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23. Sitzung - Abgeordnetenhaus von Berlin

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<strong>Abgeordnetenhaus</strong> <strong>von</strong> <strong>Berlin</strong> – 15. Wahlperiode <strong>23.</strong> <strong>Sitzung</strong> vom 12. Dezember 2002<br />

(A) (C)<br />

(B)<br />

[Doering (PDS): Wem sagen Sie das eigentlich? –<br />

Wir sind im Landtag!]<br />

Ein weiteres Beispiel ist die Erhöhung der Pauschale<br />

für private Pkw-Nutzung <strong>von</strong> Dienstwagen. Da sage ich<br />

Ihnen einmal in großer Selbstkritik, Herr steuererhöhungspolitischer<br />

Sprecher, das haben wir damals auch<br />

versucht unter CDU-FDP. Im Krisenjahr 1996 hat die<br />

Regierung Kohl-Kinkel die Dienstwagensteuer erhöht.<br />

Diese Abgabe sollte damals dazu führen, 1 Milliarde DM<br />

mehr einzunehmen. Der Verkauf insbesondere bei Mercedes,<br />

BMW und Volkswagen ging spürbar zurück, die<br />

Händler zahlten entsprechend weniger Gewinn- und<br />

Mehrwertsteuer. Am Ende hatte der Fiskus nicht die<br />

1 Milliarde DM mehr auf der Kante, sondern<br />

200 Millionen DM weniger.<br />

[Brauer (PDS): Gerade Mercedes!]<br />

Man sollte aus seinen Fehlern durchaus auch einmal lernen<br />

[Doering (PDS): Dann ziehen<br />

Sie doch Konsequenzen!]<br />

und selbstkritisch feststellen, wir haben die Lektion bekommen,<br />

das war großer Unsinn. Wir würden uns zukünftig<br />

einem solchen Quatsch widersetzen. Aber auch Sie<br />

sind natürlich herzlich eingeladen, aus den Fehlern liberal-konservativer<br />

Vorgängerregierungen zu lernen.<br />

[Beifall bei der FDP –<br />

Beifall des Abg. Niedergesäß (CDU)]<br />

Ein Drittes ist die unbeschränkte Steuerpflicht für die<br />

Veräußerung <strong>von</strong> Wertpapieren und Grundstücken. Ich<br />

sage Ihnen, das können Sie sich vielleicht auch nicht<br />

vorstellen, nicht unbedingt Sie, Herr Zackenfels, als Steuerberater,<br />

aber ein Großteil <strong>von</strong> Ihnen; denn Sie sind<br />

Parteien des öffentlichen Dienstes, für den öffentlichen<br />

Dienst. Aber es gibt auch Menschen, die gezwungen sind,<br />

außerhalb <strong>von</strong> Pensionen und Renten für ihr Alter zu<br />

sorgen. Die müssen aus bereits mehrfach versteuertem<br />

Einkommen einen solchen Kapitalstock aufbauen, aus<br />

dem heraus sie dann später ein auch öffentlich Bediensteten<br />

vergleichbares Leben bestreiten wollen. Denen greifen<br />

Sie noch einmal richtig satt in die Tasche. Da wollen Sie<br />

noch einmal schön ran, dass es sich noch weniger lohnt,<br />

anders als angestellt oder gar im öffentlichen Dienst beschäftigt<br />

zu sein. Das ist das Traurige an der Sache, dass<br />

Sie hier immer noch nichts gelernt haben.<br />

Ich möchte Ihnen aber zum Schluss noch etwas zu<br />

dem Thema sagen, wie realistisch das alles ist, was Sie<br />

hier treiben. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass das<br />

hier so abläuft, wie Sie sich das in Ihrer Klein-Fritzchen-<br />

Welt vorstellen,<br />

[Heiterkeit bei der FDP und der CDU]<br />

dass die alle zuschauen: Um die angesammelten Miesen<br />

zumindest bis Ende Dezember noch voll nutzen zu können,<br />

legte beispielsweise der Konzern MG Technologies<br />

vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember ein Rumpfgeschäftsjahr<br />

