23. Sitzung - Abgeordnetenhaus von Berlin
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<strong>Abgeordnetenhaus</strong> <strong>von</strong> <strong>Berlin</strong> – 15. Wahlperiode <strong>23.</strong> <strong>Sitzung</strong> vom 12. Dezember 2002<br />
(A) (C)<br />
(B)<br />
nicht zu beraten, wenn wir nicht sicher sein können, dass<br />
wir durch diese Steuerung der Ressourcen spiegelbildlich<br />
ein Ergebnis in der Verwaltung erzielen können, sondern<br />
die Verwaltung in der Lage ist, dieses dadurch zu umgehen,<br />
dass sie nur eine Art <strong>von</strong> Stellenauswahlpalette hat,<br />
die sie beliebig verwenden kann.<br />
Ein weiterer Vorteil ergibt sich daraus im Hinblick auf<br />
die Definition dessen, was wir Personalüberhang nennen.<br />
Denn was ist der Personalüberhang? Das ist eine Frage,<br />
die wir während der Haushaltsberatungen öfters gestellt<br />
haben, die aber nicht genau beantwortet werden konnte.<br />
Ist der Personalüberhang die Gesamtheit derjenigen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, die auf Stellen mit kw-<br />
Vermerk sitzen? Das könnte so sein, ist aber definitiv<br />
seitens des Senats nicht zu erklären gewesen. Wenn wir<br />
uns jetzt im Klaren sind, dass nicht die Stelle als solche,<br />
sondern die Stelle mitsamt dem Mitarbeiter einen kw-<br />
Vermerk bekommt, dann ist auch klar, wer zum Überhang<br />
gehört. Dann ist auch klar, dass die konkret wahrgenommene<br />
Tätigkeit, dass der konkrete Mitarbeiter nach einem<br />
Auswahlverfahren, das entweder nach Sozialkriterien<br />
durchzuführen ist oder auch nicht, wegfällt. Das hängt ein<br />
wenig da<strong>von</strong> ab, inwieweit die gesamten Umstände <strong>von</strong><br />
betriebsbedingten Kündigungen dort mit eine Rolle spielen,<br />
die als Alternative <strong>von</strong> dem einen oder anderen im<br />
Haus in Betracht gezogen werden, inwieweit diese dann<br />
dem Stellenpool nicht nur zugeordnet werden, sondern<br />
auch aus den Aufgabengebieten herausgelöst werden.<br />
Dafür haben wir uns ein zweistufiges Verfahren vorgestellt:<br />
Zunächst dezentrale Stellenpools, die bei den<br />
einzelnen Dienststellen zu bilden sind, damit dort vor Ort<br />
erst einmal eine sachgerechte, eine sachnahe Verwendung<br />
der Mitarbeiter versucht werden kann. Das ist wohl auch<br />
im Interesse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.<br />
Sollte dieses aber nicht gelingen, dann brauchen wir auch<br />
einen zentralen Stellenpool, der in der Lage ist, über die<br />
einzelnen Dienststellen, über die Bezirke hinweg auch<br />
Vermittlungen vorzunehmen, Andienungsrechte wahrzunehmen.<br />
Denn eines ist klar geworden, gerade auch durch die<br />
Diskussion, die wir in den letzten Tagen über die Kindertagesstätten<br />
und die Erzieherinnen geführt haben, dass<br />
eine zentrale Steuerungsinstanz, die in der Lage ist, bestimmte<br />
Defizite, die wie auch immer entstanden sind,<br />
auszugleichen, planend einzuwirken und sicherzustellen,<br />
notwendig ist, damit man im Land <strong>Berlin</strong> als Senat nicht<br />
sagen kann, dass die bösen Bezirke schuld sind, weil sie<br />
ihren Aufgaben nicht angemessen nachgekommen sind.<br />
Das ist eine Antwort, die die Eltern vor Ort, die damit<br />
konfrontiert werden, dass ihre Kinder ab 1. Januar 2003<br />
nicht mehr betreut werden sollen, nicht befriedigen kann.<br />
