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Handbuch für das Vermittlungsverfahren
Anhang
1 Umgang mit starken Emotionen
2 Nützliche Sätze und Fragen als Tipps für die Praxis
3 Fragetechnik im vermittelnden Gespräch
4 Checkliste für den Vermittler
1. Bedeutung der Vermittlung
Streitbeilegung und Konfliktregelung sind Alltagsarbeit: Ehegatten, Eltern und Kinder, Schüler
und Lehrer, Vermieter und Mieter, Nachbarn, Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie
Schulder und Gläubiger üben sich in dieser Kunst, häufig unbewusst, und finden Lösungen.
Und doch gibt es Situationen, in denen wir hilflos reagieren: Wir suchen den Kampf, verletzen
andere, oder wir geben nach und fühlen uns selbst verletzt.
Was ist zu verändern? Eine konstruktive Beilegung von Streit hängt ganz wesentlich von
unserer eigenen Fähigkeit ab, eine offene Atmosphäre zu gestalten und fair miteinander zu
reden. So kann eine stimmige, einvernehmliche Lösung gelingen, die beiden Parteien das
Gefühl von Verlust erspart.
Dies scheint jedoch Menschen in schwierigen Konfliktsituationen ohne Hilfe eines neutralen
Dritten oft unmöglich zu sein. Darum ist die Kultur der Vermittlung so alt wie die Menschheit
selbst und in der ganzen Welt verbreitet.
"Streit entsteht, wenn man im Gefühl des Rechts auf Widerstand stösst. Ist man in Streit
verwickelt, so ist machtvolle Besonnenheit, die jederzeit zur Beilegung des Streits bereit ist,
das einzig Heilbringende. Es ist wichtig, den grossen Mann zu sehen, d.h. einen unparteiischen
Mann, dessen Autorität hinreicht, um den Streit beizulegen." (Aus: Das Buch der
Wandlungen; I Ging, altes chinesisches Weisheitsbuch)
"Wir haben einhellig gelobt und festgesetzt, dass wir in unseren Tälern durchaus keinen
Richter, der das Amt irgendwie um Geld oder Geldeswert erworben hat oder nicht unser
Einwohner oder Landmann ist, annehmen wollen. Entsteht Streit unter Eidgenossen, so sollen
die Einsichtigsten unter ihnen vermitteln" (Bundesbrief, 1291)
So verschieden die Menschen und Kulturen, so unterschiedlich die Beweggründe für Vermittlung:
Während in afrikanischen Staaten die Erhaltung des Friedens, die Aussöhnung im
Vordergrund steht, lässt sich die geringe Neigung der Chinesen, Gesetzbücher einzuführen,
mit der Denkweise erklären, dass sich die Vielfalt der Dinge des Lebens nicht in ein Gerüst
von Gesetzen einzwängen lässt. In Japan beobachtet man eine starke Scheu, das Gesicht
zu verlieren und in den USA sind Vermittlungsdienste die Antwort auf überfüllte Gerichte
und teure Prozesse.
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