Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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selten an), son<strong>de</strong>rn er sei davon überzeugt, dass David ihm alles gesagt hätte, was im Moment<br />
für ihn wichtig sei und jetzt müsse er versuchen, diese Dinge umzusetzen.<br />
Wenn Thorsten anrief, berichtete er von <strong>de</strong>n vielen „kleinen Wun<strong>de</strong>rn“, die er erlebte. Er war<br />
in keinerlei Weise abgehoben, son<strong>de</strong>rn er versuchte <strong>de</strong>n Dingen auf <strong>de</strong>n Grund zu gehen und<br />
erlebte eine Freu<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren, wenn er sah, wie perfekt die Schöpfung funktionierte.<br />
Auch ihn holte immer wie<strong>de</strong>r seine Vergangenheit ein, aber er wusste, dass es für ihn wichtig<br />
war, jetzt an<strong>de</strong>rs mit <strong>de</strong>n Dingen umzugehen. Er beobachte die Menschen ohne über sie zu<br />
richten und er konnte sie auch wie<strong>de</strong>r geistig auslöschen. Thorsten bemühte sich hinter das<br />
Geheimnis zu kommen.<br />
Eines Tages rief Thorsten an und berichtete, dass Gabriel ihn besuchen wolle. Gabriel war<br />
Clarissas jüngerer Bru<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r sich seit einiger Zeit bemühte, sein Leben in <strong>de</strong>n Griff zu<br />
bekommen. Als Maria und David Gabriel kennen lernten, wirkte er sehr verkrampft und<br />
traurig Das hatte sich aber mittlerweile Dank Davids Hilfe sehr geän<strong>de</strong>rt.<br />
Gabriel wur<strong>de</strong> durch Marias Ehemann ein komplett an<strong>de</strong>rer Mensch. Er hatte seine<br />
Lebensfreu<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rgefun<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m er seine „Tarnung“ fallen gelassen hatte. Gabriel<br />
war ein sehr humorvoller, selbstironischer Mensch. <strong>Die</strong> genialsten Briefe o<strong>de</strong>r E-Mails, die<br />
David erhielt, waren von Gabriel. Maria und David konnten herzhaft über seine Zeilen lachen.<br />
Eines Tages sprach Maria Gabriel auf seine geistvollen Briefe an. Sie bemerkte sofort, dass<br />
sich Gabriel für dieses Kompliment schämte und verdruckst gab er zu, dass er genau wisse,<br />
dass er diese Zeilen nie selbst geschrieben habe. Er könne sich am besten schriftlich<br />
ausdrücken und sei selbst verwun<strong>de</strong>rt darüber, was er alles schriebe. David hatte für Gabriel<br />
einige Prüfungen vorbereitet, die er auch gut meisterte. Es waren viele Dinge, vor <strong>de</strong>nen er<br />
Angst hatte und David „kitzelte“ sie förmlich aus ihm heraus.<br />
Maria konnte sich an eine Situation erinnern, als sie, David und Gabriel bei Clarissa zu<br />
Besuch waren. Clarissa schlug vor, einen kleinen Ausflug in die Umgebung ihres Heimatortes<br />
zu unternehmen. Sie führte ihre Besucher zu einer Seilbahn und erwähnte, dass sie vorhabe,<br />
mit ihren Gästen die Gon<strong>de</strong>l zu besteigen, um eine winzige Hütte in 1.200 Meter Höhe<br />
aufzusuchen. Gabriel wur<strong>de</strong> krei<strong>de</strong>bleich und auch Maria spürte einen winzigen Anflug von<br />
Höhenangst in sich. Clarissa bemerkte die Unruhe ihres Bru<strong>de</strong>rs.<br />
Gabriel wollte sofort zurück zum Auto gehen, um heimzufahren, da er panische Höhenangst<br />
hatte. Er fragte seine Schwester, wieso sie ihn nicht informiert habe, wo <strong>de</strong>r Ausflug hingehen<br />
sollte, <strong>de</strong>nn dann hätte er garantiert abgesagt. Genau aber das wollte Clarissa nicht, da sie<br />
wusste, dass sich auch ihr Bru<strong>de</strong>r seinen Ängsten stellen müsse, genauso wie sie es tat.<br />
David versuchte Gabriel damit aufzumuntern, dass er sich vorstellen sollte, was alles mit <strong>de</strong>r<br />
Gon<strong>de</strong>l passieren könnte. Natürlich waren Davids Witzeleien in Gabriels Vorstellung mit<br />
Sicherheit nicht passend, aber er versuchte, cool zu bleiben. Nach<strong>de</strong>m David Gabriel<br />
mitgeteilt hatte, dass er mit ihm nicht in eine Gon<strong>de</strong>l steigen wolle, da diese sicherlich<br />
abstürzen wer<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn er sei doch ein „Pechvogel“, ermahnte Maria David, seinen „göttlichen<br />
Humor“ zu bremsen. Sie bestiegen mit Gabriel und einem Skifahrer die Gon<strong>de</strong>l.<br />
Nach<strong>de</strong>m David sah, wie bleich Gabriel mittlerweile gewor<strong>de</strong>n war, machte er ihm Mut:<br />
„Gabriel, hast Du <strong>de</strong>nn gar nichts von meinen Lehren verstan<strong>de</strong>n?“, fragte er ihn. „Wovor hast Du<br />
Angst, wenn Du doch weißt, dass es keine Außenwelt gibt? Du kleiner Narr hast kein Gottvertrauen!“<br />
Gabriel versuchte sich in Ruhe zu bringen und erkannte, dass er bei dieser „Prüfung“ versagt<br />
hatte. Als sie alle auf <strong>de</strong>r Hütte angelangt waren, konnte sich Gabriel ein wenig entspannen.<br />
106 <strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1