Ich glaube, dass Delegation etwas Schönes ist, und ich<br />
glaube auch an die Verwaltungsreform. Delegation funktioniert<br />
aber immer nur dann, wenn sie die Aufgabenwahrnehmung<br />
vor Ort in gewisser Hinsicht kontrollieren<br />
können. Regeln haben nur dann einen Sinn, wenn man<br />
nachvollziehen kann, dass sie eingehalten worden sind.<br />
1625<br />
[ Beifall und Zuruf des Abg. Wieland (Grüne): Der einzige,<br />
der hier einmal Beifall klatscht!]<br />
– Ja, vielen Dank Ich merke auch, dass dieses Thema,<br />
weil es offensichtlich so spannend ist, die meisten nicht<br />
vom Hocker reißt. Aber dennoch ist es ein wichtiges<br />
Thema, denn wir wissen, dass der größte Kostenblock die<br />
Personalkosten sind. Wir werden diesem Thema nur gerecht,<br />
wenn wir uns ihm auf einer sachlichen Ebene nähern,<br />
und nicht in Form <strong>von</strong> Bedrohungen und Konfrontationen.<br />
Wir müssen Verfahren finden, einen Interessenausgleich<br />
durchzuführen. Ich glaube, dafür ist dieses<br />
Konzept geeignet.<br />
[Beifall bei der CDU]<br />
Vizepräsidentin Michels: Herr Abgeordneter! Bei<br />
aller Wichtigkeit des Themas ist Ihre Redezeit trotzdem<br />
zu Ende. Ich bitte Sie, zum Schluss zu kommen.<br />
Zimmer (CDU): Frau Präsidentin! Das fällt mir auch<br />
nicht weiter schwer. Ich möchte Sie nur einladen, im<br />
Hauptausschuss an Hand dieser Vorlage eine Diskussion<br />
zu führen, wobei diesem Gesetzentwurf das Schicksal so<br />
mancher Gesetzentwürfe erspart bleiben möge, für die ich<br />
versucht habe, hier zu werben, die aber leider an der<br />
Mehrheit dieses Hauses gescheitert sind. – Vielen Dank!<br />
[Beifall bei der CDU]<br />
Vizepräsidentin Michels: Danke schön! – Für die<br />
SPD-Fraktion hat das Wort die Abgeordnete Frau Flesch.<br />
Frau Flesch (SPD): Frau Präsidentin! Meine sehr<br />
geehrten Damen und Herren! Herr Zimmer, ich muss<br />
noch einmal den Kollegen Krüger, dem auch ich gute<br />
Besserung <strong>von</strong> hier aus wünsche, mit dem zitieren, was er<br />
gestern im Hauptausschuss gesagt hat: Solange Sie solche<br />
Begründungen schreiben, fällt es schwer, mit Ihnen ernsthaft<br />
zu diskutieren. Es ist pure Polemik,<br />
[Niedergesäß (CDU): Na, na!]<br />
und es hilft Ihrem Anliegen nicht, da es zeigt, dass Ihr<br />
Anliegen nicht so ernsthaft ist, wie Sie es hier vortragen,<br />
sondern dass es nichts anderes als schlichter Aktionismus<br />
ist.<br />
Ich versuche trotzdem, mich mit Ihrem Gesetz sachlich<br />
auseinander zu setzen, was mir schon am Anfang<br />
schwer fällt. Ich habe einmal gelernt, dass Gesetze abstrakt<br />
generell sind. Sie gehen mit Ihrem Entwurf in die<br />
Richtung, konkret schon fast Kleinigkeiten zu regeln. Das<br />
ist nicht unbedingt das, was ich in einem Gesetz haben<br />
möchte. Sie schreiben dort auch Selbstverständlichkeiten<br />
hinein, die sich aus Geschäftsordnung etc. ergeben, zum<br />
Beispiel in Ihrem § 1. Zu Ihrem § 7 zum Thema „Privatisierung<br />
des zentralen Stellenpools“ empfehle ich einen<br />
Blick in Artikel 77 der Verfassung <strong>von</strong> <strong>Berlin</strong> und die<br />
entsprechende Kommentierung. Ich weiß nicht, ob Sie<br />
uns hiermit eine Verfassungsänderung vorschlagen wollen.<br />
Dies kann ich diesem Entwurf nicht entnehmen, denn<br />
dann fehlte noch ein Artikel vorneweg. Ein Mangel an<br />
Ernsthaftigkeit scheint auch hier wieder durch.<br />
(D)