23. Sitzung - Abgeordnetenhaus von Berlin
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<strong>Abgeordnetenhaus</strong> <strong>von</strong> <strong>Berlin</strong> – 15. Wahlperiode <strong>23.</strong> <strong>Sitzung</strong> vom 12. Dezember 2002<br />
(A) (C)<br />
(B)<br />
– Herr Czaja hat noch etwas vor! – Deswegen sollten wir<br />
jetzt nicht allzu lange mehr debattieren. Ich verzichte<br />
daher darauf, das <strong>von</strong> mir vorbereitete etwa zweistündige<br />
Referat über die Grundsätze und Richtlinien für die Krankenhausplanung<br />
hier zu halten.<br />
[Doering (PDS): Sie hätten sowieso nur 5 Minuten!]<br />
Das macht dann Herr Czaja, das ist in Ordnung! – Nein,<br />
ich wollte nicht mehr in der Tiefe auf die Anträge eingehen.<br />
Das macht jetzt keinen Sinn, und das können wir in<br />
den Ausschüssen tun. Ich möchte nur kurz auf zwei Punkte<br />
zu sprechen kommen.<br />
Das eine: Wir haben gerade gestern – deswegen hat es<br />
eine gewisse Aktualität – die Vorlage des sogenannten<br />
Zukunftskonzepts für die Vivantes-GmbH erlebt. Dort<br />
haben wir einmal mehr festgestellt, dass die Vivantes, die<br />
uns immer das öffentliche Geld mit der Begründung aus<br />
den Rippen geleiert hat, man werde am Ende des Jahres<br />
2002 die Gewinnzone erreichen, nun inzwischen sagt,<br />
vielleicht gäbe es irgendwann einmal im Jahr 2004<br />
schwarze Zahlen. Das ändert aber nichts daran, dass diese<br />
Firma nach wie vor der Auffassung ist, dass sie Steuergelder<br />
in erheblicher Höhe – nämlich zunächst einmal<br />
eine Landesbürgschaft in Höhe <strong>von</strong> 230 Millionen € –<br />
zusätzlich haben will. Wenn ich mir die Finanzierungsstruktur<br />
<strong>von</strong> Vivantes ansehe, werde ich den Eindruck<br />
nicht los, dass dies noch nicht alles gewesen ist, sondern<br />
dass man wieder auf uns zukommen wird. Deswegen<br />
möchte ich Sie in Verknüpfung der Anträge II und III<br />
noch einmal darauf hinweisen, dass ich aus grundsätzlichen<br />
Erwägungen nicht einsehen kann, wie dieses Haus<br />
bei all den bekannten Finanznöten auf die Idee kommen<br />
sollte, noch einmal Steuergelder in ein solches Unternehmen<br />
hineinzugeben, wo alle wissen, dass auch privates<br />
Kapital für diese Investitionen zur Verfügung stehen<br />
würde.<br />
Der andere Punkt ist, dass der Senat in den letzten<br />
Wochen, seit ich auf dieses Thema zum ersten Mal aufmerksam<br />
gemacht habe, zur Frage der möglichen Europarechtswidrigkeit<br />
der Beihilfen für Vivantes völlig auf<br />
Tauchstation gegangen ist. Sie alle haben spätestens beim<br />
Thema Bankgesellschaft gelernt, dass man nicht einfach<br />
Hilfen für öffentliche Unternehmen beschließen und auszahlen<br />
kann, sondern dass diese in Brüssel notifizierungspflichtig<br />
sind. Das hat auch seinen guten Grund,<br />
denn hier geht es um einen Markt, in dem staatliche und<br />
private Unternehmen miteinander in Konkurrenz stehen,<br />
und die privaten können solche Hilfen schließlich auch<br />
nicht in Anspruch nehmen.<br />
[Wieland (Grüne): Machen sie aber gern!]<br />
Ich rede nicht <strong>von</strong> den staatlichen Mitteln für die Investitionsfinanzierung<br />
der Krankenhäuser. Die stehen<br />
allen offen. Aber wenn man Verluste macht oder wenn<br />
