Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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28.06.2001 – 15.30 Uhr<br />
Maria dachte noch einmal über Rudolf nach und las dazu die Zeilen ihres Manuskriptes, in<br />
<strong>de</strong>nen sie von ihm berichtete, laut vor.<br />
David meinte, sie habe ihn wertfrei beschrieben:<br />
„Maria, Du weißt doch selbst, wie es ist, wenn man schöne Gedanken im Kopf hat. Es <strong>de</strong>nkt doch in<br />
Dir. Du kannst Dich jetzt sicherlich in Rudolf hinein versetzen.“<br />
David betonte immer wie<strong>de</strong>r, dass sie solange schreiben solle, wie es ihr Spaß mache. Es sei<br />
nur für sie bestimmt, um sich selber kennen zu lernen.<br />
Aber warum schickte er dann ihr Manuskript eigenmächtig weg, wenn es doch nur um ihr<br />
Leben ging?<br />
Maria, Du bist wie<strong>de</strong>r einmal eingeschlafen. Gibt es einen Rudolf? Wie oft muss ich Dich<br />
noch daran erinnern? Und außer<strong>de</strong>m solltest Du mehr Vertrauen zu David haben. Er weiß<br />
ganz genau, warum er bestimmte Dinge in die Wege leitet. Und außer<strong>de</strong>m unterhältst Du<br />
Dich doch nur mit Dir selber!<br />
ICH BIN DU!<br />
Heute morgen hatte Clarissa auf <strong>de</strong>n Anrufbeantworter gesprochen. Sie hatte <strong>de</strong>n neusten Teil<br />
von Marias Manuskript gelesen. Ihr fiel beson<strong>de</strong>rs die Situation auf, in <strong>de</strong>r Felix auch Fred<br />
war. Sie sah, dass es eine Verbindung zu ihrem eigenen Beobachter gab, <strong>de</strong>n sie ALFREDO<br />
nannte.<br />
Als Maria das hörte, fiel ihr sofort <strong>de</strong>r Film „Mein böser Freund Fred“ ein. Es ging um ein<br />
kleines Mädchen, das einen imaginären Freund namens „Fred“ hatte. <strong>Die</strong>ser Fred stellte die<br />
unmöglichsten Dinge an und die Kleine konnte ihrer Mutter nie erklären, dass sie keine<br />
Schuld traf, son<strong>de</strong>rn Fred. Einige Jahre später „ärgerte“ Fred sie weiter. Er musste immer bei<br />
dieser Frau auftauchen, wenn sie unglücklich war.<br />
Maria nahm sich vor, Clarissa diesen Film zu besorgen.<br />
28.06.2001 – 18.10 Uhr<br />
Maria wartete auf ein neues E-Mail von Boris. Er hatte inzwischen auch zu schreiben begonnen<br />
und hatte David und ihr die ersten zehn Seiten seines Manuskriptes zugeschickt. Maria<br />
fand es einfach genial. Einerseits lachte sie herzlich über seinen schwarzen Humor, an<strong>de</strong>rseits<br />
war es aber auch sehr geistvoll.<br />
David sagte, dass Boris seinen Beobachter aktiviert habe, <strong>de</strong>r ihm helfe, köstliche Selbstironie mit<br />
tiefer Weisheit zu verbin<strong>de</strong>n.<br />
Maria erinnerte sich an heute morgen, als sie mit David noch kuschelnd im Bett gelegen hatte.<br />
Um 7.00 Uhr hatte das erste Mal das Telefon geklingelt. Da we<strong>de</strong>r sie noch David um diese<br />
Zeit für einen Anruf das Bett verließen — außer<strong>de</strong>m hatte <strong>de</strong>r Anrufer die gleichen Probleme<br />
auch noch zwei Stun<strong>de</strong>n später —, läutete es erbarmungslos fünfmal durch, bevor sich <strong>de</strong>r<br />
Anrufbeantworter einschaltete.<br />
<strong>Die</strong> meisten Anrufer sprachen sowieso nicht aufs <strong>Band</strong>.<br />
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