23. Sitzung - Abgeordnetenhaus von Berlin
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<strong>Abgeordnetenhaus</strong> <strong>von</strong> <strong>Berlin</strong> – 15. Wahlperiode <strong>23.</strong> <strong>Sitzung</strong> vom 12. Dezember 2002<br />
(A) (C)<br />
(B)<br />
[Matz (FDP): Ich denke, es ist alles in Ordnung!]<br />
Das ist im Großen und Ganzen das, was sich mir bei den<br />
Anträgen erschließt. Die SPD ist der Meinung, dass wir in<br />
<strong>Berlin</strong> eine ausgewogene, echte Trägervielfalt haben. Wir<br />
möchten das auch erhalten und werden deshalb Ihren<br />
immer wieder vorgebrachten Versuchen, Vivantes zu<br />
zerschlagen und irgendeinem Privaten in den Rachen zu<br />
werfen, nicht folgen. – Danke!<br />
[Beifall bei der SPD und der PDS –<br />
Matz (FDP): Passieren wird es trotzdem!]<br />
Vizepräsident Dr. Stölzl: Danke schön, Herr Pape! –<br />
Kollege Czaja folgt für die Fraktion der CDU. – Bitte<br />
schön!<br />
Czaja (CDU): Herr Kollege Matz! Vielen Dank, dass<br />
Sie diese Debatte heute trotzdem noch geführt haben. Die<br />
Anträge sind in großen Teilen ein begrüßenswerter Anstoß,<br />
um eine Diskussion darüber zu führen, wie sich die<br />
Gesundheitslandschaft und der Gesundheitsmarkt in <strong>Berlin</strong>,<br />
wo viele andere Bereiche der Wirtschaft nicht existieren<br />
bzw. ziemlich lahmen, entwickeln.<br />
Ich denke, dass wir uns zu Recht, lieber Herr Pape,<br />
Gedanken machen müssen, warum sich 54 % der<br />
21 000 Betten, die wir in <strong>Berlin</strong> haben, in öffentlicher<br />
Verantwortung befinden und wir parallel dazu eine Debatte<br />
führen, dass wir den Giftnotruf, die Präventionskampagnen,<br />
die Impfoffensive und vieles andere mehr<br />
nicht mehr finanzieren können. Wir müssen uns schon<br />
darüber Gedanken machen, ob es richtig ist, ein Staatsunternehmen,<br />
ein Kombinat, zu subventionieren oder ob es<br />
nicht besser ist, dieses Geld in die vielen anderen Projekte<br />
der Stadt zu stecken, die es nötiger haben und nach meinem<br />
Empfinden auch besser ausgeben als für 7er BMWs.<br />
[Beifall bei der CDU und der FDP –<br />
Brauer (PDS): Mercedesse!]<br />
– Lieber Kollege Brauer! Für den Mercedes hat sich nur<br />
Ihr Bezirksbürgermeister entschieden. Die Geschäftsführer<br />
<strong>von</strong> Vivantes fahren 7er BMWs.<br />
Ein zweiter Punkt, zum Krankenhausplan: Lieber<br />
Kollege Pape, es ist eine einmalige Aktion gewesen, dass<br />
der Gesundheitsausschuss einen Antrag nicht behandelt<br />
hat, nämlich den der CDU-Fraktion, den Krankenhausplan<br />
so zu modifizieren, wie es in Ihrer Koalitionsvereinbarung<br />
steht, dieser Antrag dann in den Hauptausschuss<br />
gegangen ist und der Hauptausschuss diesen Antrag dann<br />
zurücküberwiesen hat. Er hat gesagt, das geht nicht, liebe<br />
Koalition, ihr müsst diesen Antrag im Gesundheitsausschuss<br />
behandeln, ihr könnt diesen Antrag nicht einfach<br />
so abledern; und dann wurde dieser Antrag im Gesundheitsausschuss<br />
debattiert. Da haben wir festgehalten, Herr<br />
Kollege Pape, dass ein Krankenhausplan bis zum<br />
31. Dezember 2002 vorzulegen ist, so wie es in Ihrer<br />
Koalitionsvereinbarung steht.<br />
Was macht der Senat? Er macht es nicht, sondern legt<br />
ihn erst im nächsten Jahr vor, obwohl es in diesem Jahr<br />
