23. Sitzung - Abgeordnetenhaus von Berlin
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<strong>Abgeordnetenhaus</strong> <strong>von</strong> <strong>Berlin</strong> – 15. Wahlperiode <strong>23.</strong> <strong>Sitzung</strong> vom 12. Dezember 2002<br />
(A) (C)<br />
(B)<br />
und Abgabenerhöhungen würgen Unternehmen und auch<br />
privaten Verbrauchern letztendlich die Handlungsfähigkeit<br />
ab. Die Folgen sind die Erhöhung der Arbeitslosigkeit<br />
und die Erosion der öffentlichen Haushalte. Die<br />
schwierige wirtschaftliche Situation der Unternehmen in<br />
<strong>Berlin</strong> haben wir letztes Mal diskutiert. Insbesondere das,<br />
was die öffentlichen Haushalte betrifft, bekommt jetzt<br />
eine zusätzliche Dramatik.<br />
Wir entziehen dem Konsum allein im nächsten Jahr<br />
knapp 25 Milliarden €, wenn wir einem solchen Konstrukt<br />
zustimmen. Diese Mehrbelastung resultiert aus<br />
rd. 40 Steuererhöhungspunkten <strong>von</strong> Rot-Grün, die vor der<br />
Wahl natürlich nicht diskutiert wurden. Wir nutzen das<br />
nicht etwa, um reduzierte Ausgaben besser auszugleichen.<br />
1998 hatten wir im Bund eine Gesamtverschuldung in<br />
Höhe <strong>von</strong> 648 Milliarden €. Heute beträgt sie schon<br />
725 Milliarden €. Der Bund will mit seinen Gesetzesvorlagen<br />
weitere Steuern einnehmen, aber an seiner Ausgabenpolitik<br />
nichts verändern. Das wird auf Dauer nicht<br />
funktionieren und in den Exodus führen.<br />
Ich greife aus dem, was jetzt beschlossen wurde, ein<br />
paar Dinge heraus: Die Dienstwagenbesteuerung trifft<br />
nicht die Reichen, die S-Klasse-Fahrer, sondern eine<br />
Vielzahl <strong>von</strong> kleinen und mittleren Verdienern, die <strong>von</strong><br />
ihrem Dienstherrn einen Golf oder einen VW-Polo bekommen<br />
haben, um als Außendienstmitarbeiter o. Ä.<br />
tagtäglich unterwegs zu sein. Sie toppen das natürlich<br />
durch die Ökosteuer, die Sie schon durchgewinkt haben.<br />
Sie reduzieren die Eigenheimzulage und behaupten noch,<br />
dass sei positiv für die Familien. Das stimmt nicht, denn<br />
die erhalten danach eine geringere Förderung. Sie heben<br />
die Grenzen an. Damit zerstören Sie nicht nur die Möglichkeit<br />
für viele ganz einfache Menschen in diesem<br />
Land, sich ein eigenes Heim zu leisten, sondern Sie zerstören<br />
damit zusätzlich weite Teile der Infrastruktur in der<br />
Baubranche, die schon gebeutelt genug ist, und verzichten<br />
darauf, darüber nachzudenken, ob Sie weitere Unternehmen<br />
zerstören wollen. Die Besteuerung <strong>von</strong> Gewinnen<br />
aus Aktien- und Grundstücksgeschäften schädigt nicht nur<br />
den Standort Deutschland, sondern sie wird eine massive<br />
Kapitalflucht zur Folge haben. Investitionen werden demnach<br />
zurückgehen. Dabei bleiben Arbeitsplätze auf der<br />
Strecke. Letztlich werden viele Menschen in diesem Land<br />
spüren, dass sie wieder einmal eine falsche Steuerpolitik<br />
unterstützt haben.<br />
Wir fordern mit unserem Antrag dazu auf, dass wenigstens<br />
das Land <strong>Berlin</strong> an dieser Stelle nicht mitmacht,<br />
ein deutliches Zeichen setzt und diesen Gesetzen nicht<br />
