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Freunde und Feinde

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5. Durch Sup. Magirius wurde klargestellt, daß man alles tun will, um die Friedensgebete wieder in die<br />

richtigen Bahnen zu leiten. Diese Bemühungen trägt auch der Kirchenvorstand der Nikolaikirche mit.<br />

Gelingt dies nicht, wird man die Friedensgebete bis auf weiteres absetzen 409 . Diese Maßnahme, sollte<br />

sie zum Tragen kommen, birgt aber Gefahren in sich. Dies kann zu einer Verlagerung der<br />

Friedensgebete in andere Kirchen der Stadt Leipzig z.B. in die Lukas- oder Michaeliskirche führen. So<br />

etwas kann aber nicht gewollt sein, da man dann wieder am Anfang steht <strong>und</strong> vor noch schwierigeren<br />

Problemen.<br />

6. Zur Person Wonneberger machte Auerbach deutlich, daß die Landeskirche um die Person <strong>und</strong> dem<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Problemen weiß. Sie ist gewillt, sich mit Wonneberger „kämpferisch“<br />

auseinanderzusetzen, um ihn auf den richtigen Weg zu bringen. Vor Wonneberger <strong>und</strong> diesen Leuten<br />

habe die Kirche keine Angst. Sie ist dem gewachsen. Auch wenn sich die Kirche mit Wonneberger hart<br />

auseinandersetzt, wird sie aber auch gleichzeitig für diesen Mann bis zuletzt eintreten.<br />

Im Verlaufe des Gesprächs, daß trotz des ernsten Anlasses in einer sachlichen <strong>und</strong> vertrauensvollen<br />

Atmosphäre verlief, äußerten die kirchlichen Vertreter nachfolgende Meinung:<br />

OKR Auerbach<br />

Was manche Personen vor der Nikolaikirche versuchen zu veranstalten, also außerhalb der Kirche, ist<br />

nicht die Folge von dem, was in der Kirche gesagt wurde. Die Gruppen sind untereinander uneins <strong>und</strong><br />

zersplittert. Die Kirche steht damit vor einer schwierigen Situation. Viele Pfarrer aus Leipzig kennen die<br />

Friedensgebete in der Nikolaikirche nicht, da sie diese noch nie besucht haben.<br />

Sup. Richter<br />

Nach seiner Meinung wird aus der Gesamtproblematik ein Generationsproblem, vor allem in bezug auf<br />

die Jugend, sichtbar. Man sollte gemeinsam über die Ursachen nachdenken. Tut man dies nicht, können es<br />

morgen schon mehr Straftaten sein. Die Generation heute denkt anders als die in den 50er Jahren. Die<br />

Kirche hat es mit Menschen zu tun. Dort, wo Menschen sind, besteht auch eine Bandbreite von<br />

Meinungen. Ein Gr<strong>und</strong>konsens zu den Fragen Frieden, Gerechtigkeit <strong>und</strong> Bewahrung der Schöpfung ist<br />

erreicht. Es gibt aber auch Leute, die dort nicht stehen bleiben wollen, die mehr <strong>und</strong> weiter gehen<br />

möchten. Die Situation am letzten Montag vor der Nikolaikirche, hervorgerufen durch Polizei <strong>und</strong> andere<br />

Kräfte, war für ihn beängstigend. Es geht ihm darum, daß die Stimmung nicht weiter angeheizt wird. Nach<br />

seiner Meinung fehlen die staatlichen Initiativen, die diese Aktivitäten auffangen bzw. Gesprächspartner<br />

für diese jungen Leute in den Gruppen organisieren. Nach seinem Wissen steht auch 1989 wiederum ein<br />

„Pleißemarsch“ ins Haus. Wo ist der Kulturb<strong>und</strong>, der diese Aktivitäten kompensiert?<br />

Sup. Magirius<br />

Die Kirche hat nur die Möglichkeit, mit diesen Leuten zu reden. Gesprächskontakte mit den Gruppen sind<br />

weiter notwendig. Man sollte die Gruppen sich nicht selbst überlassen. Nach seiner Meinung redet sonst<br />

niemand mit diesen Personen. Sie sind aber da. Hinsichtlich der Einflüsse: Sie sind nicht allein nur vom<br />

Westen gegeben. Aus den sozialistischen Ländern kommen Neuerungen, über die in den Gruppen geredet<br />

<strong>und</strong> diskutiert wird. Es sind Fragen, die das tägliche Leben berühren. Es wird alles getan, um die<br />

Friedensgebete in der Nikolaikirche wieder zu dem zu machen, was sie früher waren. In diesem<br />

Zusammenhang äußert er die Bitte, die gesellschaftlichen Kräfte zukünftig nicht mehr so präsent in<br />

Erscheinung treten zu lassen. Am 28.01.1989 habe auch Rechtsanwalt Schnur noch einmal mit dem<br />

betreffenden Personenkreis zur juristischen Sachlage geredet. Dabei ist deutlich geworden, daß dies bei<br />

einigen Personen auf einen schwierigen Boden fällt, d.h., daß sie sich ihres Fehlverhaltens nicht bewußt<br />

werden wollen.<br />

Zum Abschluß wurde durch den Stellvertreter für Inneres auf die jüngsten einseitigen<br />

Abrüstungsinitiativen in der DDR <strong>und</strong> der anderen sozialistischen Länder verwiesen. Dabei wurde<br />

hervorgehoben, daß diese Initiativen auch unter den Amtsträgern bzw. unter den Friedensgruppen in der<br />

409 Dieser Satz wurde Anlaß für eine Kontroverse in der Leipziger Volkszeitung im Januar 1992 (25./26.01.1992, S.<br />

1+2 <strong>und</strong> Leserbriefe in den folgenden zwei Wochen).<br />

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