1663<br />
zwingend notwendig wäre, den Krankenhausplan vorzulegen.<br />
Er führt die Debatte jetzt nicht, sondern er lässt die<br />
Hochschulmedizin und die städtischen oder ehemals städtischen<br />
Krankenhäuser in der DRG-Phase ziemlich allein<br />
mit den Krankenkassen verhandeln. Es wäre zwingend<br />
notwendig, dass die einzelnen Krankenhäuser wissen, wie<br />
viele Betten an ihrem Standort in Zukunft noch sein werden,<br />
und das wissen sie jetzt nicht.<br />
[Beifall des Abg. Kurth (CDU)]<br />
Das ist ein Problem in der Krankenhausplanung, und das<br />
ist vor allem ein Problem <strong>von</strong> Vivantes.<br />
Dass ein ganzheitliches Konzept zur Hochleistungsmedizin<br />
zu fordern ist, steht auch in einem der Anträge,<br />
und das begrüßen wir auch. Die Hochleistungsmedizin<br />
kann nicht nur auf die Universitäten herabgebrochen<br />
werden, sondern dazu gehört in der Stadt noch viel mehr,<br />
<strong>von</strong> Neukölln bis Friedrichshain, vom Unfallkrankenhaus<br />
in Marzahn und dem einen oder anderen Standort mehr.<br />
Dass man dies mit der Entwicklung der Biomedizin in<br />
<strong>Berlin</strong> und privatem Kapital verbinden muss und dass<br />
gerade dort das Interesse <strong>von</strong> Privaten vorhanden ist, sich<br />
stärker zu engagieren, sollte man dabei berücksichtigen<br />
und das Angebot annehmen.<br />
Einen interessanten Vorschlag finde ich, den Gerätepool<br />
für die öffentlichen Häuser stärker zu nutzen. Ich<br />
glaube aber, dass dies in dem Strukturpapier <strong>von</strong> Herrn<br />
Schäfer bei Vivantes so vorgesehen ist. Er möchte bei<br />
diesem Gerätepool nur gern Geschäftsführer sein. Darüber<br />
sollten wir uns dann noch einmal unterhalten.<br />
Last but not least komme ich zu dem entscheidenden<br />
Punkt, weshalb dies heute sicher auch beraten werden<br />
muss. Es geht um die europawidrigen Beihilfen für das<br />
städtische Kombinat Vivantes. Es ist ziemlich fraglich, ob<br />
dieses Parlament erneut 230 Millionen €, nicht mehr DM,<br />
wie es noch vor 2 Jahren an Schulden waren, in dieses<br />
Unternehmen pumpen soll, obwohl das Strukturkonzept<br />
für so viel taugt, dass jede Bank nur dann einen Kredit<br />
geben will, wenn es eine Landesbürgschaft gibt. Dann<br />
sollte man sich wohl die Frage stellen, ob diese Beihilfen<br />
nicht doch den Europarichtlinien widersprechen und es<br />
nicht sinnvoller ist, die weiter entfernten Häuser <strong>von</strong><br />
Vivantes, die dem Innenstadtunternehmen nicht entsprechen,<br />
zu privatisieren, im Innenstadtbereich ein kleineres<br />
und wettbewerbsfähiges Unternehmen zu schaffen und<br />
die nicht betriebsnotwendigen Grundstücke endgültig zu<br />
veräußern und privates Kapital in die Stadt zu lassen.<br />
Bei Klaus Wowereit laufen die Investoren die Türen<br />
ein. Sie werden reihenweise abgewiesen. Es wird gesagt,<br />
dass es nicht in Frage komme, es werde daran festgehalten.<br />
Die 17 000 Mitarbeiter wären froh, wenn es endlich<br />
Kapital geben würde, das ihre Häuser wettbewerbsfähig<br />
machen würde. Momentan sind die Mitarbeiter der ehemals<br />
städtischen Häuser schlechter gestellt als die Mitarbeiter<br />
der frei-gemeinnützigen Krankenhäuser.<br />
[Beifall bei der CDU und der FDP]<br />
(D)