23. Sitzung - Abgeordnetenhaus von Berlin
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<strong>Abgeordnetenhaus</strong> <strong>von</strong> <strong>Berlin</strong> – 15. Wahlperiode <strong>23.</strong> <strong>Sitzung</strong> vom 12. Dezember 2002<br />
(A) (C)<br />
(B)<br />
Thema zurückkommen. Dann werden wir und Ihre Genossen<br />
in den Bezirken ja sehen, wohin die Reise geht.<br />
Danke schön!<br />
[Beifall bei der CDU und den Grünen!]<br />
Vizepräsident Dr. Stölzl: Vielen Dank, Herr Kollege<br />
Wambach! – Für die PDS hat das Wort der Kollege Zotl.<br />
– Bitte schön!<br />
Dr. Zotl (PDS): Herr Präsident! Meine sehr verehrten<br />
Damen und Herren! Als am 14. November dieses Jahres<br />
die Fraktion der Grünen ihren Antrag „Abschaffung der<br />
Bezirke durch finanzielle Erdrosselung verhindern“ eingebracht<br />
hatte, sprach – wie schon zitiert worden ist –<br />
mein Fraktionskollege Marian Krüger <strong>von</strong> einem Rundumsorglospaket<br />
und <strong>von</strong> einem wohlfeilen Schaufensterantrag,<br />
der den Eindruck suggeriere, als könnten die Bezirke<br />
<strong>von</strong> der Last und vor allem <strong>von</strong> der Mitverantwortung<br />
für die Konsolidierung befreit werden. Genau das<br />
habe ich gesagt, Herr Wambach. Es gibt nicht einen Verantwortlichen.<br />
Es gibt einen ganzen Komplex. Es sind<br />
nicht nur die Bezirke verantwortlich. Sie aber auch nicht<br />
nicht-verantwortlich für diese Situation, was die Verwaltungsreform,<br />
die Effektivierung <strong>von</strong> Prozessen und anderes<br />
betrifft.<br />
Das war der Hintergrund, weil wir eine Diskussion<br />
hatten, auf die eingangs noch einmal hingewiesen worden<br />
ist, ob die Bezirke die organisierte Verantwortungslosigkeit<br />
seien. Insgesamt hat Kollege Krüger völlig Recht. Es<br />
ist aber eine Tatsache, dass die Probleme, die es tatsächlich<br />
in den Bezirken gibt, ziemlich bekannt sind. Gemeinsam<br />
mit den Bezirken wird <strong>von</strong> der Koalition viel unternommen,<br />
diese Probleme zu mildern und zu lösen.<br />
Frau Kollegin Kolat hat schon darauf hingewiesen.<br />
Beim letzten Mal wurde auch darüber gesprochen. So<br />
haben die Bezirke für die Finanzierung zum Beispiel des<br />
Personalüberhangs 64 Millionen € mehr bekommen. Sie<br />
erhielten bereits mit dem Doppelhaushalt 2002/2003<br />
insgesamt 90 Millionen € mehr als unter dem letzten<br />
CDU-Finanzsenator. Das ist geschehen, obwohl die<br />
Haushaltssumme selbst gesunken ist. Zudem wurden<br />
Vereinbarungen getroffen, die den Bezirken nach eigener<br />
Aussage eine höhere Planungssicherheit garantieren.<br />
Im Zuge des Nachtragshaushalts sollen nun noch<br />
einmal knapp 500 Millionen € neue Kredite aufgenommen<br />
werden, weil die Steuerausfälle nicht noch zusätzlich<br />
den <strong>Berlin</strong>ern – auch nicht den Bezirken – aufgebürdet<br />
werden können. Im Übrigen möchte ich die Fraktion der<br />
Grünen daran erinnern, dass zumindest nach unserer Auffassung<br />
ein guter Teil dieser Steuerausfälle auch in der<br />