ein, das endet bevor die neuen Regelungen in<br />

1654<br />

Kraft treten. Die sind sehr kreativ, die warten nicht auf die<br />

I. Lesung dieses Sammelsuriums <strong>von</strong> Unsinn.<br />

[Doering (PDS): Wo findet die I. Lesung statt? –<br />

Doch nicht hier!]<br />

Ein Letztes noch: Miles-and-More. Da sagen Sie:<br />

Klar, warum da nicht 15 % draufsetzen? – So kann man<br />

denken, das ist keine allzu abwegige Idee, nur ist das<br />

Problem, dass die anderen ausländischen Fluggesellschaften<br />

in Deutschland nicht besteuert werden, nicht besteuert<br />

werden können, so dass das Miles-and-More-Service-<br />

Centrum gerade schon dabei ist, das Zentrum <strong>von</strong> Werl<br />

bei Gütersloh ins Ausland zu verlegen. Das heißt, Sie<br />

werden nicht nur diese 15-prozentige Schnäppchensteuer<br />

nicht erhalten, sondern die 500 Arbeitsplätze dieses Unternehmens<br />

werden Ihnen auch noch wegfallen.<br />

Vizepräsidentin Michels: Herr Lindner! Achten Sie<br />

bitte auf Ihre Redezeit!<br />

Dr. Lindner (FDP): Ich komme gleich zum Schluss. –<br />

Ich habe bei Ihnen keine große Hoffnung mehr, dass Sie<br />

hier die Lektion noch lernen.<br />

[Doering (PDS): Ich bei Ihnen auch nicht!]<br />

Das ist müßig, das macht keinen großen Sinn,<br />

[Doering (PDS): Wirklich müßig,<br />

wenn Sie nicht im Bundestag reden!]<br />

deswegen reichen hier auch fünf Minuten. Doch die<br />

Hoffnung, dass die Bürger Ihre parlamentarische und vor<br />

allen Dingen Ihre Regierungshalbwertszeit deutlich verkürzen,<br />

die werde ich so schnell nicht aufgeben. – Herzlichen<br />

Dank!<br />

[Beifall bei der FDP und der CDU]<br />

Vizepräsidentin Michels: Danke schön! – Für die<br />

PDS-Fraktion hat das Wort der Herr Abgeordnete Hoff!<br />

Hoff (PDS): Vielen Dank, Frau Präsidentin! –Zu<br />

Herrn Dr. Lindner etwas zu sagen hat keinen Zweck, weil<br />

man die Haltung, mit der er eine solche Rede hält, nur als<br />

Überkompensation desjenigen beschreiben kann, der in<br />

die Politik gegangen ist, weil er in der Klasse immer herumgeschubst<br />

wurde, und dann versucht, das zurückzugeben,<br />

indem er alle anderen für ein bisschen dumm hält.<br />

[Heiterkeit]<br />

Das hat sich aber nach der zweiten Rede erschöpft. Deshalb<br />

macht es überhaupt keinen Spaß, sich darüber zu<br />

ärgern. Man nimmt es einfach hin, lächelt sich einen und<br />

lässt es einfach sein.<br />

[Beifall bei der PDS – Vereinzelter Beifall bei der SPD –<br />

Ritzmann (FDP): Wie war denn Ihre Schulzeit, Herr<br />

Hoff?]<br />

Zur Rede <strong>von</strong> Herrn Dietmann möchte ich sagen: Wir<br />

haben das im Wirtschaftsausschuss schon einmal an der<br />

einen oder anderen Stelle versucht, aber ich glaube nicht,<br />

dass wir uns gegenseitig dazu bringen können, dass der<br />

andere die ordnungspolitischen Überzeugungen über-<br />

(D)

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