Johann Gottfried Herder. Versuch einer Biografie. - Robert Matthees ...
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<strong>Herder</strong> ärgerte sich über die Irrungen während s<strong>einer</strong> Studienzeit:<br />
"Ei! wenn du die Bibliothek beßer genutzt hättest? wenn du in jedem, das dir oblag,<br />
dir zum Vergnügen, ein System entworfen hättest? “ [...] “Gott! was verliert man, in<br />
gewissen Jahren, die man nie wieder zurückhaben“ [kann,] “durch gewaltsame<br />
Leidenschaften, durch Leichtsinn, durch Hinreißung in die Laufbahn des Hazards."<br />
Und das Schiff erschien ihm als „das Urbild <strong>einer</strong> sehr besonderen und strengen<br />
Regierungsform“. Wo sonst gibt es eine „zusammengesetztere Kunst, als die<br />
Schiffskunst“, wo sonst hängt „von einem Versehen, von <strong>einer</strong> Unwißenheit alles<br />
ab“? Das Schiff und seine Mannschaft ist ein wirklich besonderer Organismus. „Da<br />
es ein kl<strong>einer</strong> Staat ist, der überall Feinde um sich siehet, Himmel, Ungewitter, Wind,<br />
See, Strom, Klippe, Nacht, andre Schiffe, Ufer, so gehört ein Gouvernement dazu, das<br />
dem Despotismus der ersten feindlichen Zeiten nahe kommt. Hier ist ein Monarch und<br />
sein erster Minister, der Steuermann: alles hinter ihm hat seine angewiesenen Stellen<br />
und Ämter, deren Vernachlässigung und Empörung“ sich verheerend auf das Ganze<br />
Gemeinwesen ausübt.<br />
Angeregt durch diese Gesellschaft kultivierte sich in <strong>Herder</strong> der Wunsch nach<br />
praktischer Wirkung: „Nichts, als Menschliches Leben und Glückseligkeit, ist<br />
Tugend: jedes Datum ist Handlung; alles übrige ist Schatten, ist Raisonnement“<br />
[Vernünftelei].<br />
Weiterhin zeichnete er seine zukünftigen Aufgaben:<br />
"Welche grosse Geschichte, um die Literatur zu studieren, in ihren Ursprüngen, in<br />
ihrer Fortpflanzung, in ihrer Revolution, bis jetzt! Alsdenn aus den Sitten Amerika's,<br />
Africa's und <strong>einer</strong> neuen südlichen Welt, beßer als Ihre, den Zustand der künftigen<br />
Literatur und Weltgeschichte zu weißsagen!“ [...] “Welch ein Werk über das<br />
Menschliche Geschlecht! den Menschlichen Geist! die Cultur der Erde! aller Räume!<br />
Zeiten! Völker! Kräfte! Mischungen! Gestalten! Asiatische Religion! und Chronologie<br />
und Policei und Philosophie! Aegyptische Kunst und Philosophie und Policei!<br />
Phönicische Arithmetik und Sprache und Luxus! Griechisches Alles! Römisches Alles!<br />
Nordische Religion, Recht, Sitten, Krieg, Ehre! Papistische Zeit, Mönche,<br />
Gelehrsamkeit! Nordisch asiatische Kreuzzieher, Wallfahrter, Ritter! Christliche<br />
Heidnische Aufweckung der Gelehrsamkeit! Jahrhundert Frankreichs! Englische,<br />
Holländische, Deutsche Gestalt! Grosses Thema: das Menschengeschlecht wird nicht<br />
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