die Finanzdecke sonst knapp ist und man deswegen einen<br />
Kredit braucht oder eine Bürgschaft haben möchte, dann<br />
die Hand beim Staat offen zu halten, das kann in der <strong>Berlin</strong>er<br />
Krankenhauslandschaft nur die <strong>Berlin</strong>er Vivantes<br />
GmbH. Der Senat ist die Antwort auf die Frage bisher<br />
1662<br />
schuldig geblieben, spricht Fristverlängerungen aus, und<br />
man hört es etwas in den Köpfen knirschen, aber man<br />
sieht und hört noch keine Antworten, warum denn der<br />
Senat bisher geglaubt hat, dass man der EU-Kommission<br />
in Brüssel die Beihilfen nicht zur Kenntnis geben muss.<br />
Denn es hätte – das wissen wir auch vor dem Hintergrund<br />
der Bankgesellschaft – selbstverständlich auch die<br />
Folge, dass diese Beihilfen einmal – Grundsatz: one time,<br />
last time – gewährt werden dürften, aber dass es nicht<br />
angehen kann, dass ein öffentliches Unternehmen über<br />
Jahre diese Hilfen bekommt. Ich stütze mich im Übrigen<br />
dabei nicht nur auf meine eigenen, eher dem Hobbybereich<br />
zuzuordnenden juristischen Kenntnisse, sondern ich<br />
stütze mich dabei auf eine Ausarbeitung der Technischen<br />
Universität Ilmenau, die genau zu diesem Schluss für alle<br />
öffentlichen Krankenhäuser in Deutschland kommt. Dabei<br />
ist es übrigens egal, ob sie als Anstalten oder als Eigenbetriebe<br />
organisiert sind oder aber wie in <strong>Berlin</strong> in der Form<br />
einer Kapitalgesellschaft, die zu 100 Prozent dem Land<br />
gehört.<br />
Da bin ich jetzt gespannt, wer sich zu diesem Thema<br />
aus dem Fenster lehnen möchte. Die Koalition muss es<br />
tun. Wenn sie es nicht heute tut, dann wird sie in Kürze<br />
sehr deutlich damit konfrontiert werden. Sie können jedenfalls<br />
nicht unwidersprochen kommen und die Steuerzahler<br />
noch einmal um 230 Millionen € anpumpen.<br />
[Beifall bei der FDP –<br />
Beifall des Abg. Czaja (CDU)]<br />
Vizepräsident Dr. Stölzl: Vielen Dank, Herr Matz! –<br />
Für die SPD folgt Herr Kollege Pape, der das Wort hiermit<br />
hat. – Bitte schön!<br />
Pape (SPD): Herr Matz! Sie haben gesagt, dass wir<br />
die Angelegenheit zu dieser Stunde nicht unnötig verlängern<br />
sollten, deswegen sind meine Ausführungen auch<br />
nur ganz kurz.<br />
Interessanterweise haben Sie zu Ihrem ersten Antrag<br />
nichts gesagt.<br />
[Matz (FDP): Der spricht für sich!]<br />
Das war auch besser so, weil Sie offensichtlich die<br />
Drucksache 15/971 nicht gelesen haben. Das ist nämlich<br />
der Antrag der PDS- und SPD-Fraktion, der hier am 14.<br />
beschlossen worden ist und exakt das besagt, was Sie<br />
noch einmal fordern. Dies wird im Übrigen auch schon<br />
<strong>von</strong> der Verwaltung umgesetzt. Die Zahlen und die Richtung,<br />
die Sie für die Krankenhausplanung fordern, stehen<br />
im Wesentlichen hier schon drinnen. Genauere Zahlen<br />
werden Sie auf Grund unseres Antrags vorgelegt bekommen.<br />
Dann können wir darüber noch einmal reden.<br />
Was Ihre Anträge II und III anbelangt, so sind diese<br />
meiner Auffassung nach nur dazu geeignet, dass man sie<br />
kopiert und kommentarlos den Beschäftigten bei Vivantes<br />
vorlegt, damit diese wissen, was die FDP-Fraktion in der<br />
schwierigen Lage, in der sich dieses Unternehmen und<br />
seine Mitarbeiter zurzeit befinden, mit ihnen vorhat.<br />
(D)