Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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Sie erzählte David von diesem Gedanken– in <strong>de</strong>r Hoffnung - , dass er ihr eine Antwort darauf<br />
gäbe, weil sie wie<strong>de</strong>r einmal keine eigene Meinung hatte. Maria wun<strong>de</strong>rte sich über Davids<br />
Reaktion. Das einzige, was er dazu sagte, war, dass es Quatsch sei, wenn sie alles vernichten<br />
wolle. Was sollte sie jetzt tun? Eigentlich hatte sie <strong>de</strong>n klaren Gedanken in ihrem Kopf, sie<br />
solle wie<strong>de</strong>r von vorne beginnen. Alles, was Vergangenheit war, müsse gelöscht wer<strong>de</strong>n, da<br />
die Menschen, die sie beschrieb, mittlerweile gereiftere Personen waren. Es war nur eine<br />
kleingeistige Sicht von ihr, und ihre Beschreibungen entsprachen bestimmt nicht <strong>de</strong>r Wirklichkeit.<br />
Maria dachte über die geistigen Dialoge zwischen Felix und ihr nach, die nachts in<br />
ihrem Kopf abliefen. Es war ein sehr schönes Gefühl für sie, mit Felix ein Frage- und<br />
Antwort-Spiel zu spielen.<br />
Hallo, meine kleines Wetterfähnchen, wie<strong>de</strong>r einmal keine eigene Meinung? Wenn Du unsere<br />
Gedanken aus <strong>de</strong>m Computer löschen möchtest, dann solltest Du nicht Deinen Mann fragen,<br />
son<strong>de</strong>rn nur das tun, was Du für richtig hältst. Aber hast Du Dir wirklich überlegt, warum Du<br />
alles vernichten möchtest?<br />
Marias Antwort kam spontan. In meiner Vergangenheit habe ich viele Fehler gemacht und ich<br />
möchte diese „vermutete Vergangenheit“ richtig stellen.<br />
Willst Du Deine Vergangenheit auslöschen, weil Du geurteilt hast?<br />
Ich habe nur eine Facette von <strong>de</strong>n Menschen gesehen und geglaubt, dass ich sie wertfrei<br />
beschrieben habe. Aber dies ist <strong>de</strong>r größte Irrtum meines Lebens gewesen. Ich habe in<br />
„unser“ Manuskript kurz reingelesen und festgestellt, dass ich gar nicht wusste, was ich dort<br />
geschrieben habe !<br />
Stimmt! rief ihr Felix zu. Wir haben uns doch darauf geeinigt, dass ES in Deinem Kopf <strong>de</strong>nkt<br />
und all diese Gedanken nicht von Dir sind. Wenn Du als Maria, die Marionette, geschrieben<br />
hättest, wäre dieses Manuskript ganz an<strong>de</strong>rs gewor<strong>de</strong>n. Du hättest nicht einen Satz<br />
zusammengebracht, weil Du Angst gehabt hättest, dass Du nicht wertfrei schreiben wür<strong>de</strong>st.<br />
Du hättest niemals Deinen Gedanken freien Lauf gelassen. Sicherlich hast Du auch gerichtet.<br />
Aber da ich mich immer wie<strong>de</strong>r in das Geschehen eingemischt habe, konnten wir gemeinsam<br />
versuchen, <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>r Sache neutral zu sehen. Wenn Du jetzt Deine Vergangenheit<br />
auslöschen möchtest, bist Du doch davon überzeugt, dass all diese Geschichten die „Realität“<br />
waren. Wenn Du davon überzeugt wärest, dass alles nur ein Traum ist, dann sähe die Sache<br />
doch ganz an<strong>de</strong>rs aus.<br />
Ich glaube, wir müssen wie<strong>de</strong>r ganz von vorne beginnen, da ich Dir das Beispiel raumzeitlich<br />
erklären muss.<br />
Schau einmal, wenn Du nachts in Deinem Bett liegst und träumst, laufen Bil<strong>de</strong>r in Deinem<br />
Kopf ab. Es läuft ein Film in Dir ab und Du bist <strong>de</strong>r Beobachter, <strong>de</strong>r sich alles neutral<br />
anschauen muss. Nun gut, wir bei<strong>de</strong> haben ja schon festgestellt, dass man in seinen Traum<br />
nicht eingreifen kann und dass alles, falls man <strong>de</strong>n Versuch unternimmt, nur noch schlimmer<br />
wird. Wenn Du schweißgeba<strong>de</strong>t aus einem Traum aufwachst und feststellst, dass alles nur ein<br />
Traum war, bist Du erleichtert, dass die Dinge „nicht real“ waren.<br />
Liebe Maria, da alles nur ein Traum ist, hat es all diese Geschichten nie gegeben ! Was<br />
machst Du mit einem Alptraum, <strong>de</strong>r immer noch in Deinem Kopf herumschwirrt? Du<br />
versuchst, alles so schnell wie möglich zu vergessen. Aber alles, was Du noch nicht verdaut<br />
hast, kommt in Dir immer wie<strong>de</strong>r hoch. Du wirst solange Alpträume haben, bis Du <strong>de</strong>ren Sinn<br />
erkannt hast !<br />
120 <strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1