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Journal of Applied Knowledge Management - Felix Moedritscher

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10.1. GRUNDLAGEN 131<br />

Kernwissen, welches nur sehr schwer ersetzbar ist bzw. dem Unternehmen Wettbewerbsnachteile bescheren<br />

kann.<br />

Daher liegt die Anforderung nahe, das Kernwissen auf mehrere Personen zu verteilen, um den Informationsverlust<br />

bei Eintritt einer der oben genannten Szenarien möglichst gering zu halten. Ein weiterer Vorteil<br />

beim Zugriff auf ein solches gemeinsames Gedächtnis wäre eine Effizienzsteigerung aller Mitarbeiter, da<br />

diese auch andere Informationen produktiver in ihrer täglichen Arbeit einsetzen könnten. Eine völlige Wissensverteilung,<br />

in der jeder alles lernen und wissen muss, ist jedoch nicht zielführend. Jeder Mitarbeiter<br />

verfügt individuell über spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten, die eine spezialisierte Arbeitsteilung im Unternehmen<br />

erst möglich machen. Zusätzlich kann es aus Wettbewerbsgründen sinnvoll sein, sensible und<br />

geschäftskritische Informationen nur einem kleinen Personenkreis zur Verfügung zu stellen. Selbst wenn<br />

in einem Unternehmen die Zuständigkeitsbereiche und somit die Entscheidung, wer was wissen sollte, geklärt<br />

ist, gibt es psychologische oder politische Barrieren [Probst et al. 1999], die erst überwunden werden<br />

müssen.<br />

Oftmals sind sich die Mitarbeiter auch gar nicht über den Wert ihres Wissens bewusst. Sie greifen auf<br />

eine lange Erfahrung zurück und bedenken nicht, dass sich ihr Wissen von dem ihrer Kollegen unterscheidet,<br />

und sehen keine Notwendigkeit, es weiterzugeben. Weiters ist es schwierig, Wissen losgelöst vom Tun, von<br />

der händischen Arbeit, zu dokumentieren. Dabei bietet sich die längerfristige Ausbildung von Nachfolgern<br />

an, welches in Japan als sempai kohai Prinzip“ umgesetzt wird. Dabei führt ein Meister seinen Nachfolger<br />

”<br />

in alle Facetten seiner Arbeit ein, erklärt Arbeitsschritte und Entscheidungen direkt aus der Praxis. Die<br />

Erfahrung hat gezeigt, dass diese Nachfolger die Arbeit nach Ausscheiden der Meister vergleichsweise<br />

ohne gröbere Schwierigkeiten und Ausfälle fortsetzen konnten.<br />

Je nach Sozialverhalten und Kommunikationsfähigkeit fällt es manchen Mitarbeitern schwer, Wissen<br />

anzufragen oder weiterzugeben. Nach dem Motto Wissen ist Macht“ betrachten einige dies als Vorsprung“<br />

” ”<br />

anderen gegenüber und meinen dadurch unabkömmlich zu sein. Andererseits wird <strong>of</strong>tmals das Anfordern<br />

von Wissen als Schwäche gesehen unabhängig davon, ob dies begründet ist oder nicht. In diesem Umfeld<br />

sind die Mitarbeiter natürlich nicht motiviert, Wissen zu erwerben oder gar weiterzugeben. Weitere politische<br />

Barrieren sind in der hierarchischen Struktur und getrennten Bereichen eines Unternehmens zu finden.<br />

Anfragen aus höheren Ebenen bzw. auf gleicher Ebene in unterschiedlichen Abteilungen führen nicht selten<br />

zu Konflikten mit den eigenen Kollegen, die eine Abqualifizierung ihres Wissens befürchten.<br />

Ein essentieller Faktor zum Abbau dieser Barrieren ist die Schaffung einer <strong>of</strong>fenen, wissensfreundlichen<br />

Unternehmenskultur, die Mitarbeiter zur Zusammenarbeit motiviert. Wissensanfragen sollten dabei nicht<br />

als Schwäche sondern als Offenheit und Interesse gegenüber Neuem gesehen werden. Mitarbeiter, die ihr<br />

Wissen weitergeben, sollten dafür belohnt und nicht in dem Glauben gelassen werden, nun nicht mehr<br />

wichtig für das Unternehmen und somit überflüssig zu sein.<br />

Elektronisches Wissensmanagement<br />

Nachdem im vorigen Abschnitt die Verteilung von Wissen im Allgemeinen betrachtet wurde, wird im Folgenden<br />

auf die Verteilung von Wissen mithilfe der Informationstechnologien, insbesondere via E-Mail und

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