zustimmt.<br />
Wir erleben seit Tagen eine weitere Posse, nämlich die<br />
Vermögensteuerdiskussion. Diese Diskussion hat offensichtlich<br />
auch die <strong>Berlin</strong>er SPD erreicht. Der Vorsitzende<br />
Strieder, der an seiner Vorstandssitzung nicht teilnahm,<br />
sagt, die Vermögensteuer dürfe nicht kommen. Der Vorstand<br />
beschloss, dass sie kommen müsse. Ich bin gespannt,<br />
wie sich die <strong>Berlin</strong>er SPD letztlich dazu verhält.<br />
1651<br />
Offensichtlich zeichnet sich ein Streit ab, der genauso<br />
inhaltslos ist und in die falsche Richtung führt wie die<br />
Bundespolitik.<br />
In fünf Minuten konnte ich nur einige Aspekte nennen.<br />
Ich habe das versucht, um deutlich zu machen, dass<br />
dies der falsche Weg ist. Ich bitte Sie, unseren Antrag zu<br />
unterstützen, denn die volle Umsetzung der ursprünglichen<br />
Koalitionsbeschlüsse käme einem programmierten<br />
Desaster gleich. Das sollten wir im Interesse <strong>Berlin</strong>s verhindern.<br />
Ich bitte Sie um Zustimmung zu unserem Antrag.<br />
– Vielen Dank!<br />
[Beifall bei der CDU –<br />
Vereinzelter Beifall bei der FDP]<br />
Vizepräsidentin Michels: Für die SPD-Fraktion hat<br />
der Abgeordnete Zackenfels das Wort. – Bitte sehr!<br />
[Dr. Lindner (FDP): Der steuerpolitische<br />
Sprecher der SPD-Fraktion!]<br />
Zackenfels (SPD): Frau Präsidentin! Sehr geehrte<br />
Damen und Herren! Lieber Herr Dietmann! Der heimliche<br />
Kanzlerkandidat der CDU bläst aus Hessen zum Angriff.<br />
Die hauptstädtischen Christdemokraten spuren eifrig,<br />
hörig hinterher. Wir hören etwas <strong>von</strong> gebrochenen<br />
Wahlversprechen. Und Sie fordern keine neuen Steuern.<br />
Darüber wollen Sie heute reden.<br />
Lassen Sie mich schnell den oberflächlichen Teil Ihres<br />
Antrags abhandeln,<br />
[Goetze (CDU): Sie wissen gar nicht,<br />
um was es geht!]<br />
nämlich das Einhalten <strong>von</strong> Wahlversprechen. Der Untersuchungsausschuss<br />
auf Bundesebene wird es zeigen, da<br />
bin ich zuversichtlich:<br />
[Beifall und Gelächter bei der CDU]<br />
Die Grundlagen des Mythos „Kanzler der Einheit“ sind<br />
die Steuerlüge und die Staatsverschuldung. Mehrwertsteuer,<br />
Solizuschlag, Pflegeversicherung, Erblastentilgungsfonds,<br />
blühende Landschaften, Neubewertung der<br />
Bundesbankreserven – hinter jedem dieser Stichworte<br />
stecken 16 Jahre Lug und Trug.<br />
[Beifall bei der SPD, der PDS –<br />
Vereinzelter Beifall bei den Grünen]<br />
Wissen Sie, was Ihr Problem ist, meine Damen und Herren<br />
<strong>von</strong> der CDU? – Sie haben ein Glaubwürdigkeitsdefizit.<br />
[Zurufe <strong>von</strong> der CDU]<br />
Damit bin ich beim Kern dieses Antrags, nämlich bei<br />
seiner offensichtlichen finanzpolitischen Unausgegorenheit<br />
und Widersprüchlichkeit. – Ich beginne mit der Besteuerung<br />
<strong>von</strong> Aktiengewinnen. Haben Sie sich einmal<br />
die Internetseite www.Regierungsprogramm.de angeschaut?<br />
Das ist die Homepage der CDU/CSU. Ich zitiere<br />
aus dieser Homepage:<br />
Wir wollen die Rechtsformneutralität der Unternehmensbesteuerung<br />
wiederherstellen. Die Steuer-<br />
(D)