Elektrizität und Magnetismus - Physik-Institut - Universität Zürich
Elektrizität und Magnetismus - Physik-Institut - Universität Zürich
Elektrizität und Magnetismus - Physik-Institut - Universität Zürich
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
auf Gr<strong>und</strong> unserer Betrachtungen im Kap. 4.2.1 ein magnetisches Moment ⃗m m . Alle einzelnen<br />
Atome mit einer ungeraden Zahl von Elektronen, wie z.B. 11 Na oder 83 Bi, haben<br />
damit ein permanentes magnetisches Dipolmoment. In einem Molekül oder Festkörper<br />
kompensieren sich jedoch die magnetischen Momente der Valenzelektronen benachbarter<br />
Atome. Dies sind, zusammen mit Atomen, die abgeschlossene Schalen <strong>und</strong> kein permanentes<br />
magnetisches Dipolmoment haben, die diamagnetischen Stoffe. Atome mit nicht<br />
abgeschlossenen inneren Schalen, wie die Übergangselemente Cr–Ni, Pt oder die seltenen<br />
Erden, behalten dagegen im Festkörper ihr permanentes magnetisches Dipolmoment. Dies<br />
sind die paramagnetischen Materialien.<br />
In beiden Materialien erzeugt ein äusseres Magnetfeld durch Induktion (siehe Kapitel<br />
5.1) einen kleinen zuätzlichen Strom (Stromschleife), dessen Magnetfeld dem äusseren<br />
Feld entgegengesetzt ist, was zu einer Abnahme des Feldes führt. Bei Diamagneten tritt<br />
dieser Fall rein zu Tage. Bei Paramagneten dagegen geschieht folgendes: Ohne äusseres<br />
Magnetfeld ist die Verteilung der atomaren magnetischen Dipolmomente infolge der<br />
Wärmebewegung der Atome völlig ungeordnet. Die Vektorsumme ∑ i ⃗m mi der einzelnen<br />
Momente verschwindet. Wird ein äusseres Feld angelegt, so übt es ein Drehmoment auf<br />
die atomaren Momente aus (vgl. Kapitel 4.2.3), so dass diese ausgerichtet werden. Da<br />
dem Ausrichten die thermische Bewegung entgegen wirkt, ist die Permeabilität paramagnetischer<br />
Stoffe temperaturabhängig. Bei ganz tiefen Temperaturen sieht man den<br />
überlagerten diamagnetischen Effekt. 58<br />
Ob wir nun ein Material haben, dessen Moleküle permanente magnetische Dipolmomente<br />
haben, oder ein Material, in dem Kreisströme mit den dazugehörigen Dipolmomenten<br />
induziert werden, so entsteht in beiden Fällen eine makroskopische Magnetisierung ⃗ M,<br />
die wir als die mittlere Vektorsumme der Dipolmomente pro Volumeneinheit definieren:<br />
⃗M = n ⃗m m<br />
A<br />
m. m . . . . n. .<br />
Dabei ist n die Zahl der Dipolmomente pro Volumeneinheit. Da gemäss Gleichung (48)<br />
⃗m m die Einheiten A·m 2 hat, wird also die Magnetisierung ⃗ M in A/m gemessen, das heisst<br />
in den gleichen Einheiten wie das ⃗ H-Feld. Damit wird deutlich, dass die Magnetisierung<br />
das von den Molekularströmen erzeugte Magnetfeld (H-Feld) ist.<br />
Kennt man also das Magnetfeld ⃗ H in einem permeablen Medium, so muss man, um die<br />
wirklich vorhandene magnetische Induktion ⃗ B zu erhalten, zum ⃗ H-Feld die im Medium<br />
erzeugte Magnetisierung ⃗ M dazu addieren:<br />
⃗B = µ 0 · ( ⃗ H + ⃗ M) . (55)<br />
Eine resultierende Magnetisierung M ⃗ kommt nur zustande, wenn durch eine Induktion<br />
eines äusseren Feldes die Elementarmagnete ausgerichtet werden. Also liegt es nahe, eine<br />
magnetische Suszeptibilität χ m durch die Gleichung<br />
⃗M = χ m<br />
⃗ H (56)<br />
einzuführen 59 . χ m ist eine vom Material abhängige, dimensionslose Zahl 60 .<br />
58 Vorsicht: Diamagnetismus <strong>und</strong> Paramagnetismus sind quantenmechanische Phänomene, die wir hier<br />
mit klassischer Mechanik nur unzulänglich erklären können.<br />
59 Dieser Gleichung entspricht im elektrischen Falle die Gleichung ⃗ P = χ e ǫ 0<br />
⃗ E =<br />
χ e<br />
ǫ<br />
⃗ D.<br />
60 Bei Kristallen kann es allerdings vorkommen, dass ⃗ M nicht mehr parallel zu ⃗ H steht. χ m ist dann<br />
ein Tensor (dh. eine 3×3-Matrix).<br />
58