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Freunde und Feinde

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Verhaltens. Unter dem Scheindeckmantel, die Nikolaikirche sei eine offene Stadtkirche, hat er aktiv <strong>und</strong><br />

offensiv dazu beigetragen, daß die Nikolaikirche zu einer Art Heimstatt für ÜSE wurde. Zum Zwielicht<br />

seiner Persönlichkeit gehört, daß er bei den Veranstaltungen (z.B. Friedensgebeten) nach außen hin einen<br />

beschwichtigenden <strong>und</strong> beruhigenden Einfluß zu nehmen vorgibt.<br />

Zum Pf. Kaden ist einzuschätzen, daß er seine Arbeit direkt an ÜSE ausgerichtet hat. Sein Wirken hat er<br />

gegenüber staatlichen Vertretern aber wiederholt verharmlosend <strong>und</strong> zu seinem Vorteil entstellend<br />

dargestellt.<br />

Hervorhebung verdient abschließend auch die Tatsache, daß sowohl aus den katholischen Gemeinden als<br />

auch den Religionsgemeinschaften weder eine Solidarisierungswelle im Falle Krawczyks noch besondere<br />

Aktivitäten im Zusammenhang mit Antragstellern im Berichtszeitraum zu verzeichnen waren. Viele<br />

Amtsträger dieser Konfessionen (z.B. Pf. Rachwalski/kath. St. Laurentiuspfarrei, Herr Lenk/kath.apostolische<br />

Gemeinde, Herr Schmidt/Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Priester<br />

Pohwnyj/russ.-orthodoxe Kirche) äußerten gegenüber staatlichen Vertretern ihr Unverständnis <strong>und</strong><br />

Befremden über die Rolle evangelischer Kirchen in diesem Kontext.<br />

Gegenüber dem Stellv. d. OBM für Inneres hat Propst Hanisch ausdrücklich <strong>und</strong> im Beisein des Sup.<br />

Magirius seine sofortige Gesprächsbereitschaft deutlich gemacht für den Fall, wenn im Bereich der<br />

katholischen Kirche ähnliche Probleme auftreten sollten.<br />

Lediglich in zwei Fällen wurden Meinungen zum vorzeitigen Abzug atomarer Raketen aus der DDR<br />

bekannt (Pfarrergespräch des SBBM des Stadtbezirkes Nord mit Pf. Wugk/Christuskirche). Pf. Wugk<br />

äußerte, er <strong>und</strong> seine Familie hätten mit Interesse verfolgt, daß sowjetische Raketen vorfristig abgezogen<br />

wurden. Er begrüßte das außerordentlich, da es seinen Lebensauffassungen entspreche. Pf. Wugk machte<br />

darauf aufmerksam, daß sich bei ihm immer wieder Fragen auftun würden, wenn nur die sozialistischen<br />

Länder Vorleistungen erbringen. Er hoffe, daß die andere Seite auch ihren Verpflichtungen nachkommt.<br />

1.2.<br />

„Leben <strong>und</strong> Bleiben in der DDR“<br />

Unter diesem Motto fand am 19.2.1988 in der Nikolaikirche eine Veranstaltung statt, an der ca. 1500<br />

Personen, darunter eine Vielzahl ÜSE, teilgenommen haben. Gr<strong>und</strong>lage des vom Pf. Führer gehaltenen<br />

Vortrags war ein zum gleichen Thema vom B<strong>und</strong> der ev. Kirchen in der DDR ausgearbeitetes Material aus<br />

dem Jahre 1985 188.<br />

Aus dem Gr<strong>und</strong>motiv heraus, als Kirche den ÜSE seelsorgerlich beizustehen, wurde der offene Charakter<br />

der Nikolaikirche im Zentrum der Stadt hervorgehoben. Die Widersprüchlichkeit bestand darin, daß Pf.<br />

Führer deutlich zum Hierbleiben mahnte, andererseits aber Gesprächsmöglichkeiten <strong>und</strong> Unterstützung<br />

den ÜSE anbot.<br />

Grafik-Auktion in der ev.-reformierten Kirche<br />

Diese fand am 28.2.1988 unter dem Thema „Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung“ statt.<br />

Versteigert wurden ca. 140 Grafiken von etwa 80 Künstlern, darunter auch prominenten wie Mattheuer,<br />

Gille <strong>und</strong> Hachulla. Der Erlös aus Versteigerung <strong>und</strong> Kollekte (16 TM) soll zu je einem Drittel der<br />

Entwicklung des konziliaren Prozesses der Errichtung eines Kommunikationszentrums für kirchliche<br />

„Basisgruppen“ in Leipzig sowie Wehrdienstverweigerern <strong>und</strong> Strafentlassenen zur Verfügung gestellt<br />

werden. Die ursprünglich geplante Verwendung des Erlöses, den Inhaftierten der Ereignisse vom<br />

17.1.1988 materiell zu helfen, hat das Konsistorium dieser Kirche verworfen.<br />

2. Zur Einhaltung der sozialistischen Gesetzlichkeit<br />

In der Folge des 17.1.1988 erschienen in den Schaukästen vieler ev. Kirchen ohne staatliche<br />

Druckgenehmigung gefertigte Plakate 189 mit dem Inhalt „Aufgr<strong>und</strong> der Inhaftierungen in Berlin täglich<br />

17 Uhr Friedensgebet u. Information in der .... Kontakttelefon 312966, 11.00 - 23.00 Uhr... [/] Nur für<br />

innerkirchlichen Gebrauch“.<br />

Im Gespräch äußerte Pf. Barthels (der auf den Plakaten angegebene Telefonanschluß entsprach dem der<br />

Ev. Studentengemeinde), daß die Entwicklung dieses Kontakttelefons zwei Ziele verfolge:<br />

188 epd-Dok. 41a/1985<br />

189 An dieser Stelle ist im Dokument ein handschriftlicher Vermerk: „Aushänge in Schaukästen bedürfen keiner<br />

Druckgenehmigung“<br />

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