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Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de

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24.02.2001 – 10.45 Uhr<br />

Achtung, Maria, Du verlierst <strong>de</strong>n Fa<strong>de</strong>n!, mel<strong>de</strong>te sich ihre Stimme im Kopf. Willst Du David<br />

zitieren o<strong>de</strong>r es geht um Dich?<br />

Nein, es geht nur um meine Selbstfindung, nicht um David, reagierte Maria energisch.<br />

Also los, setze die Reise fort!<br />

Maria lernte Berta als liebenswürdige und sehr belesene ältere Frau kennen. Berta erfuhr von<br />

David über Helene, Helene über Boris und Jasmin, Boris und Jasmin über Margot. Da all<br />

diese ganzen Leuten in verschie<strong>de</strong>nen Städten wohnten, überraschte es Maria, wie diese stille<br />

Post doch funktionierte. Ein gigantischer Ablauf!<br />

Nun gut, Berta besuchte Maria und David. Berta war zwar schon 70 Jahre alt, aber noch sehr<br />

rüstig. Auf Maria machte sie schon fast <strong>de</strong>n Eindruck, als sei sie überaktiv. Berta bedankte<br />

sich tausendfach bei David, dass sie bei ihm sein konnte. „Ein Wun<strong>de</strong>r, ein Wun<strong>de</strong>r“,<br />

stammelte sie immer wie<strong>de</strong>r vor sich hin. Berta hatte viele Fragen an David. David war<br />

überrascht, dass eine Frau in ihrem Alter so belesen war, so dass er verschie<strong>de</strong>nste Bereiche<br />

ansprach, wobei sie immer wie<strong>de</strong>r sagte „Ja, das Buch kenne ich, das habe ich daheim“. In<br />

machen Augenblicken jedoch erschien Berta als gebrochene Frau, eine Frau, die nicht zugab,<br />

bedingt durch einige Schicksalsschläge, mit sich große Probleme zu haben. Berta hörte David<br />

gelehrig zu, schlug immer wie<strong>de</strong>r ihr Notizbuch auf, hatte sie doch an David so viele Fragen.<br />

Berta übernachtete bei Maria und David. Maria empfand Bertas Besuch durchaus als sehr<br />

angenehm, wun<strong>de</strong>rte sich aber doch für einen kurzen Augenblick, dass Berta sich nur mit ihr<br />

unterhielt, wenn David das Zimmer verließ. Nach<strong>de</strong>m David wie<strong>de</strong>r anwesend war, brach sie<br />

sofort die Unterhaltung mit ihr ab und widmete sich voll und ganz David. Merkwürdig, dachte<br />

Maria, aber das gleiche Phänomen hatte sie schon bei so vielen Leuten erlebt. Alle Menschen<br />

hatten vor David großen Respekt und wirkten fast ein wenig eingeschüchtert, obwohl überhaupt<br />

kein Anlass dazu bestand. David gab sich in <strong>de</strong>r Unterhaltung immer sehr höflich, aber<br />

gelegentlich auch durchaus energisch und er ließ es nicht zu, Zwischenfragen zu stellen, da er<br />

von vorn herein immer wusste, welche Frage in welchem Augenblick gestellt wur<strong>de</strong>. Er hatte<br />

wirklich eine enorme Menschenkenntnis und Maria hatte das Gefühl, dass ihr Mann wirklich<br />

all die Gedanken seines Gegenübers kannte, ohne sich jemals damit zu brüsten. Nach<strong>de</strong>m<br />

Berta am nächsten Tag natürlich weitere Wun<strong>de</strong>r für sich erlebt hatte, verabschie<strong>de</strong>te sie sich<br />

überschwänglich von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n.<br />

David aber gab Berta folgen<strong>de</strong> Regel mit auf <strong>de</strong>n Weg:<br />

„<strong>Die</strong> Freiheit, die ich Dich lehre, hat nur etwas mit Dir zu tun! Du musst keinen an<strong>de</strong>ren missionieren!<br />

Wenn man etwas sehr schönes erleben durfte, ist man nimmermü<strong>de</strong>, davon zu erzählen, aber man<br />

sollte schon abwägen, wem man davon berichtet“, so Davids Worte.<br />

Nach<strong>de</strong>m David Berta zum Bahnhof gebracht hatte kehrte Stille in ihrer Wohnung ein.<br />

Geschafft!, dachte sich Maria. <strong>Die</strong> übliche Hausarbeit stand wie<strong>de</strong>r einmal an und sie machte<br />

sich ans Werk.<br />

Einige Tage später rief Berta bei <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n an. „Ja, sie wolle sich doch noch einmal ganz<br />

herzlich bedanken und sie habe bei ihnen so viele Wun<strong>de</strong>r erleben dürfen. Und außer<strong>de</strong>m<br />

kamen die verschie<strong>de</strong>nsten Menschen zu ihr, wo sie doch sonst so abgeschie<strong>de</strong>n lebte. Kein<br />

Mensch hätte sich vorher für sie interessiert, sie habe doch nur einer Nachbarin von David<br />

erzählt und diese wie<strong>de</strong>rum ihrer Freundin usw..“<br />

18 <strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1

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