen.<br />

Eine Überraschung erwartete ihn bei s<strong>einer</strong> Rückkehr nach Weimar: Am 1. Juni<br />

1783 kam sein Sohn – der zukünftige Ehrendoktor und Königliche Bayrische Fort-<br />

und Regierungsrat - Emil Ernst <strong>Gottfried</strong> zur Welt. Er war der erste, der das<br />

„Journal m<strong>einer</strong> Reise im Jahr 1769“ seines Vaters ungekürzt veröffentlichen ließ,<br />

heiratete am 14. Oktober 1813 Luise Huber, die Tochter des Weltumseglers,<br />

Anhängers der französischen Revolution und politischen Schriftstellers Ferdinand<br />

Huber. Nach ihm ist auch der bereits erwähnte Enkel <strong>Johann</strong> <strong>Gottfried</strong> und Sohn<br />

Emil <strong>Herder</strong>s benannt wurden, Ferdinand Theobald Maximilian <strong>Gottfried</strong>. Emil<br />

starb am 26. Februar 1855 in Erlangen.<br />

Das Verhältnis zwischen Goethe und <strong>Herder</strong> verbesserte sich zunehmend. Im<br />

Dezember 1783 las ihn <strong>Herder</strong> aus dem Manuskript des ersten Teil s<strong>einer</strong> "Ideen"<br />

vor und <strong>Johann</strong> Wolfgang erkannte sogleich die Bedeutung der Schrift.<br />

Am 6. Februar 1784 formulierte er seinen Gottesbegriff in einem Brief an Jacobi:<br />

"Was Ihr, lieben Leute, mit dem 'außer der Welt existieren' wollt, begreife ich nicht:<br />

Existiert Gott nicht in der Welt, überall in der Welt, und zwar überall ungemessen,<br />

ganz und unteilbar (denn die ganze Welt ist nur eine Erscheinung s<strong>einer</strong> Größe für<br />

uns erscheinende Gestalten), so existiert er nirgends. Außer der Welt ist kein Raum:<br />

der Raum wird nur, indem für uns eine Welt wird, als Abstraktion <strong>einer</strong> Erscheinung.<br />

Eingeschränkte Personalität paßt aufs unendliche ebenso wenig, da Person bei uns<br />

nur durch Einschränkung wird, als eine Art modus oder als ein mit einem Wahn der<br />

Einheit wirkendes Aggregat von Wesen. In Gott fällt dieser Wahn weg: er ist das<br />

höchste, lebendigste, tätigste Eins - nicht in allen Dingen, als ob die was außer ihm<br />

wären, sondern durch alle Dinge, die nur als sinnliche Darstellung für sinnliche<br />

Geschöpfe erscheinen. Das Bild 'Seele der Welt' ist, wie alle Gleichnisse, mangelhaft;<br />

denn für Gott ist die Welt nicht Körper, sondern ganze Seele.“ [...]<br />

“Wie gern möchte ich hievon noch weiter schwätzen, aber Raum und Zeit gebricht mir,<br />

die beiden modi, die alle eingeschränkten Wesen umschränken.“ [...] “Lassen Sie,<br />

wer da will, recht haben und siegen; das Auseinandergehen zuletzt ist für mich<br />

immer das schönste Ende des philosophischen Dialogs; gerade wie Sie’s auch hier<br />

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