Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Woran hältst Du eigentlich fest, Richard?“, fragte David. „Nur an einer Gestalt in Deinem Traum.<br />
Siehst Du jetzt Deine Frau, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nkst Du nur an sie? Hast Du die letzten 10 Minuten an Deine Frau<br />
gedacht, als ich Dir etwas erklärt habe?“<br />
Richard verneinte. „Ja, ich weiß, dass sie nur ein Gedanke von mir ist, sagte er, aber ich kann<br />
noch nicht damit umgehen!“<br />
David erklärte es ihm wie<strong>de</strong>r:<br />
„Richard, Du sagst zwar, dass sie nur eine Traumgestalt von Dir ist. Aber tief in Deinem Herzen weißt<br />
Du, dass sie sich irgendwo in Eurem Haus aufhält. Siehst Du sie jetzt? Das was Du lebst, Richard, ist<br />
spiritueller Materialismus. Ich höre immer wie<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Menschen das Gleiche. Sie predigen von<br />
Einheit und nur geistigen Erscheinungen. Aber lebt wirklich auch nur einer von Euch diese Einheit?<br />
Nein, Ihr re<strong>de</strong>t davon, aber kein Mensch hält sich daran, weil Ihr tiefgläubige Materialisten seid. Ihr<br />
glaubt an ein Leben nach <strong>de</strong>m Tod, und wehe <strong>de</strong>nn, Ihr wer<strong>de</strong>t krank. Dann lauft Ihr ganz schnell zu<br />
Euren Ärzten, um wie<strong>de</strong>r gesund zu wer<strong>de</strong>n. Ich habe kein Vorurteil gegen Ärzte, das wisst Ihr. Aber<br />
alle Ihr ‚Sprücheklopfer’ habt unheimliche Angst, dass Euer kleines Leben irgendwann einmal en<strong>de</strong>n<br />
muss. Du kannst nicht sterben, wenn Du nicht vorher geboren wur<strong>de</strong>st und Du wirst geboren, um<br />
irgendwann einmal zu sterben. Es ist doch nur Eure materielle Erscheinung die vergeht, nicht Euer<br />
Geist! Wenn Ihr mein System versteht, wer<strong>de</strong>t Ihr feststellen, dass Euer Geist Euch ewig bleibt!<br />
Maria schaute David an. Sie verstand, dass alles, was er sagte, nur ihr persönlich galt. Sagte<br />
David das wirklich o<strong>de</strong>r sprach ihr Beobachter in ihr?<br />
War David vielleicht doch nur eine Kasperpuppe, wie er immer wie<strong>de</strong>r behauptete?<br />
Immer wie<strong>de</strong>r sagte David das gleiche:<br />
„Ihr solltet verstehen, dass nur Ihr existiert. Ich bin nichts, wenn Ihr mich nicht träumt. Seht diesen<br />
David nur als eine Puppe an, die Ihr vor Euch hinstellt. Ich bin nicht mehr o<strong>de</strong>r weniger als Ihr!“<br />
Jetzt konnte Maria seinen Worten endlich folgen: Sicherlich war David - diese Figur in ihrem<br />
Traum - nur eine Gestalt, die sich ihr Geist austräumte.<br />
Aber re<strong>de</strong>te David dann wirklich?<br />
Nein! Es war nur ihre Stimme, ihr Beobachter o<strong>de</strong>r etwas ganz an<strong>de</strong>res in ihr. Es war ihr<br />
egal, wie sie ihn nennen sollte. <strong>Die</strong>se Stimme, die aus David sprach, war nur sie selbst. Ein<br />
höheres Bewusstsein von ihr selbst.<br />
Jetzt ist <strong>de</strong>r Groschen gefallen, mel<strong>de</strong>te sich ihr Beobachter. Liebe Maria, wie lange sage ich<br />
es Dir schon? Ich hoffe nur für Dich, dass Du auch immer wie<strong>de</strong>r daran <strong>de</strong>nkst, dass es<br />
keinen Menschen außer Dir gibt. Alle Stimmen um Dich herum sind Deine Stimmen. Du<br />
glaubst, dass Deine Traumgestalten zu Dir sprechen. Weit gefehlt! Du bist es! Wie kannst Du<br />
Dein Gegenüber verurteilen, wenn Du es selber bist? Du strafst Dich doch immer nur selber!<br />
Du bist auch die Stimme von Richard, die immer wie<strong>de</strong>r sagt: „Ich kann doch nicht, ich kann<br />
doch nicht!“<br />
Nicht er sagt es. Du bist es selbst, liebe Maria! Du lebst in einer Schizophrenie. Wenn Du<br />
doch einmal länger in Deinem Kopf wach wärest, könnte ich Dir so viele Dinge erzählen, die<br />
Dir mit Sicherheit Dein Leben leichter machen wür<strong>de</strong>n. Aber Du schläfst viel zu schnell ein,<br />
sagte <strong>de</strong>r Beobachter.<br />
Marias Blick wan<strong>de</strong>rte in Richtung David, <strong>de</strong>r sich mit Büchern in <strong>de</strong>r Hand und völlig<br />
vertieft in seinem Sessel aufhielt. Maria sah sich David heute einmal genauer an.<br />
Im Augenblick kann David nur schweigen, mel<strong>de</strong>te sich ihr Beobachter. Weißt Du auch<br />
warum? Ich sage es Dir! Weil niemand diese Kasperpuppe bewegt!<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1 49