KUlTUREllE BIlDUNG: AUFGABEN IM WANDEl - Deutscher Kulturrat

284
handlungsfelder kultureller bildung ● ● ● ● ● ● ● ●
eben auch, wie bereits im Kapitel Interkulturelle Bildung erläutert, einen wichtigen Schlüssel
zur Integration darstellen. In allen Bundesländern ist die Sprachförderung in den Bildungsplänen
der frühkindlichen Bildung festgeschrieben.
Sprachförderung
Das Bundesjugendkuratorium hat in seiner bereits erwähnten Stellungnahme „Pluralität ist
Normalität für Kinder und Jugendliche. Vernachlässigte Aspekte und problematische Verkürzungen
im Integrationsdiskurs“ festgestellt, dass in pädagogischen Einrichtungen sprachliche
Kommunikation ein wichtiges Merkmal für eine förderliche Lernumwelt darstellt. Dies
betrifft zum einen natürlich die deutsche Sprache, aber auch die Anerkennung der Muttersprache
und die Förderung der Zweisprachigkeit. 460 Der Bildungsbereich Sprache ist in allen
Bildungsplänen verankert. Darüber hinaus bieten insbesondere viele Bundesländer spezielle
Maßnahmen zur Förderung der Sprachkompetenz für Kinder vor der Einschulung an.
Hessen fördert beispielsweise im Rahmen eines Sprachförderprogramms für Kinder ohne
ausreichende Deutschkenntnisse sowohl Sprachförderangebote für Kinder im Kindergartenalter
als auch Fortbildungen zur Sprachförderung für Erzieherinnen und Erzieher. Ziel
des Förderprogramms ist es, insbesondere Kinder aus Zuwandererfamilien beim Erwerb
der deutschen Sprache vor der Einschulung zu fördern und so ihren schulischen Erfolg und
ihre spätere Integration in Beruf und Gesellschaft zu unterstützen. Zudem fördert das Hessische
Sozialministerium das Projekt „frühstart – Deutsch und interkulturelle Bildung im
Kindergarten“ 461 der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung
e.V. Dieses Projekt hat sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur Kinder in den
Kindergärten beim Spracherwerb zu unterstützen, sondern auch die Erzieherinnen und Erzieher
mit Methoden zur Sprachförderung vertraut zu machen. Zudem werden grundlegende
Kenntnisse über kulturelle Bezüge und interkulturelle Handlungskompetenz vermittelt, das
Verständnis der Entstehung von Werten, Normen und Urteilen gefördert und für kulturell
bedingte Konfliktsituationen sensibilisiert. Als einen dritten Baustein wird die stärkere Einbeziehung
der Eltern in die Kindergartenarbeit gefördert. Ehrenamtliche Elternbegleiter,
die meist zweisprachig sind und häufig Migrationserfahrung haben, übernehmen die Aufgabe
eines Sprach- und Kulturmittlers und stellen so eine Brücke zwischen Elternhaus und
Kindergarten her. Zudem unterstützen sie die Eltern in Bildungsfragen, führen thematische
Elternnachmittage zur Wissensvermittlung durch und machen die Bedeutung des Kindergartens
und des deutschen Bildungssystems verständlich.
In vielen Ländern werden die Sprachfördermaßnahmen durch einen so genannten „Sprachförderkoffer“
ergänzt, der von der Projektgruppe des Berliner Instituts für kreative Sprachförderung
und interkulturelle Kommunikation entwickelt und vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung sowie der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport Berlin
gefördert wird. Ein Handbuch, als Teil des Sprachförderkoffers, fasst Grundsätze zur Sprachentwicklung
und Sprachförderung sowie Ergebnisse und Erfahrungen der Fortbildungen für
460 Vgl. Bundesjugendkuratorium: „Pluralität ist Normalität für Kinder und Jugendliche. Vernachlässigte Aspekte
und problematische Verkürzungen im Integrationsdiskurs“, München 2008, S. 9.
461 Vgl. Internetseite des Projektes „frühstart – Deutsch und interkulturelle Bildung im Kindergarten“ unter: http://
www.projekt-fruehstart.de/frames2.php (Stand: 10. November 2008)