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Fallbeispiel für WU-Vorlesung - Rechtsfragen der elektronischen ...

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Leitungen verfügt, vielfach im Bündel mit Leistungen <strong>für</strong> Gesprächsverbindungen, sohin auch<br />

mit Leistungen des gegenständlichen Marktes, angeboten.<br />

Die komplementären Beziehungen <strong>der</strong> Märkte gemäß § 1 Z 1 – 9 <strong>der</strong> TKMVO 2003 lassen<br />

sich anschaulich durch die Logik <strong>der</strong> Abwicklung eines Telefongesprächs erläutern:<br />

Um ein Telefongespräch (bzw. allgemeiner einen Verbindungsaufbau) führen zu können,<br />

benötigt <strong>der</strong> Endkunde zunächst einen Zugang, <strong>der</strong> in Form eines Anschlusses (POTS,<br />

ISDN, Multi-ISDN, Kabel, wireless) an das feste öffentliche Netz bereitgestellt wird. Dieser<br />

kann grundsätzlich auf zwei Arten bereitgestellt werden: i) <strong>der</strong> Anbieter errichtet (bzw. entbündelt)<br />

selbst den entsprechenden Zugang zum Teilnehmer (Teilnehmernetzbetreiber),<br />

o<strong>der</strong> aber ii) er benutzt vorhandene Zugangsmöglichkeiten eines an<strong>der</strong>en Anbieters (Verbindungsnetzbetreiber).<br />

Von zentraler Bedeutung ist auch <strong>der</strong> Umstand, dass es sich bei Telekommunikationsdienstleistungen<br />

um Ende-zu-Ende Beziehungen handelt, d.h., dass gleichzeitig eine Verbindung<br />

zwischen Endteilnehmern (allenfalls) auch verschiedener Netze herzustellen ist. Dies setzt<br />

den wechselseitigen terminierenden Zugang zu allen an<strong>der</strong>en Netzen (bzw. Teilnehmern)<br />

voraus. Für die Erstellung von Endkundenprodukten ist daher – seitens <strong>der</strong> Anbieter – jedenfalls<br />

eine entsprechende Terminierungsleistung Voraussetzung. Weiters wird <strong>für</strong> alle nicht<br />

direkt angeschlossenen Teilnehmer <strong>der</strong> Bezug einer Originierungsleistung von jenem Betreiber<br />

benötigt, an dessen Netz <strong>der</strong> entsprechende Teilnehmer angeschlossen ist und von dem<br />

das Gespräch ausgeht. Je nach Verkehrsführung können auch Transitleistungen notwendig<br />

sein.<br />

Die Art <strong>der</strong> Beziehung zwischen den Vorleistungsmärkten (upstream / wholesale) und den<br />

Endkundenmärkten (downstream / retail) ist zentral von Parametern wie zum Beispiel <strong>der</strong><br />

Qualität, den Tarifen, dem Zeitpunkt <strong>der</strong> Bereitstellung und den wettbewerblichen Gegebenheiten<br />

abhängig. So ist etwa die mögliche technische Qualität <strong>für</strong> Endkundenprodukte direkt<br />

von <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> bereitgestellten Vorleistungen abhängig. Endkundentarife enthalten an<strong>der</strong>erseits<br />

die auf den Vorleistungsmärkten zugekauften Leistungen als wesentliche Kostenparameter.<br />

Anbieter, die sowohl auf Vorleistungs- als auch auf Endkundenmärkten tätig sind,<br />

haben somit grundsätzlich an<strong>der</strong>e Möglichkeiten <strong>der</strong> Angebotserstellung (Integration, Entwicklung<br />

neuer Dienste etc.) als Anbieter, die ausschließlich auf den Zukauf von Vorleistungsprodukten<br />

zur Erstellung von Endkundenprodukten angewiesen sind.<br />

Als marktrelevant gelten Festnetzgespräche ins Ausland ebenso wie die Gespräche in ausländische<br />

Mobilfunknetze. Die bei öffentlichen Sprechstellen anfallenden Verkehrsvolumina<br />

<strong>für</strong> Auslandsgespräche werden dabei aus Plausibilitätsüberlegungen zu 100 % dem Privatkundenmarkt<br />

<strong>für</strong> Auslandsgespräche (§ 1 Z 5 TKMVO 2003) zugerechnet und sind sohin <strong>für</strong><br />

den gegenständlichen Markt nicht relevant.<br />

2. Zum Vorliegen von beträchtlicher Marktmacht<br />

2.1. Die einzelnen Marktmachtindikatoren<br />

2.1.1. Marktentwicklung und Marktanteile<br />

Die größten vier am Nichtprivatkundenmarkt tätigen Anbieter (inklusive Telekom Austria)<br />

vereinigen mehr als 85 % <strong>der</strong> Umsatzmarktanteile auf sich. Aus Abbildung 1 geht zudem<br />

hervor, dass i) sich die Marktanteile <strong>der</strong> Telekom Austria seit dem Jahr 2002 stabilisiert haben,<br />

und diese ii) zudem nach wie vor über 60 % <strong>der</strong> in Umsätzen gemessenen Marktanteile<br />

auf sich vereinigt, während die in Verkehrsminuten gemessenen Marktanteile <strong>der</strong> Telekom<br />

Austria bei ca. 53 % liegen (ON 84, Abb. 4 auf S 12)<br />

<strong>Vorlesung</strong>smaterialien Seite 142<br />

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