Elektrizität und Magnetismus - Physik-Institut - Universität Zürich
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3.2.1 Leitung in Metallen †<br />
⊕ ⊕ ⊕ ⊕ In den Metallen bilden positive Metallionen, die ein oder mehrere Elektronen<br />
als Leitungselektronen abgegeben haben, einen festen Gitter-<br />
⊖<br />
⊕ ⊕ ⊕ ⊕<br />
verband, in dem sich die Leitungselektronen relativ leicht bewegen<br />
⊕ ⊕ ⊕ ⊕ können. Das Gitter ist nicht starr, sondern die Ionen schwingen thermisch<br />
um ihre Gleichgewichtslage.<br />
⊖<br />
⊕ ⊕ ⊕ ⊕<br />
Vernachlässigt man die Wechselwirkung der Leitungselektronen untereinander <strong>und</strong> mit<br />
den Ionen, dann können sie wie ein ideales Gas im Modell des freien Elektronengases<br />
behandelt werden. Die Leitungselektronen bewegen sich ungeordnet mit Zusammenstössen<br />
im Leiter mit einer √ mittleren thermischen Geschwindigkeit (bei Zimmertemperatur) von<br />
v therm = l/τ = 3kT/m ≈ 10 5 m/s. Legt man ein äusseres elektrisches Feld an, dann<br />
driften sie mit einer mittleren Driftgeschwindigkeit v D in der Richtung des Feldes − ⃗ E.<br />
Es gilt nach dem Aktionsprinzip m dv<br />
dt<br />
= eE <strong>und</strong> damit<br />
eE<br />
m τ = v 2 − v 1 = v D , (35)<br />
mit τ ≈ 10 −12 s der Zeit zwischen zwei Zusammenstössen. ⃗v D ist proportional zu ⃗ E.<br />
Mit dem Hall-Effekt (Kap. 4.2.6) kann die Beweglichkeit b = v D /E = eτ/m (36)<br />
√<br />
3kTm<br />
gemessen werden. Man erhält für die mittlere freie Weglänge l = b<br />
e<br />
Für Silber bei 20 ◦ ist b = 6.4·10 −3 m 2 /Vs, l = 8.3·10 −9 m. Bei einem Feld von E = 1 V/m<br />
erhalten also die Elektronen in Feldrichtung die kleine Geschwindigkeit v D = 6.4 mm/s<br />
<strong>und</strong> sie legen zwischen den Stössen eine Strecke von r<strong>und</strong> 30 Atomabständen zurück mit<br />
einer mittleren Flugzeit von τ = 10 −13 s.<br />
In diesem Elektronengas Modell kann man einen Stromdichtevektor ⃗j = ne⃗v D angeben,<br />
mit n der Zahl der Leitungselektronen pro Volumeneinheit. Mit Gl. (35) gilt<br />
⃗j = ne2 τ<br />
m ⃗ E = σ ⃗ E das Ohmsche Gesetz. (37)<br />
σ [Ω m] −1 ist die elektrische Leitfähigkeit , 1/σ = ρ [Ω m] der spezifische elektrische<br />
Widerstand . Mit den Gleichungen (36) <strong>und</strong> (37) ergibt sich die wichtige Beziehung<br />
Spezifische Widerstände<br />
bei 20 ◦<br />
σ = ne2 τ<br />
= neb (38)<br />
m<br />
Metall ρ [Ωm] σ <strong>und</strong> ρ sind Materialkonstanten, die unabhängig von E ⃗<br />
Ag 1.5 · 10 −8 <strong>und</strong> den Abmessungen des Leiters sind, jedoch über die<br />
Cu 1.6 · 10 −8 Flugzeit τ <strong>und</strong> n von der Temperatur T abhängen. In sehr<br />
Al 2.4 · 10 −8 reinen Metallen mit wenig Fremdatomen gilt<br />
Fe 10 · 10 −8 ρ = 1<br />
Konstantan 50 · 10 −8 σ ∝ T für hohe Temperaturen z.B. 300 K <strong>und</strong><br />
ρ = 1 σ ∝ T 5 für niedrige Temperaturen (Fig. S 36).<br />
Das Ohmsche Gesetz Gl. (37) in der mikroskopischen Form ⃗j = σE ⃗ kann mit der phänomenologischen<br />
Schreibweise Gl. (34) V = I · R verknüpft werden.<br />
A ❄ ✛ V ✲ Für ein homogenes, gerades Leiterstück mit dem konstanten<br />
Querschnitt A, der Länge l <strong>und</strong> der anliegenden Span-<br />
→ E → j<br />
✻✛<br />
l ✲ nung V ist die Stromdichte j = σE = σV/l <strong>und</strong> die<br />
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