Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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So lernten David und Maria Patricia kennen. Sie war eine nette Frau. Sehr höflich, aber sie<br />
wirkte auf Maria unheimlich verklemmt (was Maria aus ihrer eigenen vermuteten Vergangenheit<br />
kannte). Ein befreun<strong>de</strong>ter Mediziner von Patricia erwähnte ihr Problem, nach<strong>de</strong>m er auch<br />
nur noch hilflos mit anschauen konnte, wie sie sich selbst zerstörte. Kein Mensch wusste eine<br />
Lösung. Allerdings hatte dieser Arzt aber am Anfang kurz erwähnt, dass er sich sehr oft um<br />
Patricia kümmern musste. Wie dies im Detail ausgesehen hatte, erlebte Maria nach einiger<br />
Zeit hautnah mit. Zuerst unterhielten sich David und Patricia. David hörte ihr zu und baute sie<br />
in <strong>de</strong>n Anfängen moralisch auf. Dann folgten fast wöchentliche Anrufe, später besuchte<br />
Patricia die bei<strong>de</strong>n über das Wochenen<strong>de</strong>. Danach folgten wie<strong>de</strong>r stun<strong>de</strong>nlange Gespräche. Da<br />
David in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Heimatortes von Patricia öfter Vorträge hielt, nahm Patricia David<br />
regelmäßig in Anspruch, dass er sich um sie kümmern sollte. David verhielt sich meist<br />
freundlich, doch ließ er es nicht zu, dass sie sich zu sehr an ihn hängte. Immer wie<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />
die gleichen Themen durchgesprochen, Maria hatte schon fast das Gefühl, sie wur<strong>de</strong>n<br />
förmlich durchgekaut. Patricia versuchte tränenreich immer wie<strong>de</strong>r ihren Willen<br />
durchzusetzen, um mit ihrem Problem in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund zu gelangen. Sie versicherte zwar<br />
immer wie<strong>de</strong>r, dass sie unendlich unter dieser Angst litt, aber es war auch versteckter<br />
Egoismus.<br />
Es gibt viele Formen in <strong>de</strong>n Mittelpunkt zu gelangen.<br />
Und was war immer wie<strong>de</strong>r das Fazit: Alle Menschen wollen geliebt wer<strong>de</strong>n!<br />
Mit allen Tricks versuchte sie krampfhaft „Liebe“ zu erkämpfen. David war an einem Punkt<br />
angelangt, wo er Patricia sagte, dass sie alleine mit ihrem Problem umgehen müsse, da er ihr<br />
nicht helfen könne. habe Er habe alles versucht, aber sie wür<strong>de</strong> einfach nicht auf ihn hören:<br />
„Anscheinend scheinst Du Freu<strong>de</strong> daran zu haben, Patricia, Dich zu quälen. Kein Mensch kann Dich<br />
aus Deiner „gedachten Misere“ heraus holen. Man merkt bei Dir auch ganz <strong>de</strong>utlich, dass Du keinerlei<br />
Anstalten machst, Dir Mühe zu geben. Ich habe Dir immer wie<strong>de</strong>r gesagt, dass Du alles auch von zwei<br />
Seiten sehen kannst. Du brauchst doch keine Flugangst zu haben, wenn Du nicht in <strong>de</strong>n Urlaub<br />
fährst. Wenn Du Angst vor <strong>de</strong>m Fahrstuhl hast, benutze doch die Treppe. Du machst Dir Ängste,<br />
obwohl Dich diese Probleme doch gar nicht betreffen. Du hast Angst, dass Deine Zimmer<strong>de</strong>cke auf<br />
Dich einstürzt, dann wie<strong>de</strong>r Angst, das Haus zu verlassen. Du han<strong>de</strong>lst vollkommen „schizophren“. Du<br />
musst Dich überwin<strong>de</strong>n! Sieh doch einige Dinge auch einmal positiv. Deine Wohnung kann doch<br />
auch ein gemütliches Nest sein. Du schaust in <strong>de</strong>n Himmel und siehst ein Flugzeug. Dann stellst Du<br />
Dir vor, Du sitzt in diesem Flieger und stürzt ab. Warum machst Du Dir solche Gedanken, die doch gar<br />
nicht nötig sind?“<br />
Immer wie<strong>de</strong>r erzählte David Patricia das gleiche. Bis zu <strong>de</strong>m Tag, an <strong>de</strong>m David wie<strong>de</strong>r<br />
einmal einen Vortrag hielt und sie sich durch ihr Problem in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund stellen wollte.<br />
David sprach zwar in einer liebevollen, aber auch sehr direkten Art zu ihr, Patricia jedoch<br />
hatte an diesem Tag etwas an<strong>de</strong>res erwartet. Sie wollte von ihm in <strong>de</strong>n Arm genommen und<br />
getröstet wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong>sen Gefallen tat ihr David aber nicht, so dass sie die nächsten drei Tage<br />
nur noch stur vor sich hin schmollte. Nach diesem Vortrag mel<strong>de</strong>te sie sich nicht mehr.<br />
Ein Jahr später wur<strong>de</strong> David gebeten, wie<strong>de</strong>r einen Vortrag in <strong>de</strong>r Region zu halten. David<br />
sagte zu. Als erstes lief Maria Patricia über <strong>de</strong>n Weg. Sie hatte ihren Freund mitgebracht und<br />
schien sichtlich gelöster. Sie hatte wohl für sich <strong>de</strong>n Weg geschafft, weniger angstvoll durchs<br />
Leben zu gehen. David war sichtlich erfreut über diese Verän<strong>de</strong>rung.<br />
„Siehst Du?“, ermahnte David Maria. Verän<strong>de</strong>re Dich und die Welt um Dich herum verän<strong>de</strong>rt sich mit<br />
Dir.“<br />
Maria schnaufte langsam durch. Wenn es so einfach wäre, dann wollte sie nie wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Geduldsfa<strong>de</strong>n verlieren. Patricia war erlöst!<br />
72 <strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1