23. Sitzung - Abgeordnetenhaus von Berlin
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<strong>Abgeordnetenhaus</strong> <strong>von</strong> <strong>Berlin</strong> – 15. Wahlperiode <strong>23.</strong> <strong>Sitzung</strong> vom 12. Dezember 2002<br />
weiten Bereichen immer noch nicht mit sich selbst einig<br />
sind, was Sie tun wollen –, dass Sie diesem Land einen<br />
wirklich schweren Schaden zufügen. Sie gehen nicht bloß<br />
in die falsche Richtung, was die Steuerpolitik anbelangt,<br />
Sie erhöhen kurzfristig Einnahmen und vernichten langfristig<br />
Strukturen, vernichten langfristig Unternehmen,<br />
vernichten langfristig Arbeitsplätze und in letzter Konsequenz<br />
vernichten Sie auch langfristig Steuereinnahmen.<br />
Und dann fängt Ihre Steuerspirale wieder <strong>von</strong> vorne an.<br />
Das ist die Politik, die Sie seit Jahrzehnten einzig und<br />
allein betreiben können.<br />
[Beifall bei der CDU und der FDP –<br />
Doering (PDS): Wir sind hier nicht im Bundestag!<br />
Sagen Sie einmal etwas zum Land! –<br />
Gaebler (SPD): Seit Jahrzehnten?]<br />
Vizepräsidentin Michels: Herr Zackenfels hat die<br />
Möglichkeit zu erwidern. – Bitte, Sie haben drei Minuten!<br />
Zackenfels (SPD): Das Erste und Wichtigste ist zuerst<br />
einmal die Feststellung, dass ich nicht in Timbuktu war,<br />
auch das muss einmal richtig gestellt werden.<br />
Das Zweite: Gehen wir einmal auf den Fall ein, den<br />
Sie zitiert haben, nämlich die Körperschaftsteuerausfälle.<br />
Ich kann Ihnen gerne anbieten, dass wir das einmal gemeinsam<br />
durchdeklinieren. Sie wissen, warum die Körperschaftsteuereinnahmen<br />
tatsächlich zurückgegangen<br />
sind: Weil die Gesellschaften unter Ihrer Regierung die<br />
Eigenmittel in das EK gepackt haben, welches am niedrigsten<br />
besteuert ist.<br />
[Goetze (CDU): Umso schlimmer! –<br />
Henkel (CDU): Glaubwürdige Entschuldigung! –<br />
Zuruf des Abg. Niedergesäß (CDU)]<br />
Und erst durch uns, die wir gesagt haben, Leute jetzt ist<br />
der geringere Steuersatz anzuwenden, haben die Firmen<br />
gesagt: Na, da hole ich mir das aus dem Eigenkapital,<br />
was damals unter Kohl mehr besteuert worden wäre.<br />
[Zuruf des Abg. Niedergesäß (CDU)]<br />
Demzufolge sind wir als Staat, ist die Bundesregierung in<br />
der Pflicht gewesen, entsprechende Körperschaftsteuererstattungen<br />
durchzuführen, Herr Dietmann.<br />
[Zurufe der Abgn. Czaja (CDU) und<br />
Dietmann (CDU)]<br />
Kommen Sie einmal zu mir, ich kann Ihnen einen kleinen<br />
Kurs anbieten, natürlich nicht gratis, da müssen wir<br />
über den Preis verhandeln, aber Sie lernen etwas über<br />
Körperschaftsteuer und wie das reell funktioniert.<br />
[Beifall und Heiterkeit bei der SPD –<br />
Wegner (CDU): Um Gottes Willen!]<br />
16 Jahre ist das verfehlte Politik gewesen, auch im Bereich<br />
der GmbHs, auch im Bereich der Kapitalgesellschaften.<br />
Und wir sind nicht Jahrzehnte an der Regierung,<br />
wir sind gerade einmal vier Jahre dran.<br />
[Goetze (CDU): Deshalb geht es<br />
den Unternehmen so gut! –<br />
Weitere Zurufe <strong>von</strong> der CDU]<br />
1653<br />
Aber ich gebe Ihnen Recht, wir werden noch einige Jahrzehnte<br />
bleiben, vor allen Dingen angesichts dieser Art<br />
<strong>von</strong> Oppositionspolitik. – Danke!<br />
[Beifall bei der SPD und der PDS]<br />
Vizepräsidentin Michels: Danke schön! – Für die<br />
FDP hat das Wort der Abgeordnete Dr. Lindner!<br />
[Ah! <strong>von</strong> der SPD, der CDU, der PDS und den Grünen –<br />
Doering (PDS): Immer daran denken,<br />
Sie sind im <strong>Abgeordnetenhaus</strong>,<br />
nicht im Bundestag!]<br />
Dr. Lindner (FDP): Frau Präsidentin! Verehrte Damen,<br />
meine Herren! Herr steuererhöhungspolitischer<br />
Sprecher der SPD!<br />
[Beifall und Heiterkeit bei der FDP und der CDU]<br />
Ich will Sie jetzt gar nicht quälen mit großen FDP-<br />
Programmen oder so etwas,<br />
[Gaebler (SPD): Sie haben ja auch keine! –<br />
Zuruf des Abg. Doering (PDS)]<br />
sondern ich möchte Sie mit einem neoliberalen Magazin<br />
aus Hamburg konfrontieren, dem „Spiegel“ 49/2002.<br />
Überschrieben ist der Artikel mit: „Die Verzweiflungstäter“:<br />
Klamm wie nie zuvor, versucht Rot-Grün alles, um<br />
frisches Geld aufzutreiben. Doch höhere Steuern<br />
und Abgaben schaden der Konjunktur, verschrecken<br />
Unternehmen und vernichten Jobs. Nur<br />
Schwarzarbeit und Steuerflucht florieren. Am Ende<br />
nimmt der Staat weniger ein als geplant.<br />
[Gaebler (SPD): Besser als<br />
Möllemann und Rexrodt! –<br />
Zuruf der Abgn. Frau Oesterheld (Grüne)<br />
und Eßer (Grüne)]<br />
Meine Damen und Herren! Ich weiß, Sie sind fast<br />
autistisch, wenn es um dieses Thema geht.<br />
[Beifall bei der FDP]<br />
Ob es Wissenschaftler wie Laffer sind, ob es die fünf<br />
führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland<br />
sind, ob es Vergleiche mit anderen Ländern sind, es ist<br />
Ihnen völlig egal: Für Sie, in Ihrer einfachen Welt, heißt<br />
Erhöhen <strong>von</strong> Steuern gleichzeitig Erhöhen <strong>von</strong> Staatseinnahmen.<br />
Das Gegenteil ist der Fall. Das ließe sich hier<br />
ewig fortführen.<br />
[Zuruf des Abg. Eßer (Grüne)]<br />
Ich möchte ganz wenige Ihrer Folterinstrumente, eine<br />
Auslese der Unvernunft, kurz beleuchten.<br />
Das Erste ist das Abschaffen des Spendenabzugs für<br />
Körperschaften, den Sie vornehmen, und zwar § 9<br />
Abs. 1 Nr. 2 Körperschaftssteuergesetz. Das kann ja wohl<br />
nicht Ihr Ernst sein: Alle Welt fordert das Engagement<br />
auch der Wirtschaft gerade im kulturellen Bereich, im<br />
wissenschaftlichen Bereich, und da haben Sie nichts,<br />
nichts wirklich Größeres im Sinn, als ausgerechnet dort<br />
die Spendenabzugsfähigkeit zu beschränken?<br />
(C)<br />
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