Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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Dir Helene, ich konnte sie kaum in ihrem Re<strong>de</strong>schwall stoppen.“ Helene verzog keine Miene. Mit<br />
großer Gelassenheit äußerte sie sich nur kurz zu <strong>de</strong>m Thema. „Ich danke Dir, David, dass Du<br />
in Bertas Leben getreten bist. Ich für meinen Teil habe alles mir Mögliche getan. Ich habe<br />
kein Problem mit Berta, son<strong>de</strong>rn Berta mit mir. <strong>Die</strong>s ist nicht mein Problem. Ich fühle mich<br />
gut. Mein Gewissen ist rein und mehr konnte ich für sie nicht mehr tun. Alles ist<br />
ausgeschöpft. Man sollte immer zwei Seiten hören, aber mir ist es zu mühevoll, etwas aus <strong>de</strong>r<br />
Vergangenheit zu erzählen, was mich nicht mehr belastet. Wir sollten diesen schönen Tag<br />
doch einfach weiter genießen“. Mit diesen Worten been<strong>de</strong>te Helene das Thema. Als David<br />
und Maria am Abend wie<strong>de</strong>r zu Berta fuhren, empfing Berta die bei<strong>de</strong>n schon mit großer<br />
Neugier. Na, hattet ihr einen schönen Tag, fragte sie. Ja, ich hatte auch so schöne Tage mit<br />
Helene, ich weiß gar nicht, warum sie mich so mit Verachtung straft?“, hakte Berta nach.<br />
David ging nicht weiter auf das Leid von Berta ein. Er wusste, wie er sie stoppen konnte, also<br />
ging er auf ein an<strong>de</strong>res Thema ein, das sie schnell ablenkte. Am nächsten Morgen betrat<br />
Maria als erstes Bertas Küche . Sie hatte das Gefühl, dass Berta schon seit Stun<strong>de</strong>n auf die<br />
bei<strong>de</strong>n wartete, obwohl es noch früh am Morgen war. Maria erkannte noch nicht, was es ihr<br />
sagen sollte. Geschickt versuchte Berta Maria auszufragen. „Ja, wie war <strong>de</strong>nn Euer gestriger<br />
Tag mit Helene, hat Helene etwas über mich gesagt“, so begrüßte Berta <strong>de</strong>n Morgen. Maria<br />
erkannte noch nicht, dass hinter <strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong> einer liebenswürdigen und <strong>de</strong>mütigen Frau<br />
eigentlich ein neugieriges Wesen steckte. Bereitwillig und naiv beantwortete Maria die<br />
Fragen. Doch dann erschien David in <strong>de</strong>r Küche. Maria wur<strong>de</strong> mitten im Satz von Berta<br />
unterbrochen. „Ja, David, ich wünsche Dir einen guten Morgen. Na, hast Du gut geschlafen?“,<br />
begrüßte Berta David. Er beantwortete brav ihre Fragen. Aber in Sekun<strong>de</strong>nschnelle lenkte<br />
Berta das Thema Helene ein. Nein, David ließ sich nicht von Berta beirren. Auch diesmal<br />
schaffte sie es nicht, David mit ihrer Neugier zu überlisten. Maria hatte das Gefühl, das die<br />
kommen<strong>de</strong> Tage bei Berta sich ständig wie<strong>de</strong>rholten. Nichts än<strong>de</strong>rte sich! Je<strong>de</strong>n Tag die<br />
gleichen Fragen, das gleiche morgendliche Ritual, <strong>de</strong>r Nachmittag, bis hin in <strong>de</strong>n Abend.<br />
Ablenkung verschaffte <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n nur die Besuche bei Helene. Sie war so eine herzliche und<br />
großzügige Frau. Helene suchte auch nur ohne eine Spur von Neugier das Gespräch mit<br />
Maria. <strong>Die</strong> bei<strong>de</strong>n konnten über Banalitäten lachen, obwohl Helene Maria sehr geschickt<br />
immer wie<strong>de</strong>r für ihr weiteres Leben Impulse gab, ohne sie in ihrer freien Entscheidung zu<br />
beeinflussen.<br />
Helene hatte viel Ähnlichkeit mit David. Auch David ließ sie Erfahrungen machen, obwohl er<br />
auch im Vorfeld wusste, dass es für Maria schmerzhaft sein könnte. In solchen Momenten<br />
verfluchte Maria David innerlich, aber wenn sie über diesen Punkt hinaus war und ihr Geist<br />
wie<strong>de</strong>r clean war, dankte sie David dafür. Selber Erfahrungen machen war Davids Motto. Oh,<br />
wie recht er doch hatte. Manchmal reagierte Maria überempfindlich, wenn David ihr aufzeigte,<br />
dass sie wie<strong>de</strong>r einmal neben sich stand. Es war verhext, dachte sich Maria, dieser<br />
Mann hat immer recht, das wusste sie, aber sie hatte gegen ihn einfach keine Chance. Dass<br />
David immer wusste, welche Dummheit Maria zur Zeit rechtfertigte, machte sie wütend auf<br />
sich selbst.<br />
Ja, so musste sich auch Berta fühlen. Sie buckelte fast vor David, nahm es aber doch nicht so<br />
ernst, dass er sie längst durchschaut hatte und alle ihre Gedanken kannte. Berta hatte kein<br />
Problem David anzuhimmeln, aber ihm alles zu glauben fiel ihr doch schwer. Sie fragte ihn<br />
immer wie<strong>de</strong>r, David, darf ich dieses, David darf ich jenes. Keine eigene Meinung! Eigentlich<br />
gab er nur Tipps, in<strong>de</strong>m er je<strong>de</strong>m Menschen bei<strong>de</strong> Seiten aufzeigte. Berta begann mittlerweile<br />
je<strong>de</strong>n Satz mit <strong>de</strong>n Worten, David hat dies gesagt, David hat jenes gesagt usw..<br />
Angst, es David nicht recht zu machen, nachlaufen ohne eigene Meinung, aber auf <strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>ren Seite keine Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, da man ja jetzt David<br />
hatte, weil David ja gesagt hat. Absolute Her<strong>de</strong>ntiere, dachte sich Maria. Und Maria befand<br />
sich mitten unter ihnen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1 21