Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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28.05.2001 – 18.30 Uhr<br />
Maria dachte über das letzte Gespräch nach, das sie beim Essen mit David geführt hatte. Sie<br />
hatte durch Felix so viele Fragen beantwortet bekommen, aber eine Sache blieb noch offen.<br />
Sie sprach ihren Mann direkt an: „David, wenn ich doch <strong>de</strong>r Träumer meiner Welt bin, dann<br />
sind doch logischerweise alle Personen, die ich austräume aus mir. Wenn ich mir aber<br />
vorstelle, dass Du ein ganz beson<strong>de</strong>rer Mensch mit ganz beson<strong>de</strong>ren Aufgaben bist, dann habe<br />
ich Dich doch so erschaffen. Ich habe Dich als Mensch, natürlich mit <strong>de</strong>r Einschränkung,<br />
wenn ich Dich anschaue, sozusagen fast immer um mich. <strong>Die</strong> Menschen, die ich für meine<br />
Erklärung lei<strong>de</strong>r trennen muss, die Dich nur besuchen, löschen Dich – wenn sie nicht an Dich<br />
<strong>de</strong>nken – aus ihrer Welt aus. Du, David, bist mein Seelengefährte, <strong>de</strong>r mich ständig begleitet.<br />
Aber wenn ich dafür verantwortlich bin, wie Du geschaffen bist, dann stellt sich für mich die<br />
Frage, warum ich Dich in meiner Welt so quäle? Ich <strong>de</strong>nke an die vielen Gespräche mit <strong>de</strong>n<br />
Menschen, an die Missverständnisse, an das Leid usw. Meine Frage geht ausschließlich von<br />
Geist zu Geist, ich <strong>de</strong>nke dabei in keinerlei Weise an die Personen David und Maria. Ich<br />
wun<strong>de</strong>re mich nur darüber, was in meinem Geist steckt, dass ich so einen wun<strong>de</strong>rvollen,<br />
außergewöhnlichen Menschen austräume. Was will mir mein Geist eigentlich damit<br />
sagen?“<br />
David schaute sie verwun<strong>de</strong>rt an und sagte ihr, dass er ihr keine Antwort geben könne, wenn<br />
sie sich in <strong>de</strong>r Raumzeit verstricken wür<strong>de</strong>. Wenn sie aber solche Gedankengespinste<br />
austräume, hätten all diese Dinge einen Grund, <strong>de</strong>n er ihr nicht sagen könne. Sicherlich sei ihr<br />
Geist nur ein Bruchteil vom Ganzen, aber sie solle unendlich dankbar sein, dieses Leben<br />
führen zu dürfen.<br />
Maria spürte eine unendliche Dankbarkeit in sich, aber sie erschrak auch vor <strong>de</strong>r<br />
Verantwortung, <strong>de</strong>r sie mit Sicherheit nicht gewachsen war. Schnell versuchte sie wie<strong>de</strong>r<br />
einen klaren Gedanken zu fassen, was ihr aber nicht gelang.<br />
Felix machte sich wie<strong>de</strong>r bemerkbar.<br />
Maria, Du solltest nicht weiter darüber nachgrübeln, warum Du David an die Seite gestellt<br />
bekommen hast. Ich kann Dir in <strong>de</strong>iner augenblicklichen Entwicklungsstufe die Antwort<br />
noch nicht geben. Du selbst wirst Dir eines Tages <strong>de</strong>ssen bewusst wer<strong>de</strong>n, warum Du auf<br />
<strong>de</strong>r Welt bist.<br />
Glaube mir, David weiß es ganz genau. Aber es wäre verantwortungslos, Dich jetzt mit<br />
Sachen zu konfrontieren, <strong>de</strong>nen Du noch nicht gewachsen bist. Du solltest ehrfürchtig <strong>de</strong>m<br />
Schöpfer danken, dass Du da sein darfst. Je<strong>de</strong>r Mensch hat seine Aufgaben, auch Du!<br />
Maria erinnerte sich an die Worte, die David nach ihrem tiefsinnigen Gespräch noch gesagt<br />
hatte:<br />
„Du bist meine Konkubine (Beischläferin). <strong>Die</strong>ses Wort fließt auch in ein an<strong>de</strong>res Wort über und zwar<br />
<strong>de</strong>r Kubus (Würfel – 3. Potenz math.). Du solltest vielleicht einmal in Deiner Vergangenheit blättern,<br />
um zu erkennen, dass diese Dinge viel mit Deinem „Mädchennamen“ zu tun haben. Ich wür<strong>de</strong> Dir so<br />
gerne alles erklären, aber Dein Geist reicht dazu noch nicht aus“, sagte David und ging ins<br />
Wohnzimmer.<br />
Einige Minuten später schaute Maria ins Wohnzimmer und erblickte David in einem tiefen<br />
körperlichen Schlaf auf <strong>de</strong>r Couch. Er musste wie<strong>de</strong>r einmal eine (geistig) sehr anstrengen<strong>de</strong><br />
Nacht verbracht haben. Sie erinnerte sich an <strong>de</strong>n durchgeschwitzten Schlafanzug. Marias<br />
Verdacht bestätigte sich damit.<br />
112 <strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1