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Freunde und Feinde

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Tagesordnung: (abgeändert) [/] 1. Potsdam-Wochenende [/] 2. Situation des FGB [Friedensgebetes] [/] 3.<br />

Terminfragen Uni-Chor [/] 4. Umpfarrung [...] [/] 5. Dichterlesung Grass [/] 6. Anfrage - Stadt -<br />

Orgelmusik vertagt [/] 7. Etwaige weitere Gegenstände<br />

[...] Pkt. 2 [/] Pf. Führer informiert über ein Gespräch mit dem Landesbischof am 14.4. zum Thema<br />

„Friedensgebet“, u.a. über den Vorschlag, FGB in Montagsgebet 483 umzubenennen, über die<br />

Rechtsstellung [?] des Synodalausschusses. Das Gespräch wurde als positiv <strong>und</strong> der gegenseitigen<br />

Klärung dienend eingeschätzt. Ergebnis: Das Friedensgebet geht weiter, es wird von der Kirchenleitung<br />

mitgetragen <strong>und</strong> wird vom Bischof gegenüber dem Staat vertreten. Dem Vorschlag, das Friedensgebet in<br />

„Montagsgebet“ umzubenennen, stimmt der KV mit 7 Stimmen bei 1 Enthaltung zu.<br />

157 Stasi-Information<br />

Bericht von der Kreisdienststelle Leipzig-Stadt des MfS (Ref. XX/2 schön-wl) vom 08.05.1989 über den<br />

inhaltlichen Verlauf der „Montagsandacht“ am 08.05.1989 in der Nikolaikirche. Unterzeichnet wurde der<br />

Bericht von Leutnant Schönerstedt (ABL H 8).<br />

− Begrüßung durch Pfarrer Führer mit Ankündigung, daß das Gebet durch Vikar Dusdal <strong>und</strong> die Gruppe<br />

„Solidarische Kirche“ durchgeführt wird.<br />

− Bekanntgabe, daß alle am 7.5. Inhaftierten bis auf eine bekannte Person freigelassen wurden484 .<br />

(starker Beifall) Nach dem Lied „Sonne der Gerechtigkeit“ 485 teilte die Bornschlegel, Carola mit, daß<br />

ein Irrtum vorläge <strong>und</strong> das Friedensgebet durch die „Initiativgruppe Leben“ durchgeführt werde.<br />

− Die B. gab an, daß die IGL eine kirchliche Basisgruppe sei.<br />

− Die IGL beschäftige sich mit Fragen wie der notwendigen Umgestaltung in der Gesellschaft <strong>und</strong> der<br />

Kirche, mit Umweltproblemen <strong>und</strong> mit Bürgerrechtsfragen im Zusammenhang mit der KSZE.<br />

− Thema des Friedensgebetes sei „Politisches Mandat der Kirche“.<br />

− Die SED spricht der Kirche ein politisches Mandat ab.<br />

− Kirche sieht ihr Mandat aus Selbstverständnis <strong>und</strong> nicht aus einer Position gegen Staat <strong>und</strong> Partei.<br />

− Die Kirche hat die Verpflichtung, politisch zu sein<br />

− Die Kirche ist offen für alle, sie nimmt sich aller Notleidenden an<br />

− Die B. bezeichnet die Anwesenden als den Teil der Gesellschaft, den man bei Kranken Fieber nennt 486.<br />

− Die Kirche habe die Aufgabe, an der Heilung mitzuwirken<br />

− Der Staat habe die Aufgabe, das Leben im Sinne der Menschen zu gestalten<br />

(starker Beifall, danach Musik)<br />

1. mP [männliche Person]<br />

− Die Kirche hat ein politisches Mandat<br />

− Zitat von Landesbischof Dr. Leich<br />

− Ev. Kirche kann nicht Kirche für Sozialismus sein, sondern Kirche in soz. Verhältnissen<br />

− Am 15.01. fand in Leipzig eine öffentliche Begegnung statt.<br />

− Menschen forderten demokratische Rechte anläßlich des 70. Jahrestages der Ermordung von Karl<br />

Liebknecht <strong>und</strong> Rosa Luxemburg wie Recht auf freie Meinungsäußerung, Recht auf Versammlungs-<br />

<strong>und</strong> Vereinigungsfreiheit, Pressefreiheit.<br />

− Forderungen von vor mehr als 70 Jahren sind heute noch aktuell.<br />

483 Bischof Hempel hatte schon im Brief vom 11.11.1988 eine entsprechende Formulierung verwendet (s. Dok. 113;<br />

s. auch S. 139).<br />

484 Oberleutnant Seidel notierte anläßlich der Dienstversammlung der BV des MfS am 11.05.1989 zur Rede von<br />

Oberst Eppisch (Rechtsschreibung unverändert): „Hetzveranst. am 8.5. in Nikolaikirche. Es waren doppelt soviel<br />

Menschen drin ca. 700 Pfarrer gab Anzahl der inhaftierten bekannt 72 Personen. Wo werden Informationen<br />

preisgegeben??“ (BStU Leipzig AB 3838, MfS 41b)<br />

485 Evangelisches Kirchengesangbuch, Nr. 218<br />

486 vgl. die Rede Prof. U. Kühn, S. 228<br />

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