23. Sitzung - Abgeordnetenhaus von Berlin
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<strong>Abgeordnetenhaus</strong> <strong>von</strong> <strong>Berlin</strong> – 15. Wahlperiode <strong>23.</strong> <strong>Sitzung</strong> vom 12. Dezember 2002<br />
(A) (C)<br />
(B)<br />
in der Fraktion der Grünen, dass die Bezirke sorgfältiger<br />
mit den Sozialausgaben umgehen und sie steuern müssen.<br />
Dafür brauchen sie die Instrumente; das ist alles lang und<br />
breit dargelegt worden.<br />
Ich zeige Ihnen jetzt an einem Beispiel, was der Senat<br />
in dem Fall macht und worauf unser Antrag zielt:<br />
[Zuruf des Abg. Pewestorff (PDS)]<br />
Stellen Sie sich vor, Sie geben Ihrem Sohn oder Ihrer<br />
Tochter statt bisher 20 € Taschengeld nur noch 15 €,<br />
verlangen <strong>von</strong> dem Kind aber, mit diesem Geld im selben<br />
Laden in Zukunft seine Schulsachen und alles das, was es<br />
damit bestreiten muss, zu denselben Preisen wie vorher<br />
einkaufen zu müssen.<br />
[Pewestorff (PDS): Sie müssen auf den Vorredner<br />
eingehen!]<br />
Das heißt im Endeffekt, das Kind kann nicht mehr dieselbe<br />
Menge an Sachen kaufen. Wozu führen also die Kürzungen,<br />
die den Bezirken auferlegt wurden, wenn man<br />
nicht auch die Kostensätze, zum Beispiel in der Eingliederungshilfe,<br />
senkt? Die Bezirke können mit dem gleichen<br />
Geld entweder weniger Stunden oder diese Leistungen<br />
weniger Menschen anbieten. Nur zu diesen Punkten<br />
sollte unser Antrag eine Basiskorrektur vornehmen: zu<br />
der Eingliederungshilfe, wo die Kostensätze nicht abgesenkt<br />
wurden, und zu der Jugendhilfe, wo die Kostensätze<br />
ebenfalls in diesem Jahr nicht abgesenkt wurden und für<br />
das nächste Jahr auch wieder in Frage gestellt worden<br />
sind. Es geht gar nicht darum, wie hoch der Betrag ist; Sie<br />
können ihn gern berichtigen. Aber dass den Bezirken<br />
diese Sparlasten nicht weiter auferlegt werden können,<br />
dass dürfte Ihnen doch allen klar sein.<br />
[Beifall bei den Grünen –<br />
Beifall des Abg. Wambach (CDU)]<br />
Vizepräsident Dr. Stölzl: Vielen Dank! – Es ist klar,<br />
dass Herr Zotl darauf antworten wird. – Bitte schön! Sie<br />
haben das Mikrofon und das Wort!<br />
Dr. Zotl (PDS): Frau Jantzen! Sie haben mich zwar<br />
nicht mich direkt angesprochen, aber ich glaube, dass es<br />
genau darum nicht geht.<br />
[Frau Oesterheld (Grüne): In unserem Antrag aber!]<br />
Es geht nicht darum, dass die Kostensätze automatisch<br />
gesenkt werden müssen. Es geht nicht darum, dass den<br />
Nutzerinnen und Nutzern automatisch weniger Mittel und<br />
Möglichkeiten zur Verfügung stehen.<br />
[Zuruf der Frau Abg. Jantzen (Grüne)]<br />
Nur dann geht Ihr Beispiel auf, wenn Sie ganz vernachlässigen,<br />
dass es einen überbürokratisierten Verwaltungsaufwand<br />
gibt, auch in den Bezirken, dass es zum großen<br />
Teil Versäumnisse gibt, was eine Reformierung, eine<br />
Effektivierung der Prozesse betrifft, welch großer Teil in<br />
