Theoretische Physik II - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
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6 Felder quasistatischer Ströme<br />
Die meisten Probleme der Elektrotechnik und Elektronik spielen sich im Gebiet der langsam veränderlichen<br />
Felder ab.<br />
Diese Aussage ist diffus, denn was bedeutet ”langsam”? Langsam wogegen?<br />
Annahme: Zeitlich periodischer Vorgang (oder periodisch gedämpft)<br />
T. . . Schwingungsdauer, c. . . Lichtgeschwindigkeit<br />
⇒ c · T = λ. . . Wellenlänge<br />
⇒ Wir haben so einen zeitlichen Vergleich auf einen räumlichen zurückgeführt.<br />
Falls: λ ≫ l (l. . . charakteristische Systemlänge), so ist die Retardierung der Felder zu vernachlässigen.<br />
D.h. � j oder ρel ändern sich an irgendeiner Stelle im System<br />
⇒ Feldstärkeänderungen werden instantan (”sofort”) im gesamten System wirksam!<br />
Bsp. Wechselstrom: ν=50 Hz ⇒ λ ≈ 6.000 km; Labor-/Hausanlagen liegen im Meterbereich<br />
→ Retardierung zu vernachlässigen<br />
Dies ist z.B. realisierbar durch rot � H = � j + ˙ � D<br />
| � j | ≫ | ˙ � D | (6.1)<br />
Wir wollen jetzt eine kurze Abschätzung für zeitlich periodische Felder treffen:<br />
�E ∼ �E0(�r) eiωt ˙�D<br />
⇒<br />
= i ω ε � �<br />
E |<br />
�j = σ �E ˙ D � |<br />
| �j | = | i | ω ε | �E |<br />
σ | � =<br />
E |<br />
ω ε<br />
≪ 1<br />
σ<br />
⇒ Für hinreichend kleine Frequenzen ist die Vernachlässigung der Retardierung realisierbar. Am Beispiel<br />
von Kupfer ergibt sich:<br />
σ<br />
ε = 1017 s −1 sichtbares Licht: ω ≈ 10 14 s −1 ⇒<br />
ω ε<br />
σ ≈ 10−3 ≪ 1<br />
Der Gültigkeitsbereich der quasistationären Ströme hängt stark vom gewählten Material ab.<br />
Zusammenfassende Annahmen:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
1. Vernachlässigung des Verschiebungsstroms ˙ � D im Inneren und Äußeren der Leiter.<br />
2. Keine Raumladungen ρel(�r, t) innerhalb der Leiter<br />
Abschätzung:<br />
� j = σ � E, allgemeine Kontinuitätsgleichung:<br />
0 = ∂ρel<br />
∂t + div(σ � E)<br />
∂ρel<br />
∂t + div � j = 0<br />
0 = ∂ρel<br />
∂t + (grad σ)�E + σ div �E 0 Max.-Gl. ∂ρel σ<br />
= +<br />
∂t ε ρel + �E grad σ<br />
→ betrachten jetzt homogene Leiter: grad σ = 0, σ = const.<br />
˙ρel + σ<br />
ε ρel = 0<br />
Int.<br />
⇒<br />
t − ρel(t) = ρ0 e τ τ ≡ ε<br />
σ<br />
Nach einer Zeit t = τ sind sie Raumladungen dann abgebaut. Hier zwei Zahlenbeispiele:<br />
Kupfer: τ ≈ 10 −17 s Isolator: τ ≈ 10 −2 s<br />
Für fast alle Bereiche der Elektrotechnik / Elektronik sind diese Annahmen gut erfüllt. Damit reduziert<br />
sich unser Maxwell-System auf: