Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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krämpfen. Als dann alle gegangen waren, schauten sich Clarissa und Maria an und nickten.<br />
Bei<strong>de</strong> hatten verstan<strong>de</strong>n. Tags darauf sprach Clarissa Maria an und erklärte ihren Lachanfall.<br />
„Weißt Du Maria, als ich meinen Lachanfall bekam, fühlte ich mich ganz intensiv wie Du. Ich<br />
konnte mich so gut in Dich hinein versetzen. Ich beobachtete diese Tischrun<strong>de</strong> und sah durch<br />
Deine Augen diese ganze Situationskomik. Es war herrlich, alles so zu beobachten“, sagte<br />
Clarissa.<br />
Maria musste zu Clarissas Ausführungen nichts weiter sagen. Sie hatte verstan<strong>de</strong>n. Es gab in<br />
<strong>de</strong>n Anfängen so viele Dinge, um die Maria benei<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Aber sie konnte <strong>de</strong>n Menschen<br />
nicht erklären, dass alles zwei Seiten hatte. Es ging in keinerlei Weise darum, dass sie sich<br />
über David beschweren wollte, nein, im Gegenteil. Mit David war sie vollkommen<br />
einverstan<strong>de</strong>n, es war etwas ganz an<strong>de</strong>res. Es war die Seite <strong>de</strong>r <strong>Schattenfrau</strong>, die an<br />
manchen Tagen schon recht stressig war. David und sie bekamen viele Einladungen, die sie<br />
auch brav annahmen. Bei <strong>de</strong>n meisten Besuchen han<strong>de</strong>lte es sich nur darum, dass David re<strong>de</strong>n<br />
musste. Er nahm seinen Part <strong>de</strong>mütig an und erfüllte seine Pflichten. Maria saß immer wortlos<br />
an seiner Seite und hörte zu. David hatte zwischen all <strong>de</strong>n Einladungen zusätzlich auch noch<br />
die vielen Telefongespräche, die immer nebenher abliefen. Immer und immer wie<strong>de</strong>r musste<br />
er je<strong>de</strong>m Menschen auf seine Weise helfen. Maria kannte die meisten Beispiele von David im<br />
Wortlaut, so dass sie viele Dinge auch auswendig nachsagen konnte. Aber je<strong>de</strong>r Mensch hörte<br />
diese Beispiele zum ersten Mal und wenn David viele Menschen kannte, musste er sich auch<br />
wie<strong>de</strong>rholen. Es war keineswegs so, dass David ihnen nichts an<strong>de</strong>res hätte sagen können, aber<br />
die meisten Menschen konnten ihm nicht folgen. An manchen Tagen versuchte sich Maria<br />
körperlich auszuschalten, ihr Geist blieb aber immer wach. David versuchte in seinen Re<strong>de</strong>n<br />
immer wie<strong>de</strong>r, die Leute zu verunsichern, in<strong>de</strong>m er sagte, dass er vergesslich sei und sich so<br />
naiv darstellte, als wenn er <strong>de</strong>n Fa<strong>de</strong>n verloren hätte. Weit gefehlt! In diesen Momenten hatte<br />
Maria ihren Einsatz, in<strong>de</strong>m sie Davids letzte Worte wie<strong>de</strong>rholte. Sie wusste tief im Innern,<br />
dass diese Vorträge nur ihr galten und dass sie, trotz aller Wie<strong>de</strong>rholungen, immer aufpassen<br />
musste, was er sagte. Es fiel ihr nicht schwer, da die Stimme Davids ständig in ihrem Kopf<br />
kreiste.<br />
Hallo Maria, rief Felix ihr zu, jetzt hast Du Deinen Fa<strong>de</strong>n verloren. Ich weiß, dass Du immer<br />
etwas ausführlicher <strong>de</strong>nkst, aber Du solltest Dich nicht im Detail verlieren. Wir waren doch<br />
bei <strong>de</strong>r Geschichte über Clarissa!<br />
Stimmt! sagte Maria zu Felix. Ich bleibe jetzt in meiner Erinnerung von einem „vermuteten<br />
Besuch“ Clarissas.<br />
Maria und David hatten viel Spaß mit Clarissa und ihrem Sohn. Maria war sehr verwun<strong>de</strong>rt,<br />
dass sich ihr Mann so locker und lustig benahm. Es schien ihm richtig Freu<strong>de</strong> zu machen,<br />
auch einmal einfach nur gelöst zu sein, ohne ständig zu philosophieren. Maria hatte David seit<br />
Ewigkeiten nicht mehr so beschwingt gesehen und es bereitete ihr genauso viel Freu<strong>de</strong> wie<br />
ihm.<br />
David wur<strong>de</strong> von Clarissa gebeten, ihr wie<strong>de</strong>r die Haare zu schnei<strong>de</strong>n.. Er war auch ein<br />
perfekter Hausfriseur und man hatte das Gefühl, dass die Haare danach besser wuchsen.<br />
Matthias sprach David darauf an, dass er auch gerne bereit wäre, sich eine neue Friseur<br />
verpassen zu lassen.<br />
„Nein“, sagte David zu ihm, „Dir muss ich noch nicht die Haare stutzen. Matthias, Du weißt ja, dass<br />
aus mythologischer Sicht Haare für Gedanken stehen.“<br />
Leicht schmunzelnd stand David von seinem Stuhl auf und widmete sich Clarissa.<br />
82 <strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1