diesen Verfahren stecken bleibt.<br />
[Zurufe <strong>von</strong> den Grünen]<br />
1646<br />
Darum geht es uns. Darum legen wir solch einen großen<br />
Wert auf die Steuerung der Prozesse. Sie wissen das ganz<br />
genau.<br />
[Beifall bei der PDS und der SPD]<br />
Vizepräsident Dr. Stölzl: Danke schön! – Wir fahren<br />
fort. Mit der letzten Meldung für die FDP erhält das Wort<br />
Herr Matz. – Bitte schön!<br />
Matz (FDP): Danke, Herr Präsident! – Meine Damen<br />
und Herren! Manche Aspekte in dieser Debatte sind noch<br />
ganz lustig, beispielsweise wenn Frau Kolat den Grünen<br />
vorwirft, die Zahlen strotzten vor Fehlern. Ich habe noch<br />
einmal genau hingeguckt: In dem Antrag stehen nur fünf<br />
Zahlen. Das ist also eine „starke“ Bemerkung dazu. Und<br />
wenn Frau Kolat dann auch noch sagt, Rot-Rot habe<br />
schon einiges bewegt, findet man das ganz niedlich und<br />
lustig.<br />
Ärgerlich wird es dann, wenn man dem Kollegen Zotl<br />
zuhört und den Ausführungen, die er nicht persönlich und<br />
privat, sondern für die PDS macht. Wenn er an die Last<br />
und Mitverantwortung der Bezirke appelliert, auch die<br />
Bezirke sollten jetzt einmal steuernd eingreifen, ist das<br />
vor dem Hintergrund einer Diskussion, die wir gerade<br />
gestern im Hauptausschuss mit dem Bürgermeister <strong>von</strong><br />
Marzahn-Hellersdorf, Herrn Dr. Klett, gehabt haben,<br />
absolut inakzeptabel. Weisen Sie bitte erst einmal Ihre<br />
eigenen Leute darauf hin, in Lichtenberg, in Marzahn-<br />
Hellersdorf, überall in den Bezirken, wo Sie immer noch<br />
versuchen, Ihre Klientel zu bedienen.<br />
[Zuruf des Abg. Dr. Zotl (PDS)]<br />
Weisen Sie diese Bezirke darauf hin, dass es nicht angehen<br />
kann, dass man in einem Bezirk, der nicht zu den<br />
sozial Schwächsten in der Stadt gehört, nicht die höchsten<br />
Defizite vorweisen kann, weil man sich nicht traut, an<br />
bestimmten Stellen steuernd einzugreifen, wie es andere<br />
Bezirke teilweise schon längst tun.<br />
[Beifall bei der FDP –<br />
Vereinzelter Beifall bei der CDU –<br />
Zuruf des Abg. Liebich (PDS)]<br />
Das gehört auch zu den Wahrheiten, die in diesem Haus<br />
erwähnt werden müssen.<br />
[Beifall des Abg. Wieland (Grüne)]<br />
Deswegen muss man für den Antrag der Grünen in der<br />
Richtung, die er einschlägt, durchaus Sympathie verspüren.<br />
Das ist bei der FDP-Fraktion auch der Fall. Wir finden<br />
zwar nicht, dass die Zahlen vor Fehlern „strotzen“,<br />
[Wieland (Grüne): Es sind ja auch nur fünf Zahlen!]<br />
aber wir finden einige dieser Zahlen auch nicht ganz treffend.<br />
Deswegen tun wir uns etwas schwer damit, dem<br />
Antrag unbesehen zuzustimmen. Aber die Koalition – und<br />
insofern bin ich den Grünen dankbar, dass sie diese Debatte<br />
ermöglicht haben – ist nun in der Pflicht, selbst<br />
einmal zu zeigen, wie sie es machen, anstatt immer nur<br />
die Kritik abzuwehren, die <strong>von</strong> den Oppositionsfraktionen<br />
in dieser Sache kommt.<br />
(D)