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Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de

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Man übersah sie wie immer. Maria wusste, dass sie sich wie ein trotziges Kind verhielt, litt<br />

leise vor sich hin. An manchen Tagen ist es halt schwer, sich immer wie<strong>de</strong>r zurückzustellen.<br />

Aufschreien wollte sie, wachrütteln. Was wollt ihr eigentlich von mir?, dachte sie sich. -<br />

Aber was erwartete sie eigentlich selbst von sich? - Es war einfach zuviel für sie.<br />

Wie ein angeschossenes Tier verkroch sie sich in die ihr zugeteilten Ecke. „Still halten“, war<br />

das Motto, „nur nicht auffallen“. Lächeln, obwohl sie am liebsten sofort nach Hause gegangen<br />

wäre. Durchhalten!<br />

Maria dachte bei <strong>de</strong>r Vernissage nicht an Geld. David lehrte sie immer wie<strong>de</strong>r, dass man<br />

Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Arbeit haben sollte ohne dabei an irgen<strong>de</strong>ine Form <strong>de</strong>r Entlohnung zu <strong>de</strong>nken.<br />

Maria Bestreben war insoweit frei von Egoismus. Sie wollte durch ihre Bil<strong>de</strong>r ihre Eindrücke<br />

und das Leben mit David wie<strong>de</strong>rspiegeln. Das gelang ihr auch! Aber erkannten die Menschen<br />

auch die Tiefe dieser Bil<strong>de</strong>r? Nein, natürlich konnten sie es nicht. Warum? Ganz einfach<br />

<strong>de</strong>shalb, weil Maria sie, bei <strong>de</strong>r Vielzahl ihrer Bil<strong>de</strong>r, ja selber nicht erkannte!<br />

Je<strong>de</strong>r Mensch hatte einen bestimmten Eindruck von David und Maria. Der Philosoph und<br />

Lehrer David mit seiner Ehefrau Maria - <strong>de</strong>r <strong>Schattenfrau</strong> an seiner Seite. An manchen Tagen<br />

nannte ihr Mann sie bei seinen Vorträgen einen Engel - aber noch lange nicht eine Heilige.<br />

Nein, heilig war Maria nicht. Sie hatte noch viel an sich zu arbeiten, um sich selber heil<br />

(= heilig) zu machen. Noch waren viele dunkle Flecken auf ihrer Seele, die sich nicht so<br />

schnell bereinigen ließen. Sie wischte und wischte, aber sie kratzte nur an <strong>de</strong>r Oberfläche. <strong>Die</strong><br />

Flecken kamen immer wie<strong>de</strong>r durch. Es mangelte ihr an Disziplin und Gottvertrauen. Maria<br />

hatte noch einen langen Weg vor sich.<br />

Als sie bezüglich <strong>de</strong>r Vernissage zusagte hatte sie in keiner Weise an Profit gedacht. Im<br />

Gegenteil, wenn jeman<strong>de</strong>m ein Bild gefiel, schenkte sie es ihm ganz einfach. An<strong>de</strong>rerseits<br />

sagte sie auch nicht nein, wenn jemand unbedingt etwas für die Materialien geben wollte.<br />

Nein, Profit<strong>de</strong>nken war bei ihr nicht vorhan<strong>de</strong>n. Sie konnte sich gut an <strong>de</strong>n Ausspruch ihrer<br />

Schwiegermutter erinnern: „Kind, ich will ja nicht viel, nur dass es reicht!“. Maria dachte<br />

genauso. Nicht zuviel und nicht zuwenig. Aber wo ist die Mitte? <strong>Die</strong> Mitte von Zuviel und<br />

Zuwenig gab es nicht. Es war eine absolute Selbsttäuschung. Ja, Maria musste zweifellos<br />

versuchen loszulassen!<br />

<strong>Die</strong> größte Freu<strong>de</strong> bereitete es ihr, wenn sie ihre Nichte und die Neffen malte. Ihre Nichte<br />

Christin hatte trotz ihrer 2 Jahre eine Ausstrahlung, die sie an manchen Tagen erzittern ließ.<br />

Das Aussehen glich ihrer Schwester Dorina. Maria und David nannten Christin liebevoll<br />

„Mini Dorina“. <strong>Die</strong> Seele dieses Kin<strong>de</strong>s hatte eine unergründliche Tiefe - eine Tiefe, die nicht<br />

von einem zweijährigen Kin<strong>de</strong> sein konnte! <strong>Die</strong> Schöpfung war einfach perfekt!<br />

Maria verschenkte die Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r sehr gerne an ihre Schwester. Dorina hatte eine<br />

große Freu<strong>de</strong> daran und war sehr erstaunt darüber, was ihre Schwester auf die Leinwand<br />

brachte. Sie besuchte seinerzeit mit Maria die Fachoberschule für Gestaltung, so dass es kein<br />

Geheimnis war, dass Maria künstlerisch eigentlich ein Versager war. Marias Schwester war<br />

begeistert, dass man trotz <strong>de</strong>r vernichten<strong>de</strong>n Prognose so wun<strong>de</strong>rvolle Bil<strong>de</strong>r malen konnte.<br />

Das Leben ihrer Schwester Dorina war viel anstrengen<strong>de</strong>r als das von Maria. Dorina war<br />

Hausfrau und Mutter. An manchen Tagen benei<strong>de</strong>te Maria ihre Schwester, hatte diese doch<br />

„ein ganz normales Leben“!<br />

<strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1 13

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