Freunde und Feinde

verhinderte. Damit war der Bann gebrochen. 104 Die Opposition und die unzufriedene Bevölkerung hatte
ein effektives Medium der Druckausübung auf das SED-Regime, und die SED-Spitze verstand nun, daß
ihre Macht nicht unbegrenzt ist. Honecker befahl Führungsbereitschaft (s. S. 467ff.). Alle Beteiligten
drängten auf eine Entscheidung. Doch auch die Spezialeinheiten, die am 02.10. gegen die Demonstranten
eingesetzt wurden, konnten nicht verhindern, daß es am 40. Jahrestag der DDR-Gründung zu weiteren
Demonstrationsversuchen in der Leipziger Innenstadt kam. Die breite „Diskussionskampagne“, die die
SED nach dem 25.09. einleitete (Dok. 222), zeigte vielen Bürgern, daß die Herrschenden sich durch
Demonstrationen beeinflussen lassen, damit stieg die Bereitschaft, sich an Demonstrationen zu beteiligen.
Mit der Massendemonstration am 09.10.1989 rechnete jedoch vermutlich niemand, weshalb alle
damaligen Angaben über Teilnehmerzahlen offensichtliche Unterschätzungen waren 105 und über 100.000
Personen an diesem Tag den Leipziger Ring (im Mittelalter Stadtgraben um die Stadt) abgingen, ohne daß
es zu einem Repressionsakt kam, obwohl eine Niederschlagung vorbereitet gewesen war. 106 Diese und
die folgenden „Montagsdemonstrationen“ bestimmten in großem Maße die Dynamik der Revolution, die
zur Abwahl der SED und zum Fall der Mauer führte.
104 Zum 25.09.: Zwahr 23-30; Neues Forum Leipzig 31f£; Sievers 42ff.; Mitter/Wolle, 174ff.; Fotos z.B. in:
Schneider (1991), 18f.; Neues Forum Leipzig, 34f.; Heber/Lehmann, 50f.
105 P. Voß schließt nicht aus, daß sich an der Demonstration doppelt so viel beteiligten als die Schätzungen (ca.
70.000) angaben (in: Opp/Voß, 47). Die Polizei rechnete mit „bis zu 50.000“ Teilnehmern (Entschluß des Chefs
der BDVP Leipzig zum Ordnungseinsatz am 9. Oktober 1989).
106 zum 09.10.1989 s. S. 457 und Minderheitenvotum ...
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