und Verdruß und Kränkungen, ists schlechter, als es je gewesen, roth, aufgedrungen, voll Materie, ein Abscheu der Leute, das es voraus nicht war. Die Cur fehlgeschlagen! Die Hoffnung der Cur verlohren! Auf eine Lebenszeit schlimmer, unheilbar und wer weiß, von welchen gefährlichen Folgen – o laßen Sie mich nicht mehr schreiben!“ [...] „Ich beiße die Zähne zusammen“. Nur einem Zufall war es zu verdanken, dass er in dieser Leidenszeit den zweiundzwanzigjährigen bzw. 5 Jahre jüngeren Jurastudenten <strong>Johann</strong> Wolfgang Goethe kennen lernte und die wohlmöglich folgenschwerste Begegnung für die Deutsche Literatur zustande kam. 48
Freundschaft mit Goethe in Straßburg (1771). Auch Goethe, der ohne den von faustischem Erlebnis- und Erkenntnisdrang beseelten <strong>Herder</strong> wohlmöglich gar ausschließlich bei der Juristerei geblieben wäre, hatte das Zusammentreffen als sehr glückliches Ereignis empfunden. Dies gab er später, mit über 60 Jahren, im zehnten Buch s<strong>einer</strong> Jugendautobiografie "Dichtung und Wahrheit" anschaulich zu erkennen. Unter anderem schrieb er in diesem sehr ausführlichen Bericht über seinen damaligen Mentor: „In m<strong>einer</strong> Sphäre konnte das was ich hervorbrachte immer für gut gehalten werden. Frauenzimmer, Freunde, Gönner werden nicht schlecht finden was man ihnen zu Liebe unternimmt und dichtet; aus solchen Verbindlichkeiten entspringt zuletzt der Ausdruck eines leeren Behagens aneinander, in dessen Phrasen sich ein Charakter leicht verliert, wenn er nicht von Zeit zu Zeit zu höherer Tüchtigkeit gestählt wird. Und so hatte ich von Glück zu sagen, daß, durch eine unerwartete Bekanntschaft, alles was in mir von Selbstgefälligkeit, Bespiegelungslust, Eitelkeit, Stolz und Hochmut ruhen oder wirken mochte, <strong>einer</strong> sehr harten Prüfung ausgesetzt ward, die in ihrer Art einzig, der Zeit keineswegs gemäß, und nur desto eindringender und empfindlicher war. Denn das bedeutendste Ereignis, was die wichtigsten Folgen für mich haben sollte, war die Bekanntschaft und die daran sich knüpfende nähere Verbindung mit <strong>Herder</strong>. Er hatte den Prinzen von Holstein-Eutin, der sich in traurigen Gemütszuständen befand, auf Reisen begleitet und war mit ihm bis Straßburg gekommen. Unsere Sozietät, sobald sie seine Gegenwart vernahm, trug ein großes Verlangen sich ihm zu nähern, und mir begegnete dies Glück zuerst ganz unvermutet und zufällig. Ich war nämlich in den Gasthof Zum Geist gegangen, ich weiß nicht welchen bedeutenden Fremden aufzusuchen. Gleich unten an der Treppe fand ich einen Mann, der eben auch hinaufzusteigen im Begriff war, und den ich für einen Geistlichen halten konnte. Sein gepudertes Haar war in eine runde Locke aufgesteckt, das schwarze Kleid bezeichnete ihn gleichfalls, mehr noch aber ein langer schwarzer seidner Mantel, dessen Ende er zusammengenommen und in die Tasche gesteckt hatte. Dieses einigermaßen auffallende, aber doch im Ganzen galante und gefällige Wesen, wovon ich schon hatte sprechen hören, ließ mich keineswegs zweifeln, daß er der berühmte Ankömmling sei, und meine Anrede mußte ihn sogleich überzeugen, daß ich ihn kenne. Er fragte nach meinem Namen, der ihm von k<strong>einer</strong> Bedeutung sein konnte; allein meine Offenheit schien ihm zu gefallen, indem er sie mit großer Freundlichkeit erwiderte, und als wir die Treppe hinaufstiegen, sich sogleich zu <strong>einer</strong> lebhaften Mitteilung bereit finden ließ. Es ist mir entfallen, wen wir damals besuchten; genug, 49
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