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23. Sitzung - Abgeordnetenhaus von Berlin

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<strong>Abgeordnetenhaus</strong> <strong>von</strong> <strong>Berlin</strong> – 15. Wahlperiode <strong>23.</strong> <strong>Sitzung</strong> vom 12. Dezember 2002<br />

(A) (C)<br />

(B)<br />

nismus zu bewerten. Es ist der Versuch, dem Senat einen<br />

schwarzen Peter – welchen auch immer – zuzuschieben.<br />

Für die Beratung später im Ausschuss sollten Sie noch an<br />

Ihrem Antrag arbeiten.<br />

Wichtig ist allerdings, dass dieses Thema „Analphabetismus<br />

bei Jugendlichen und Erwachsenen“ ernst zu nehmen<br />

ist. Hier ist auch in der Verwaltung durchaus Handlung<br />

zu erkennen. Ein gutes Beispiel dafür sind in den<br />

Bezirken die Kurse für Analphabeten an den Volkshochschulen,<br />

die gut besucht werden.<br />

Unser Bestreben ist es, auch präventive Maßnahmen<br />

zu verstärken. Wir müssen das Bewusstsein der Erziehungsberechtigten<br />

stärker wecken, die Lese- und Schreibkenntnis<br />

ihrer Kinder im Kindesalter mehr zu fördern.<br />

Zudem will ich noch ergänzen: Seit diesem Schuljahr<br />

wird an den Grundschulen in den zweiten Klassen zusätzlich<br />

noch eine Stunde mehr Deutschunterricht angeboten.<br />

[Vereinzelter Beifall bei der SPD]<br />

Nun zu Ihrem zweiten Antrag: Für die Bewältigung<br />

dieser Aufgabe haben wir eine klare Arbeitsgrundlage.<br />

Dies sind die Leitlinien, die Wohnungslosenhilfe und die<br />

Politik. Diese Leitlinien wurden sehr detailliert und umfangreich<br />

ausgearbeitet. Sie müssen nur permanent umgesetzt<br />

werden, wir brauchen nicht noch etwas Zusätzliches.<br />

In der 13. Legislaturperiode wurde hier ausführlich<br />

daran gearbeitet, die Schwerpunkte in dieser Politik sind<br />

ganz klar. Oberste Priorität ist die Verhinderung <strong>von</strong><br />

Wohnungslosigkeit. Hier müssen der Senat und die Bezirke<br />

gut zusammenarbeiten. Die Aufgabenteilung in den<br />

Leitlinien und dem Maßnahmenplan sind für den Senat<br />

und die Bezirke klar definiert und zugeordnet. Zu klären<br />

ist, ob alle Bezirke zu gleichen Teilen <strong>von</strong> Wohnungslosigkeit<br />

