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Akzeptanz von Ökosystementwicklung nach natürlicher ...

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Sozialwissenschaftliche Betrachtung 81<br />

„Wildnis“ plädieren (vgl. SCHERZINGER 1997; WEINZIERL 1998), doch dürfte es<br />

sicherlich einige Zeit dauern, bis diese Vorstellungen auch bei der Allgemeinheit<br />

auf fruchtbaren Boden fallen (OTT 1998).<br />

Die meisten Menschen haben ein bestimmtes abstraktes Vorstellungsbild<br />

da<strong>von</strong> im Kopf, was sie unter „Natur“ versteht bzw. was „Natur“ überhaupt für<br />

sie ist und wie sie ihrer Meinung <strong>nach</strong> sein soll. Dieses Bild wird sowohl <strong>von</strong><br />

ihren Wahrnehmungen als auch <strong>von</strong> früheren Erfahrungen, Wissen, Interessen<br />

und weiteren Faktoren beeinflusst. Dabei fließen auch gruppenspezifische,<br />

gesellschaftliche und kulturelle Werte und Normen mit ein. Diese Vorstellungen<br />

<strong>von</strong> Natur lassen sich als Naturverständnis zusammenfassen.<br />

Aus dem Naturverständnis leitet sich aber nicht nur ab, wie die Natur zu sein<br />

hat (Soll- Zustand), sondern auch, welche Bereiche unserer Umwelt wir als<br />

„Natur“ erkennen (vgl. Abs. 5.2.9.). Über die Wahrnehmung dieser „Natur“<br />

erhalten wir ein zweites konkretes Vorstellungsbild <strong>von</strong> den realen, aktuellen<br />

äußeren Gegebenheiten, d. h. das Bild spiegelt unsere Anschauung vom Ist-<br />

Zustand der „Natur“ wider. Aus dem Vergleich zwischen dem Ist- und dem Soll-<br />

Zustand, also durch einen Bewertungsvorgang, ergibt sich, ob der<br />

vorgefundene Zustand als „intakt“ oder „gestört“, „schön“ oder „hässlich“ gilt.<br />

Wie die Ausführungen zum Begriff „Natur“ belegen, ist der Begriff vieldeutig<br />

(vgl. Abs. 3.2.). Dabei sind die unterschiedlichen Bedeutungen, Werte und<br />

Normen oft einseitig ausgerichtet, in sich oder in Bezug auf die realen<br />

Verhältnisse unstimmig, ambivalent oder sogar kontrovers.<br />

So gilt die „Natur“ einerseits als ungezähmte Gewalt, andererseits als Inbegriff<br />

<strong>von</strong> Ordnung und Regelmäßigkeit (vgl. SCHÄFER 1982, S. 12); einerseits gilt sie<br />

als die Konstante, sich nicht Wandelnde, andererseits steht sie für Bewegung<br />

und Veränderung; einerseits umfasst sie den Menschen und seine Kultur,<br />

andererseits umschreibt sie das vom Menschen Unberührte; einerseits ist sie<br />

die faszinierende Wildnis, andererseits wirkt sie als Bedrohung; einerseits<br />

erscheint sie allumfassend und machtvoll, andererseits als bedroht und<br />

zerstörbar.<br />

Die Ursache der offensichtlichen Widersprüchlichkeit des Naturbegriffs liegt im<br />

Wesentlichen darin, dass den Bedeutungs- und Wertzuweisungen eine<br />

unterschiedliche gegenständliche „Natur“ zugrunde liegt. Das zeigt sich dann,<br />

wenn zwei Personen das gleiche Naturphänomen, z.B. eine wiedervernässte<br />

Polderfläche, unterschiedlich bewerten: Für den einen handelt es sich um einen<br />

„natürlichen“ („... das finde ich ganz schön, wenn die Schwäne und die Enten da<br />

schwimmen...“ IP-10), für den anderen um einen „denaturierten“ Bereich („... das<br />

hat nichts mit Natur zu tun, das ist tot, ein Schweineparadies ...“ IP-7).<br />

Während die gegenständliche Natur für den ersten alles, was „grün“ ist,<br />

beinhaltet, umfasst „Natur“ für den zweiten lediglich die vom Menschen<br />

geordneten oder sogar aufgeräumten Bereiche.<br />

Hier liegt der Ursprung des zentralen <strong>Akzeptanz</strong>problems zwischen<br />

Bevölkerung und Naturschützern. Dieses zu beseitigen und für die 1998<br />

umgesetzte Naturschutzmaßnahme <strong>nach</strong>träglich eine höhere <strong>Akzeptanz</strong> (vgl.<br />

Abs. 3.1.) zu erreichen, ist nicht zu erwarten. Den Menschen „Natur“ - „Wildnis“<br />

durch Naturbildung bzw. Erziehung nahe zu bringen, ist eine Möglichkeit

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