Johann Gottfried Herder. Versuch einer Biografie. - Robert Matthees ...
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Munde, einen unendlichen Reiz; denn weil er alles aufs tiefste empfand, und die<br />
Mannigfaltigkeit eines solchen Werks hochzuschätzen wusste, so trat das ganze<br />
Verdienst <strong>einer</strong> Produktion rein und um so deutlicher hervor, als man nicht durch<br />
scharf ausgesprochene Einzelnheiten gestört und aus der Empfindung gerissen<br />
wurde, welche das Ganze gewähren sollte.“ (Goethe: „Dichtung und Wahrheit“,<br />
1812)<br />
“Er predigt, wie noch niemand gepredigt hat, so wahr, so simpel, so faßlich, und doch<br />
alles so tief gedacht, so rein gefühlt, so schwer an Inhalt! Und was das wunderbarste<br />
ist, so reinen Menschensinn, so lautere Wahrheit.“ (Wieland an Jacobi, 1. November<br />
1776)<br />
Durch die vielen Amtsaufgaben kam <strong>Herder</strong> kaum zum Schreiben - er lebte recht<br />
zurückgezogen hinter der Stadtkirche.<br />
Da er im Winter an Gallenfieber und Leberschmerzen litt, ging er im Sommer 1777<br />
zur Kur nach Pyrmont, wo er auch dem Bückeburger Graf Wilhelm einen kurzen<br />
Besuch abstattete.<br />
Zur Familie Wieland entwickelte sich kein sehr gutes Verhältnis; der „eitle Dichter“<br />
war Carolines Natur zuwider.<br />
Goethe fand wegen seinen unzähligen Verpflichtungen am Hof auch kaum Zeit für<br />
Besuche bei seinem Freund <strong>Herder</strong>.<br />
Im Winter beendete <strong>Johann</strong> <strong>Gottfried</strong> die aus Bückeburg mitgebrachte ästhetische<br />
Schrift der "Plastik", die vom Leipziger Verleger Breitkopf mit einigen Setzfehlern<br />
gedruckt wurde.<br />
Er erneuerte seinen Kontakt zu Boie, der <strong>Herder</strong>s Aufsatz "Von Ähnlichkeit der<br />
mittleren englischen und deutschen Dichtkunst" in s<strong>einer</strong> im November 1777<br />
gegründeten Zeitschrift "Deutsches Museum" veröffentlichte.<br />
Das dritte Kind, der "wahre Riese, an Gestalt, Kraft und Wille" (Brief vom 20. März),<br />
Wilhelm Ludwig Ernst, erblickte am 12. Februar 1778 das Licht der Welt. Er war<br />
später als Kaufmann in St. Petersburg tätig gewesen und ebnete wohl den Weg<br />
dafür, dass ein Enkel <strong>Herder</strong>s, Ferdinand Theobald Maximilian <strong>Gottfried</strong>, den man<br />
hierzulande um 1850 als Revolutionär und Dr. jur. des Landes verwies, dort eine<br />
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