Folge der rot-grünen Steuerpolitik steht.<br />
Hinsichtlich der Mehrausgaben für Sozialausgaben hat<br />
die Koalition die Zielsetzung formuliert, durch eine bessere<br />
Steuerung der Vergabe <strong>von</strong> Sozialleistungen Einsparungen<br />
zu erreichen. Die Zahlen legen allerdings nahe,<br />
dass dieser Prozess länger dauert als erwartet. Damit die<br />
1645<br />
<strong>Berlin</strong>er Bezirke nicht auf den Defiziten sitzen bleiben,<br />
beschloss die Koalition im Rahmen des Nachtragshaushalts<br />
deshalb eine Entlastung <strong>von</strong> 180 Millionen €. Die<br />
Ansätze für die Sozialausgaben der Bezirke im Jahr 2003<br />
werden dementsprechend aufgestockt. Dies aber befreit<br />
die Bezirke nicht <strong>von</strong> der Aufgabe, steuernd auf die Vergabe<br />
<strong>von</strong> Sozialleistungen einzuwirken. Vor ihnen steht<br />
wie in der Hauptverwaltung, Kollege Wambach, und dort<br />
in weitaus größerer Dimension, die Aufgabe, nicht bei<br />
den Nutzern zu streichen, sondern die Strukturen und<br />
Verfahren der öffentlichen Leistungserbringung zu<br />
modernisieren. Genau dort liegen die Reserven.<br />
Am nächsten Dienstag wird der Senat zudem die flächendeckende<br />
Einführung eines ziel- und wirkungsorientierten<br />
Verfahrens zum Mitteleinsatz bei den Hilfen zur<br />
Arbeit sowie eines entsprechenden Controllingverfahrens<br />
beschließen. Und er wird auch beschließen, diese Verfahren<br />
auf möglichst viele andere Bereiche der Verwaltungstätigkeit,<br />
vor allen Dingen im Transferbereich, zu übertragen.<br />
[Beifall bei der PDS]<br />
Im Übrigen haben alle Fraktionen dieses Hauses, zumindest<br />
diejenigen, die im Verwaltungsreformausschuss tätig<br />
waren, genau an dieser Stelle aktiv mitgewirkt und geholfen,<br />
manche Klippe in diesem Prozess und manchen Widerstand,<br />
vor allen Dingen in den einzelnen Verwaltungen,<br />
auf allen Ebenen zu überwinden.<br />
[Zuruf des Abg. Wieland (Grüne)]<br />
Damit wird garantiert, dass die eingesetzten Finanzen<br />
auch ihre qualitativen Ziele erreichen können. Es soll<br />
beschlossen werden, dieses ziel- und wirkungsorientierte<br />
Verfahren weiter auszudehnen.<br />
Das ist der richtige, weil alternativlose Weg, auch für<br />
die bezirkliche sozialpolitische Arbeit.<br />
[Zuruf der Frau Abg. Oesterheld (Grüne)]<br />
Das alles löst im Augenblick nicht vollends den großen<br />
Druck der Bezirke, aber es entlastet sie im Rahmen der<br />
Gegebenheiten erheblich.<br />
Genau darum muss es uns gehen: Lösungsbedingungen<br />
für die bezirklichen Probleme zu schaffen, aber den<br />
Bezirken nicht ihre eigene Verantwortung abzunehmen.<br />
Und weil Ihr Antrag genau daran vorbeizielt,<br />
[Wieland (Grüne): Nein! –<br />
Frau Oesterheld (Grüne): Gerade nicht!]<br />
lehnen wir ihn ab.<br />
Vizepräsident Dr. Stölzl: Vielen Dank, Herr Zotl! –<br />
Bevor wir fortfahren, erhält Frau Jantzen das Wort zu<br />
einer Kurzintervention. – Bitte schön!<br />
Frau Jantzen (Grüne): Vielen Dank, Herr Präsident!<br />
– Meine Damen und Herren! Es bestreitet niemand<br />
(D)