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Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de

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Um 9.45 Uhr klingelte das Telefon wie<strong>de</strong>r. Da sie gestern sehr spät ins Bett gegangen waren,<br />

schliefen sie aus. 15 Minuten später verließen bei<strong>de</strong> das Bett und duschten. Maria hörte <strong>de</strong>n<br />

Anrufbeantworter ab und vernahm Clarissas Stimme.<br />

Sie hatte kein Problem, son<strong>de</strong>rn wollte sich nur für die Gastfreundschaft bedanken.<br />

Als David später an <strong>de</strong>n Computer ging, sprach er Maria darauf an, dass er das Telefon sehr<br />

wohl gehört habe, aber nicht aufstehen wollte:<br />

„Weißt Du Maria, ich müsste mich eigentlich hingeben und je<strong>de</strong>s Gespräch annehmen, aber das wäre<br />

doch auch nur Mechanismus. Ich kann sehr wohl entschei<strong>de</strong>n, ob ich mich hingebe o<strong>de</strong>r nicht!“<br />

Maria dachte einen Augenblick über seine Worte nach. Nach<strong>de</strong>m er ihr gesagt hatte, dass sie<br />

für die Terminplanung zuständig sei, hatte sie in letzter Zeit auch wie<strong>de</strong>r Termine für ihn<br />

ausgemacht. Aber han<strong>de</strong>lte sie richtig? Hatte sie überhaupt das Recht dazu, über David zu<br />

bestimmen?<br />

Maria konnte sich noch gut an die Anfänge erinnern, als David je<strong>de</strong>n Anruf entgegen genommen<br />

hatte. Er hatte für die Telefonate sowohl Schlaf als auch Mahlzeiten unterbrochen.<br />

Außer<strong>de</strong>m hatte er sofort Termine vereinbart, wenn ihn jemand darum bat.<br />

Aber seit einiger Zeit wählte David nun auch aus. Er nahm das Telefon nicht mehr auf Schritt<br />

und Tritt mit und ließ es beim Essen auch schon einmal klingeln. Außer<strong>de</strong>m unterbrach er<br />

auch nicht mehr seinen Schlaf.<br />

Außer<strong>de</strong>m erklärte er seinen Mitmenschen immer wie<strong>de</strong>r, dass sie mit ihm keine Veranstaltungen<br />

mehr durchführen müssten, da es nicht darum ging, die Umwelt zu überzeugen, son<strong>de</strong>rn dass nur <strong>de</strong>r<br />

einzelne Mensch ES verstehen müsse.<br />

Wenn Menschen anriefen und um einen Termin baten, weil sie durch Bekannte von David<br />

erfuhren o<strong>de</strong>r schon sein erstes Buch gelesen hatten, bremste er sie sofort aus:<br />

Er erklärte ihnen, dass sie sich mit <strong>de</strong>m Gesamtschriftwerk befassen müssten. Und wenn sie dann<br />

seine 8 Bücher gelesen hätten, könnten sie gerne wie<strong>de</strong>r einmal anrufen um einen Termin<br />

auszumachen.<br />

Maria erinnerte sich daran, dass David in <strong>de</strong>n Anfängen je<strong>de</strong>m Menschen die Gelegenheit<br />

gegeben hatte, ihn zu besuchen. Mittlerweile aber erwartete er schon, dass sie sich mit seinen<br />

Schriften befasst hatten, wenn sie <strong>de</strong>n Weg wirklich gehen wollten.<br />

Sie dachte an die zahlreichen Anrufer, die von Bekannten Informationen über David erhalten<br />

hatten und nun von ihm wissen wollten, über welche Thematik er eigentlich Bücher schrieb.<br />

David gab sich hin und versuchte ihnen alles zu erklären, soweit er die Menschen geistig<br />

erreichen konnte. Es waren aber auch sehr egoistische Menschen dabei, die eigentlich nur<br />

kund tun wollten, wie weit sie selbst schon geistig fortgeschritten waren.<br />

David erklärte solchen Menschen immer wie<strong>de</strong>r, dass sie ihn, wenn sie sowieso schon alles<br />

wüssten, doch nicht anrufen müssten. Maria hatte sich immer wie<strong>de</strong>r darüber gewun<strong>de</strong>rt, was<br />

wohl in diesen Menschen vorging. Einige von ihnen suchten offensichtlich nur einen Freund<br />

o<strong>de</strong>r Therapeuten, an<strong>de</strong>re wie<strong>de</strong>rum wollten sich nur selbst darstellen und beweisen, wie<br />

geistreich sie doch seien. Mittlerweile hatte sich aber auch herauskristallisiert, wer am Ball<br />

blieb und wer nicht. Und David gab sich immer hin — er telefonierte und telefonierte ...<br />

Sein Kalen<strong>de</strong>r war immer noch mit vielen Terminen versehen, aber es war nicht mehr so<br />

anstrengend für ihn.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1 171

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