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Akzeptanz von Ökosystementwicklung nach natürlicher ...

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78<br />

Diskussion<br />

ganzer Poldersysteme ohne wasserrechtliche Verfahren <strong>von</strong> der Landwirtschaft<br />

aufgegeben wurde (WBV 2002 mündl.).<br />

Als im Jahre 1995 der Deich Zartenstrom überspült und die landwirtschaftlichen<br />

wie auch Teile der forstwirtschaftlichen Flächen überflutet wurden, forderten die<br />

Land- und Forstwirte einen Neubau des Deiches und die Wiederherstellung der<br />

Nutzugsmöglichkeit (vgl. Abs. 5.2.6.). Mit einer SW-Zulage <strong>von</strong> 60% im Jahre<br />

1995 mag dies noch wirtschaftlich gewesen sein. Im Jahr 1998, als die<br />

Entscheidung zur „Neuregulierung des hydrologischen Systems Kamp-<br />

Rosenhagen-Bugewitz“ jedoch in die entscheidende Phase kam, kann nicht<br />

mehr <strong>von</strong> einer rentablen Nutzung ausgegangen werden (MENGE 2002 mündl.),<br />

da die SW-Zulage auf 27% gesunken ist und die Holzpreise weiter gefallen<br />

sind.<br />

Ein weiterer Grund für den Nutzungsverzicht der Landwirte und die damit<br />

verbundene Möglichkeit der Revitalisierung dieses Niedermoorkomplexes dürfte<br />

die Nutzungsgarantie gewesen sein, die als Grundlage der Förderfähigkeit <strong>von</strong><br />

den Nutzern abzugeben ist (vgl. Abs. 6.2.3.).<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, die Gründe eines Nutzungsverzichtes<br />

<strong>von</strong> Seiten der Landwirtschaft sind rein wirtschaftlicher Art. Das den Landwirten<br />

die Flächen vom Zweckverband abgekauft worden sind, sollte wohl zur<br />

Beschleunigung des Prozesses dienen und kann nicht, wie es <strong>von</strong> einigen<br />

Interviewpartnern getan wurde (vgl. Abs. 5.2.9.3.), als Bestechung gewertet<br />

werden.<br />

Dieser Stellungswechsel der Landwirtschaft, durch den die Deichrückverlegung<br />

erst möglich wird, wird <strong>von</strong> einigen der Befragten als „undurchschaubar“<br />

bezeichnet und ist mit ein Grund für die geringe <strong>Akzeptanz</strong> unter den<br />

Anwohnern. Bezeichnend ist hier die Aussage <strong>von</strong> IP-8: „Wenn die Landwirte<br />

erklärt hätten, warum sie die Flächen verkaufen, wären die Gerüchte über Bestechung<br />

nicht aufgekommen.“ (vgl. Abs. 5.2.9.1. & 5.2.9.2.).<br />

Naturschutz – Forstwirtschaft<br />

Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes "Peenetal-Landschaft" als Vorhaben<br />

<strong>von</strong> "gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung" sollen im Peenetal auf einer<br />

Fläche <strong>von</strong> insgesamt ca. 19.000 ha Moor Revitalisierungsmaßnahmen<br />

durchgeführt werden. Die Stadt Anklam als Besitzer <strong>von</strong> Flächen im<br />

Projektgebiet worunter auch das Anklamer Stadtbruch fällt, ist Mitglied im<br />

Zweckverband Peenetal-Landschaft (vgl. Abs. 5.2.2.2.). Der marode Zustand<br />

der Deiche im Untersuchungsgebiet ist seit spätestens 1989 (vgl. Abs. 2.6.2.)<br />

bekannt. Nach der Wende war abzusehen, die Deiche, die „nur“ land- und<br />

forstwirtschaftliche Flächen schützen, werden erst ausgebessert, <strong>nach</strong>dem alle<br />

Deiche, die zum Schutz <strong>von</strong> Menschenleben benötigt werden, ausgebessert<br />

bzw. neu gebaut worden sind. Vor diesem Hintergrund erscheint es wenig<br />

glaubhaft, das sich die Stadt Anklam noch keine Gedanken über den Umgang<br />

mit den Überflutungsgefährdeten Flächen des ASB gemacht hat.<br />

Nach dem Eintritt des Überflutungsereignisses vom 3./4.11.1995 gab es unter<br />

den Parlamentariern der Stadt verschiedene Strömungen. Eine Möglichkeit war,<br />

auf den Deichbau am Haff zu setzen und abzuwarten. Eine Zweite, den Wald<br />

zu verkaufen und mit dem Geld Neuwaldbegründungen auf dem Festlandsockel<br />

vorzunehmen.

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