Journal of Applied Knowledge Management - Felix Moedritscher
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132 KAPITEL 10. WISSENSVERTEILUNG<br />
Internetforen behandelt. Die psychologischen und politischen Barrieren, welche durch Strukturen in den<br />
Unternehmen und den Machtpositionen der Mitarbeiter aufgebaut werden, können durch elektronische<br />
Prozesse nicht vollständig eliminiert werden. Lediglich eine Überbrückung der Barrieren zwischen den<br />
Strukturen und Funktionsbereichen ist möglich. Besonders das Medium E-Mail ist dabei eine große Hilfe<br />
[Grudin 1994]: Alle Mitarbeiter sind gleich weit entfernt, egal ob sie im Büro zwei Etagen tiefer oder in<br />
einer Geschäftsstelle in einer anderen Stadt arbeiten.<br />
Jeder Mitarbeiter kann auf ein ganzes Netz von Ansprechpartnern zugreifen und vice versa von diesem<br />
erreicht werden. Ein weiterer Vorteil liegt in der Asynchronität des Mediums - anders als bei einem Telefonat,<br />
welches die Arbeit unterbricht und s<strong>of</strong>ort bearbeitet werden muss, stört eine eingehende E-Mail nicht<br />
die unmittelbare Tätigkeit der Mitarbeiter. Sie können die E-Mail bearbeiten, wenn sie Zeit dazu haben<br />
und tragen damit wahrscheinlich zu einer viel besseren Informationsqualität bei, da sie sich eingehender<br />
mit der Anfrage auseinandersetzen können. Aufgrund der Netzstruktur verteilt sich das Wissen wesentlich<br />
schneller und effizienter als bei herkömmlichen linearen Strukturen. Des Weiteren ist die E-Mail Korrespondenz<br />
zwangsloser und somit für Mitarbeiter weniger unangenehm als ein direktes Gespräch mit dem<br />
Vorgesetzten.<br />
Studien haben gezeigt, dass sich Teilnehmer von Internetforen sehr viel kooperativer verhalten, als<br />
wenn sie telefonisch oder persönlich Auskunft erteilen müssten. Dieses Verhalten hat wahrscheinlich folgende<br />
Gründe: Benötigt etwa in einer Gruppe ein Mitglied Unterstützung bei der Problemlösung, so ist<br />
die grundsätzliche Motivation jedes einzelnen gering. Jeder wartet darauf, dass der andere die Initiative<br />
ergreift. In der virtuellen Welt formen die Mitglieder eines Internetforums auch eine Gruppe, nur mit dem<br />
Unterschied, dass jeder alleine vor seinem Computer sitzt und die Anfragen der anderen Teilnehmer individuell<br />
bearbeiten kann - die Motivation zur Beantwortung ist höher. Jedoch ist der fehlende soziale Kontakt<br />
zwischen den Teilnehmern <strong>of</strong>t der Anlass für Missverständnisse.<br />
Während im persönlichen Dialog Mimik, Gestik und etwa Tonlage vermittelt werden können und<br />
dem Gesprächspartner unmittelbar durch die Körpersprache die Wirkung des Gesagten erkennbar wird,<br />
überbringt eine E-Mail lediglich die Fakten und überlässt die Interpretation des Textes ganz allein dem<br />
Empfänger. Selbst die Verwendung von Emoticons schafft nur bedingt Abhilfe. Bei der Verteilung von<br />
Wissen via E-Mail ist es wichtig, die Qualität der Informationen zu gewährleisten. Dies stellt in der Tat ein<br />
großes Problem dar, denn jeder kann bewusst (als auch unbewusst) E-Mails mit fragwürdigem Inhalt an alle<br />
Mitarbeiter im Unternehmen versenden. Daher ist es bedeutend, vertrauenswürdige Quellen zu schaffen<br />
[van House et al. 1998], um zwischen wichtiger Geschäftsinformation und unnötigem Spam eine effektive<br />
Nutzung des Mediums sicherzustellen.<br />
10.1.3 Der Begriff Wissensverteilung<br />
Als notwendige Voraussetzung, um Wissens zu verteilen, ist das Vorhandensein von explizitem Wissen,<br />
das bereits in einem vorigen Unterabschnitt behandelt wurde, zu nennen [Zucker & Schmitz 2000].<br />
Grundsätzlich sollte davon ausgegangen werden, dass nur verteilt werden kann, was in bekannter Form<br />
und Menge zur Verfügung steht. Wissensverteilung wird in der Literatur <strong>of</strong>t mit dem Synonym Wissen-