und Obdachlosigkeit betroffen sind. Das ist in<br />

der Regel nicht der Fall, die innerstädtischen Bezirke<br />

haben die größeren Probleme. Der Senat ist aufgefordert,<br />

ein solidarisches System des Ausgleichs zu schaffen. Die<br />

Bemühungen auf Senatsebene laufen in die richtige Richtung.<br />

Sozialpolitisch ist es wichtig, auf die Notwendigkeit<br />

des Erhaltes des so genannten geschützten Marktsegments<br />

hinzuweisen. Dem Bedarf entsprechend müssen beispielsweise<br />

für Familien in den Bezirken geeignete Wohnungen<br />

bereitgestellt werden.<br />

Die Senatorin für Soziales hat heute auf meine Mündliche<br />

Anfrage zur Kältehilfe für Obdachlose eine klare<br />

Aussage gemacht. Auch hier kommt der Senat seiner<br />

Verantwortung nach, das Gesamtangebot ist höher als im<br />

letzten Jahr, zahlreiche Angebote stehen anonym zur<br />

Wahl, die Kapazitäten sind zur Zeit ausreichend. Ich<br />

erinnere an ihre Antwort. 20 % bis 30 % der Kapazitäten<br />

bleiben im Durchschnitt unbelegt. Aber regelmäßig muss<br />

auch geprüft werden: Sind die Angebote und die Öffnungszeiten<br />

bedarfsgerecht? Gegebenenfalls muss hier<br />

verbessert werden.<br />

Meine Damen und Herren! Liebe Kollegen und Kolleginnen!<br />

Wir sollten uns mit dem Thema „Obdachlosig-<br />

1658<br />

keit“ nicht nur zur kalten Jahreszeit beschäftigen und das<br />

Thema nicht zu populistischen Vorzeigeeffekten ausnutzen.<br />

[Vereinzelter Beifall bei der SPD]<br />

Unser aller Bemühen muss es sein, kontinuierlich an dem<br />

Problem zu arbeiten. Denn diese Menschen, Wohnungslose<br />

und Obdachlose, haben keine starke Lobby. Daher<br />

haben wir alle eine besondere Verantwortung. – Vielen<br />

Dank und frohe Weihnachten!<br />

[Beifall bei der SPD und der PDS]<br />

Vizepräsidentin Michels: Danke schön! – Für die<br />

FDP spricht Herr Lehmann. – Bitte sehr!<br />

Lehmann (FDP): Frau Präsidentin! Meine Damen<br />

und Herren! Der Armutsbericht der Senatsverwaltung für<br />

Gesundheit und Soziales im Sommer dieses Jahres hat ja<br />

wohl in erschreckender Weise deutlich gemacht, dass das<br />

Thema in einem der reichsten Länder der Welt hoch aktuell<br />

und zugleich hoch brisant ist. 12,8 % der <strong>Berlin</strong>er<br />

Bevölkerung sind, gemessen am Äquivalenzeinkommen,<br />

als arm zu bezeichnen. Lassen Sie mich aber auch bemerken,<br />

dass der darauf beruhende Betrag <strong>von</strong> 1 068 DM,<br />

also etwas über 500 €, natürlich als relativ angesehen<br />

werden muss. Nicht jeder Student gilt als arm.<br />

Der Bericht zeigt aber auch, dass Armut multifunktionale<br />

Gründe in sich trägt. Die Ursachen <strong>von</strong> Armut reichen<br />

über Arbeitslosigkeit, geringe Bildung bis zur Überschuldung<br />

<strong>von</strong> privaten Haushalten. Es ist grundsätzlich<br />

zu begrüßen, dass die CDU-Fraktion mit einer Antragswelle<br />

dieses sensible Feld bearbeitet.<br />

[Vereinzelter Beifall bei der FDP und der CDU]<br />

Doch der Antrag der Bekämpfung des Analphabetismus<br />

in <strong>Berlin</strong> ist nicht mehr als ein Showantrag, das muss ich<br />

leider sagen, und deshalb als sehr harmlos zu bezeichnen.<br />

Es ist schlichtweg gleich, ob man ihm zustimmt oder<br />

nicht. Wer Analphabetismus erfolgreich bekämpfen<br />

möchte, muss das zuerst in den Schulen tun.<br />

[Beifall bei der FDP]<br />

Es geht also darum, den Schulen bessere Möglichkeiten<br />

zu geben. Leider ist in dem Antrag keine Rede da<strong>von</strong>.<br />

Selbst wenn der Bericht wie gefordert im Juni 2003 vorgelegt<br />

wird, so ist doch zu befürchten, dass alles zu gegebener<br />

Zeit wieder im Sande versickert.<br />

[Goetze (CDU): Das befürchten wir<br />

bei dem Bildungssenator auch!]<br />

Trotzdem werden wir diesem Antrag zustimmen.<br />

Anders sieht es dagegen mit dem zweiten Antrag aus.<br />

Der Obdachlosenrahmenplan, welcher vom Senat im<br />

September 1999 vorgelegt wurde, sah vor, ihn alle zwei<br />

Jahre fortzuschreiben. Eine Fortschreibung hätte also im<br />

Jahr 2001 vorliegen müssen. Meine Kolleginnen und<br />

Kollegen <strong>von</strong> der CDU, warum haben Sie, als Sie noch an<br />

der Regierung beteiligt waren, nicht schon im Jahr 2001<br />

auf den Senat Druck ausgeübt?<br />

(D)

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