Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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14.05.2001 – 11.45 Uhr<br />
Maria fand sich am Computer wie<strong>de</strong>r. Da sie heute schon <strong>de</strong>n ganzen Tag einen inneren<br />
Drang verspürte, wie<strong>de</strong>r schreiben zu müssen, gab sie sich hin. Ihr Beobachter Felix ließ ihr<br />
einfach keine Ruhe und sie wusste ganz genau, dass sie gegen ihn niemals eine Chance hatte,<br />
sich ihm in <strong>de</strong>n Weg zu stellen.<br />
Schlaues Mädchen, sagte Felix in ihrem Kopf. Ich wusste doch, dass Du mir folgst. Wir bei<strong>de</strong><br />
wissen genau, dass wir an nichts und nieman<strong>de</strong>m festhalten sollen. Aber da Du erst auf <strong>de</strong>m<br />
Weg <strong>de</strong>r Erkenntnis bist, muss ich mich immer wie<strong>de</strong>r einmischen. Wir halten jetzt ganz<br />
bewusst unseren Gedanken fest, da er sehr lehrreich für Deine „Zukunft“ sein wird.<br />
Überlege einmal Maria, warum David immer wie<strong>de</strong>r die Menschen verunsichert. Als ihr Euch<br />
neulich – also wie<strong>de</strong>r ein Gedanke im Hier und Jetzt – unterhalten habt, hast Du David ganz<br />
bewusst darauf angesprochen, warum er einige Dinge zu bestimmten Menschen sagt und<br />
an<strong>de</strong>re ganz bewusst nichts davon wissen lässt. Du dachtest immer, dass Dein Mann eine<br />
kleine Plau<strong>de</strong>rtasche sei, da er viele Dinge aussprach, die Du diesen Menschen nie gesagt<br />
hättest. Es ist auch richtig so, immer nur zu beobachten und Dich niemals in irgendwelches<br />
Gere<strong>de</strong> einzumischen. Es wird eh schon genug über Euch erzählt, was Euch aber niemals<br />
belasten sollte. Für David ist es bestimmt kein Problem, Du aber Maria musst noch viel<br />
daran arbeiten. Aber jetzt zur Sache! Du weißt, dass ich Dir diesen Gedanken habe <strong>de</strong>nken<br />
lassen und dass es Dir wie Schuppen von <strong>de</strong>n Augen fiel, als Du das erste Mal spürtest,<br />
warum David so agiert. David weiß immer, warum er wem was sagt. Du hast zu wenig<br />
Vertrauen in ihn. Überlege doch einmal, wie er immer wie<strong>de</strong>r Clarissa mit einer ganz<br />
bestimmten Sache verunsichert hat.<br />
Maria erinnerte sich noch ganz genau, um welche Episo<strong>de</strong> es sich hierbei drehte. Es han<strong>de</strong>lte<br />
sich um die Geschichte mit <strong>de</strong>m Mathematikbuch, dass David – wie<strong>de</strong>r einmal „rein zufällig“<br />
– bei Clarissa in <strong>de</strong>r Bibliothek gefun<strong>de</strong>n hatte. Clarissa musste sich gar nicht mit <strong>de</strong>m Inhalt<br />
beschäftigen, son<strong>de</strong>rn es ging ganz allein um die Tatsache, dass David immer, wenn er diese<br />
Geschichte erzählte, erwähnte, dass er das Buch bei Clarissa gefun<strong>de</strong>n habe und dass genau<br />
dieses Buch ihrem Vater gehörte, <strong>de</strong>r seinerzeit als Architekt arbeitete. Clarissa hatte diese<br />
Geschichte mit Sicherheit tausendfach bei Vorträgen o<strong>de</strong>r auch im privaten Rahmen gehört,<br />
bis sie eines Tages drucksend auf David zuging und ihm sagte, dass die Geschichte zwar<br />
eigentlich stimmte, sie wollte ihm auch nicht wi<strong>de</strong>rsprechen, aber ihr Vater sei gar kein<br />
Architekt gewesen! David nahm sie herzlich in <strong>de</strong>n Arm und sagte ihr lächelnd, dass sie<br />
endlich – nach<strong>de</strong>m er diese Geschichte so oft erzählt hatte – zu ihm kam und es richtig stellte.<br />
Wobei er ihr ebenfalls erklärte, dass auch diese Definition nicht falsch sei. Ihr leiblicher Vater<br />
sei vielleicht kein Architekt gewesen, aber er sprach von ihrem „wahren Vater“, <strong>de</strong>r ein<br />
meisterhafter und perfekter Architekt sei. Erst dann fiel auch bei Clarissa <strong>de</strong>r „Groschen“.<br />
Lauthals lachend drückte sie David an sich und hatte endlich verstan<strong>de</strong>n, um was es überhaupt<br />
ging.<br />
<strong>Die</strong> nächste Geschichte mit Clarissa war etwas unheimlich. David erzählte immer wie<strong>de</strong>r von<br />
einer Episo<strong>de</strong>, die er mit ihr erlebt habe. Es han<strong>de</strong>lte sich dabei um eine „nicht ganz so<br />
korrekte Wie<strong>de</strong>rgabe Davids“, die Clarissa und Maria immer wie<strong>de</strong>r verunsicherte. Bei je<strong>de</strong>r<br />
Gelegenheit erzählte er ganz ernsthaft, dass er seinerzeit Clarissa auf ihre Prüfung ganz<br />
bewusst hingewiesen hätte und ihr auch ganz bestimmt gesagt hätte, dass sie sich nicht darauf<br />
einlassen sollte. Der erste Teil <strong>de</strong>r Geschichte war korrekt, doch beim zweiten Teil hatte er es<br />
ihr nicht so <strong>de</strong>utlich gesagt - erst nach<strong>de</strong>m das „Kind schon in <strong>de</strong>n Brunnen gefallen war“.<br />
Clarissa selbst hatte von diesem Erlebnis sehr viel gelernt und sie bedankte sich bei David,<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1 85