Journal of Applied Knowledge Management - Felix Moedritscher
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112 KAPITEL 8. WISSENSAUFNAHME<br />
führt auch die Einführung einer Vielzahl von Zugriffs- und Navigationsmöglichkeiten zu mehr Handlungsalternativen<br />
für den Benutzer und damit zu erhöhter kognitiver Überbelastung. Es muss also eine sinnvolle<br />
Abwägung getr<strong>of</strong>fen werden, um effizientes Lernen zu unterstützen. Grundsätzlich ist ein gewisses Mass<br />
an kognitive Belastung beim Lernenden zwar sinnvoll und notwendig, da die mentale Aktivierung zum Lernen<br />
entscheidend beiträgt. Diese sollte jedoch überwiegend aus einer aktiven Auseinandersetzung mit den<br />
präsentierten Informationen bestehen, und nicht durch die Eigenschaften der Benutzeroberfläche bedingt<br />
sein.<br />
8.5 Lernformen und Lerntechniken<br />
Im Folgenden werden kurz einige traditionelle sowie auch alternative Formen der Wissensaufnahme<br />
erläutert und diskutiert.<br />
8.5.1 Rezeptives Lernen vs. Entdeckungslernen<br />
Eine Unterscheidung der Lernform, die bei Gagné explizit bei den Lerntypen “Regellernen” und “Problemlösen”<br />
angesprochen ist, ist die zwischen rezeptivem Lernen und Entdeckungslernen. Beim rezeptiven<br />
Lernen wird dem Lernenden der gesamte Lern-Inhalt in “fertiger” Form vorgelegt. Verlangt ist dabei,<br />
das Material so aufzunehmen, dass es zu einem späteren Zeitpunkt reproduzierbar und verfügbar ist. Das<br />
wesentliche Merkmal beim Entdeckungslernen ist, dass der Hauptinhalt des zu lernenden Materials nicht<br />
vorliegend ist, sondern vom Lernenden entdeckt werden muss. Der Lernende soll sein Wissen durch eigene<br />
Aktivitäten aufbauen, Fakten und Zusammenhänge selbständig suchen und seine Lernvoraussetzungen zur<br />
Erweiterung seiner Kenntnisse produktiv einsetzen [Neber 1973].<br />
Aus der Kontroverse zwischen Ausubel als Vertreter des rezeptiven Lernens und Bruner als Vertreter<br />
des entdeckenden Lernens sind folgene Argumente für die jeweilige Lernform erwähnenswert: [Hafenbrak<br />
2004]<br />
• Es fördere besonders die Motivation, auch für weitere Problemlösungsprozesse, und erhöhe damit<br />
allgemein die Problemlösebereitschaft.<br />
• Es führe zu besserem Verhalten und sichererem Wissen.<br />
• Es fördere besonders den Transfer des Gelernten.<br />
• Es eigne sich besonders für das Lernen von überall benötigten Problemlösetechniken (heuristischen<br />
Regeln) und fördere damit allgemein die Problemlösefähigkeit.<br />
Für das rezeptive Lernen spricht hingegen:<br />
• Das entdeckende Lernen benötigt zur Erreichung des gleichen fachlichen Ziels unverhältnismäßig<br />
mehr Zeit und Aufwand und führt damit – im Hinblick auf die zur Verfügung stehende Schulzeit –<br />
zu einer weniger ausgebauten und differenzierten kognitiven Struktur.