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Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de

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22.06.2001 – 14.00 Uhr<br />

David telefonierte schon wie<strong>de</strong>r mit Richard. Maria fühlte sich durch diesen Anruf in ihren<br />

Gedanken gestört. Was war es bloß, was Maria mit Richard verband?<br />

Überlege doch einmal, Maria! Du sollst Dich nicht mit Deinen Märchenfiguren i<strong>de</strong>ntifizieren,<br />

son<strong>de</strong>rn kristallisiere das eigentliche Problem zwischen Euch heraus. Du empfin<strong>de</strong>st Richard<br />

als einen Mann, <strong>de</strong>r sich ständig bemüht, es sich und David recht zu machen. Du weißt, dass<br />

er auch nur eine Maske trägt, wenn er glaubt, dass er sich wohl fühle. Glaube mir, meine<br />

Kleine, auch Du dachtest, Du müsstest schauspielern. Deine gezwungene Art zu Lächeln,<br />

obwohl es in Deinem Inneren wütet, ist auch nicht beson<strong>de</strong>rs gelungen. Du kannst versuchen<br />

Dich zu täuschen, manchmal auch an<strong>de</strong>re zu täuschen, aber glaube mir, Gott lässt sich<br />

nicht TÄUSCHEN.<br />

Maria stand kurz von ihrem Bildschirm auf, um eine kleine Zigarettenpause zu machen. Als<br />

sie mit Rauchen fertig war, lauschte sie erst einmal im Wohnzimmer nach, ob David noch<br />

telefonierte. Zum Glück hatte er schon aufgelegt. Maria dachte darüber nach, warum sie diese<br />

Traumfigur „Richard“ seit fast zwei Jahren immer das gleiche sagen ließ („ja, aber die<br />

Kin<strong>de</strong>r, die Frau, die Freun<strong>de</strong>“, usw.). War dieses, von ihr erschaffene, Wesen in einer Zeitschleife<br />

gefangen o<strong>de</strong>r etwa sie selbst?<br />

Du bist <strong>de</strong>r Träumer Deiner Welt Maria!<br />

Ja, lieber Felix, sagte Maria, aber wenn ich <strong>de</strong>r Regisseur meines Filmes bin, warum tausche<br />

ich dann nicht einfach Richards Drehbuch aus? Anscheinend muss er immer <strong>de</strong>n gleichen<br />

Text aufsagen. Ich könnte doch versuchen, ihm einmal einen an<strong>de</strong>ren Text zu geben o<strong>de</strong>r ihn<br />

für eine Weile „auf Eis legen“.<br />

Stopp, Du sollst Dich nicht einmischen!<br />

Ich weiß, rief Maria Felix zu, ich bin jetzt auf meine Gedanken herein gefallen. Aber irgend<br />

jemand muss ihn doch einmal aus diesem Horrorfilm rausholen?<br />

Du bestimmt nicht, Maria. Je<strong>de</strong>r ist seines eigenes Glückes Schmied. Nur Du selbst kannst<br />

Dich durch Einsicht aus <strong>de</strong>r Hölle holen. Genauso muss es auch eine Traumgestalt namens<br />

Richard selber tun. Außer<strong>de</strong>m ist Dir mit Sicherheit nicht aufgefallen, dass ich Dich habe<br />

schreiben lassen, dass Richard bemüht ist, es sich und David Recht zu machen!<br />

Doch! sagte Maria. Aber ich habe <strong>de</strong>n Sinn nicht verstan<strong>de</strong>n. Richard ist ein sehr harmoniebedürftiger<br />

Mensch. Er versucht doch nur, die Glückseligkeit, die er einmal Kennenlernen<br />

durfte, wie<strong>de</strong>r in sein kleines Weltbild zu holen. Dagegen ist doch nichts einzuwen<strong>de</strong>n. Er<br />

bemüht sich doch um seine Familie und Freun<strong>de</strong>.<br />

Maria, Du hast offensichtlich <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>r Sache nicht verstan<strong>de</strong>n. Wie oft hast Du an David<br />

kritisiert, dass er ohne Wenn und Aber seinen Weg geht. Du hast versucht, ihn aus <strong>de</strong>m<br />

Paradies in Deine Hölle zu ziehen.<br />

Ich kann doch Richard nicht mit David vergleichen, lieber Felix!<br />

Du sollst die bei<strong>de</strong>n Menschen auch nicht vergleichen. Du musst <strong>de</strong>n Sinn verstehen. Richard<br />

versucht, seine Form von Gerechtigkeit und Harmonie zu leben. Dagegen ist auch nichts<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1 133

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